Almanach 2017


He­raus­ge­ber: Land­rats­amt Schwarz­wald-Baar-Kreis www.schwarz­wald-baar-kreis.de ­land­rats­amt@schwarz­wald-baar-kreis.de Informationen zum Jahrbuch und seine Inhalte können auch im Internet recherchiert werden: www.almanach-sbk.de Re­dak­ti­on: ­Sven Hinterseh, Land­rat Wil­fried ­Dold, Re­dak­teur Kristina Diffring, Referentin des Landrats Heike Frank, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Kultur und Archiv Susanne Bucher, Leiterin Informations- und Kulturamt Stadt Hüfingen Clemens Joos, Kreis­ar­chi­var Nadja Seibert, Leiterin Stadtmarketing St. Georgen ­Für ­den In­halt ­der Bei­trä­ge ­sind ­die je­wei­li­gen Au­to­ren ver­ant­wort­lich. Nach­dru­cke ­und Ver­viel­fäl­ti­gun­gen je­der ­Art wer­den ­nur ­mit Ein­wil­li­gung ­der Re­dak­ti­on ­und un­ter An­ga­be ­der Fund­stel­le ge­stat­tet. Gestaltung: Wilfried Dold, dold.verlag Verlag: dold­.ver­lag, Vöh­ren­bach 2017 www.dold­ver­lag.de Druck: Todt Druck + Medien ­ GmbH + Co. KG Vil­lin­gen-Schwen­nin­gen ISBN: 978-3-927677-92-0 Rechte Seite: Beim Straßenmusiksonntag 2016 in Bräunlingen – Kleinkunst und Musik mitten in einer malerischen Altstadt. Hier vor der katholischen Stadtkirche. 2



Inhalt 4 Aus dem Kreisgeschehen Prägende Ereignisse: Von Breitband bis Lernfabrik Das Jahr 2016 war für den Schwarzwald-Baar-Kreis ein sehr ­ abwechslungsreiches und intensives Jahr. Selten gab es ein Jahr, in dem so viele unter- schiedliche Veranstaltungen ­ durch­ geführt wurden. Vor allem in den Sommermonaten waren einige Highlights in unserem Veranstaltungskalender zu finden. Wir konnten Jubiläen feiern, neue Einrichtungen er- öffnen und die ­ Bürgerinnen und Städte und Gemeinden Donaueschingen feiert Neugestaltung des Residenzbereiches 24 Mit dem großen Donauquell- Fest am 25. und 26. Juni 2016 hat Donau­ eschingen den Abschluss einer Baumaßnahme gefeiert, die landesweite Beachtung fand: Der ­ Residenzbereich der Baar-Stadt rund um die histo- rische Donauquelle und den Kirchplatz St. Johann wurde in den vergangenen drei Jahren neu gestaltet. Die Sanierung ist rundum gelungen, das bestäti- gen Besucher aus aller Welt. Bürger über unsere vielseitigen Tätigkeits­felder informieren. Dazu gehört auch die Breitband- versorgung, das schnelle Inter- net für den gesamten Landkreis. Mit der Eröffnung des kreis- weiten Glasfasernetzes für den Bereich Schonach im Juli 2016 wurde im Beisein von EU-Kom- missar Günther Oettinger und Minister Thomas Strobl der Startschuss für eine kreisweite Offensive gegeben. 64


5 Inhalt Da leben wir Auf Besuch bei Kräuterbäuerin Veronika Ruf 76 Schmecke die Heimat… Kräuter aus dem Schwanen- bach: Der Tee von ­ Veronika Ruf enthält ausschließlich wertvolle Blüten und ­ Blätter, die reich an Aromen und Wirkstoffen sind. ­ Liebevoll ­ geerntet, getrocknet und verarbeitet bleiben sie als Ganzblattware erhalten. Die ­ Kräuterbäuerin: „Den Un- terschied kann man sehen, riechen und schmecken.“ Inhaltsverzeichnis 2 Impressum 8 Heimat gibt Sicherheit. Der Schwarzwald-Baar-Kreis – ein Ort der beides bietet! / Sven Hinterseh 1. Kapitel / Aus dem Kreisgeschehen 10 Von Breitband bis Lernfabrik – Zahlreiche Veranstaltungen, Jubiläen und Ereignisse prägen die Kreispolitik / Sven Hinterseh 24 Breitbandausbau: Die Welt – Eine Millisekunde entfernt / Katrin Merklinger 30 25 Jahre Amt für Abfallwirtschaft / Martin Fetscher 41 20-jährige Partner­ schaft mit dem Komitat Bács-Kiskun / Daniela Schneider 45 Integrierte Leitstelle mit modernster Technik / Marc Eich 50 Fürsorge und Betreuung im Palliativzentrum / Roland Sprich 58 Hospizarbeit im Schwarzwald-Baar-Kreis / Roland Sprich 2. Kapitel / Städte und Gemeinden 64 Donaueschingen feiert die Neugestaltung des Residenzbereiches / Heinz Bunse 3. Kapitel / Da leben wir – Daheim im Schwarzwald und auf der Baar 76 Veronika Ruf / Elke Schön 90 Jochen Cabanis / Nils Fabisch 94 Tobias Fritzsche / Nathalie Göbel 100 Anja Teubert / Nathalie Göbel 106 Joachim Wöhrle / Dieter Wacker 112 Bianca Fattler / Christina Nack 120 Peter Lendle / Stephanie Jakober 4. Kapitel / 48. Breitengrad 126 Entlang einer unsichtbaren Linie / Bernward Janzing 5. Kapitel / Wirtschaft 148 Schwarzwaldhof in Blumberg: Schwarzwälder Schinken ist sein Aushängeprodukt / Bernhard Lutz 158 Bauunternehmung Hermann gefragter Partner bei Großprojekten / Matthias Winter 166 Wenn der Kuckuck ruft – Hubert Herr Kuckucksuhren aus Triberg / Barbara Dickmann 172 Wo „Aldi“-Waren im Discounter-Regal herkommen / Wolfgang Losert 6. Kapitel / Geschichte 180 Wenn Gräber Geschichte(n) erzählen / Daniela Schneider 198 Werner Breithaupt: Vom Dorf zur NASA / Dr. Joachim Sturm 3025 Jahre Amt für Abfallwirtschaft / Martin Fetscher 4120-jährige Partner­


6 Inhalt Schwerpunkt Getreidemühlen Auf den Spuren der letzten Getreidemühlen Geschichte Wenn Gräber Geschichte(n) erzählen Schwerpunkt 48. Breitengrad Entlang einer unsichtbaren Linie unterwegs 126 218 180 Früher gab es in jedem Bauern­ dorf mindestens eine Mühle, denn das Getreide wurde noch mit Pferdefuhrwerken trans- portiert und darum durften die Entfernung nicht allzu groß sein. Auch der Schwarzwald- Baar-Kreis war mit Mühlen ge- säumt. Die meisten sind heute stillgelegt oder verschwunden, manche machten eine musea- le Karriere, so die Untere Mühle in Burgberg. Orte der Erinnerung gibt es viele im Schwarzwald-Baar- Kreis. Zu den bemerkens­ wertesten unter ihnen zählt ohne Zweifel der Alte Friedhof in Schwenningen. Hier, an diesem ruhigen Platz im Grü- nen, treffen Geschichte und Geschichten aufeinander. Auf dem Friedhof entdeckt man Spuren des alten Schwen- ningens, wird auch Uhrenge- schichte lebendig. Er ist unsichtbar und dennoch da: In der Nähe des Steinbergs bei Furtwangen-­Neukirch erreicht der 48. Breitengrad den Schwarz- wald-Baar-Kreis, geht nahe der Kalten Herberge vorbei, touchiert das Wintereck bei Urach, streift die Ruine Neufürstenberg in Hammer­ eisenbach und zieht durch Tannheim, ehe er hinter Öfingen den Landkreis wieder verlässt. Unsere Spurensuche er- folgt zu Fuß und auf dem Fahrrad. 126218


7 Inhalt Freizeit Die Kletterwelt des Schwarzwald- Baar-Kreises 202 Die Kaiserurkunde Ludwigs des Frommen / Clemens Regenbogen 210 Das Friedrichskrankenhaus in Villingen ist saniert / Andreas Flöß 7. Kapitel / Auf den Spuren der Getreidemühlen 218 Die Kutmühle in Villingen / Christina Nack 224 Die Götz-Mühle in Burgberg / Christina Nack 226 Die Untere Mühle in Königsfeld-Burgberg / Christina Nack 234 Die Mühllehen-Mühle in Buchenberg / Christina Nack 8. Kapitel / Kunstgeschichte 237 Wo Hüfinger Geschichte und Kunst lebendig bleiben / Hermann Sumser 240 Weggefährten / Ariane Faller-Budasz 9. Kapitel / Natur und Umwelt 246 Wolfssichtung auf der Baar / Wolf Hockenjos 254 Die Esche – Baumserie Teil 11 / Wolf Hockenjos 10. Kapitel / Freizeit 260 Illustre Reise in die Kletterwelt des Schwarzwald- Baar-Kreises / Martin Kramer 271 U(h)rwaldpfad Rohrhardsberg / Johannes von Stemm 274 Vom Lupfen, dem „König der Baar“ / Wolf Hockenjos 11. Kapitel / Sport 280 Skiclub Urach / Ramona Larzhal 288 Reiterfamilie Krieg / Christina Nack 12. Kapitel / Gastlichkeit 294 Treffpunkt der Alltagsheld*innen / Nadja Seibert 298 Ein Stückchen von der „Grünen Insel“ / Franziska Furtwängler 302 Gasthaus Wilhelmshöhe / Claudius Eberl 13. Kapitel / Musik 307 „Jazzkeller“ in Villingen / Friedhelm Schulz 14. Kapitel / Kunst und Kultur 310 Die „Kronenlichtspiele“ in Triberg / Barbara Dickmann Anhang 315 Almanach-Magazin 317 Bevölkerungsentwicklung im Schwarzwald-Baar-Kreis, Arbeitslosigkeit in Prozentzahlen, Orden und Ehrenzeichen 318 Bildnachweis 319 Die Autoren und Fotografen unserer Beiträge 320 Ehrenliste der Freunde und Förderer Klettern – geht das überhaupt im Schwarzwald-Baar-Kreis? Ja,natürlich! Und die Kletterer sind nicht nur an Felsen wie Heidenstein und Teufelsfel- sen bei Triberg unterwegs. Wann begann das Klettern an unseren Felsen? Und wie betreiben die Kletterer ihren Sport heute? Der Beitrag eines erfahrenen Kletterers beleuchtet die überaus leben- dige Szene von innen. 260


8 Zum Geleit Liebe Leserinnen und Leser, üblicherweise verbindet man mit dem Begriff Heimat den engeren Lebensbereich, also die Gemeinde, in der man geboren und aufgewach- sen oder zu Hause ist, oder aber die Landschaft, in der man lebt – den Schwarzwald oder die Baar. Dass der Schwarzwald-Baar-Kreis nach der Kreisreform vor über 40 Jahren Heimat für viele wurde, ist vor allem ein Verdienst meiner bei- den Vorgänger Dr. Rainer Gutknecht und Karl Heim. Sie haben den Almanach geboren und ihn ständig weiterentwickelt. So können wir nun bereits seit über 40 Jahren unseren Landkreis im Schwarzwald-Baar-Jahrbuch in ­ seiner vollen Schönheit, seiner reichen Geschichte und seiner vielfältigen Natur darstellen. Unser Schwarz- wald-Baar-Jahrbuch trägt somit seit über 40 Jahren mit dazu bei, ein Kreisbewusstsein zu schaffen und den Menschen eine ­ emotionale Beziehung zum Schwarzwald-Baar-Kreis zu ermöglichen. Heimat gibt immer auch ein Stück Sicherheit. Ein hohes Gut, das in Zeiten fortschreitender Digitalisierung und einer sich immer schneller verändernden globalen Welt, mit ständig stei- genden und sich wechselnden Anforderungen, sei es im beruflichen, aber auch im privaten Bereich, noch weiter an Bedeutung gewinnt. Si- cherheit, die wir gut gebrauchen können in einer Welt, deren Konfliktpotenzial uns jeden Tag über die Medien verdeutlicht wird. Immer schneller werden Nachrichten über die verschiedenen Kanäle verbreitet – die Digitalisierung ist gegen- wärtig der wichtigste Trend; in den Medien, den Unternehmen und auch im Privatleben. Die Arbeitswelt steckt (mal wieder) im Umbruch. Traditionsunternehmen, wie es sie auch zahlreich im Schwarzwald-Baar-Kreis gibt, besitzen gewachsene Strukturen und Orga- nisationseinheiten, mit denen sie bereits seit vielen Jahrzehnten bestehen. Für sie gilt es nun, bei den Herausforderungen der digitalisierten und vernetzten Industrie, Flexibilität, außer- gewöhnliche Ansätze und Innovationskraft zu zeigen. Hierbei wollen wir die ortsansässigen Unternehmen bestmöglich unterstützen, indem wir eine flächendeckende Breitbandversorgung schaffen und somit deren Wettbewerbsfähig­ keit sichern. Digitalisierung ist die große Herausforderung unserer Zeit und birgt auch ­ Risiken, sie bietet jedoch ebenso große Chancen. In diesen Zeiten des Umbruchs schenkt uns der überschaubare Bereich der engeren Heimat, in dem man die Menschen, die Gepflogenheiten, die wirtschaftlichen Gegebenheiten und die sozialen Normen kennt, eine gewisse Gebor- genheit und somit auch Sicherheit. Der Schwarzwald-Baar-Kreis bietet neben seinen vielen anderen Vorzügen eine sichere Heimat, – auch ein Standortvorteil, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Auch im 41. Jahr des Bestehens unseres Schwarzwald-Baar-Jahrbuchs darf ich wieder den vielen treuen und großzügigen Förderern und Sponsoren sowie den zahlreichen fleißigen Autoren und Fotografen danken, mit deren ­ Hilfe es erneut gelungen ist, eine Publikation mit einem vielfältigen Themenspektrum zu einem fairen Preis herauszugeben. Ich würde mich freuen, wenn Ihnen auch die 41. Ausgabe eine anregende Lektüre bietet und der Almanach noch viele weitere lesefreudige Freunde findet. Ihr Sven Hinterseh Landrat Heimat gibt Sicherheit Der Schwarzwald-Baar-Kreis – ein Ort der beides bietet!


9 Inhalt Im Häs daheim: Kleine Alt-Villingerin – geborgen in der vertrauten Stadt.


­­­­­10 Von Breitband bis Lernfabrik Zahlreiche Veranstaltungen, Jubiläen und Ereignisse prägen die Kreispolitik von Landrat Sven Hinterseh Rolf Breisacher, Bürgermeister Gütenbach Jochen Cabanis, Zweckverbands- geschäftsführer Robert Strumberger, Bürgermeister Vöhrenbach Martina Braun, Landtags- abgeordnete (Grüne) Karl Rombach, Landtags- abgeordneter (CDU) Thomas Strobl, stv. Minister- präsident und Minister für Inneres Jürgen Roth, stv. Zweckver- bandsvorsitzender und Bürgermeister Tuningen Christian Wörpel, Bürgermeister Schönwald Bernhard Kaiser, Bürgermeister Donaueschingen Felix Stiegeler, Netz- betreiber 2016 war für den Schwarzwald-Baar-Kreis ein sehr ­ abwechslungsreiches und ­ intensives Jahr. Vor allem in den Sommermonaten prägten gleich einige Highlights unseren Veranstaltungskalender: Wir konnten Jubiläen feiern, neue Einrichtun- gen eröffnen und über unsere vielseitigen Tätigkeits­ felder informieren. Sicher mit ­ herausragend: In Schonach wurde im Beisein von EU-Kommissar Günther Oettinger und Minister Thomas Strobl der zentrale Technikstandort (PoP) und das ­ örtliche Glasfasernetz im Rahmen der Breitband-Offensive des Landkreises in Betrieb ­genommen. ­­­­­10 Bernd Bichl, Stadt Villingen- Schwenningen 1. Kapitel – Aus dem Kreisgeschehen


­­­­­11 XXX Günther Oettinger, EU-Kommissar für die Digitale Wirtschaft und Gesellschaft Sven Hinterseh, Landrat und Zweckverbands- vorsitzender Thorsten Frei, Bundestags- abgeordneter (CDU) Fritz Link, Bürgermeister Königsfeld Jörg Frey, Bürgermeister Schonach Markus Keller, Bürgermeister Blumberg Andreas Braun, Bürgermeister Unterkirnach Karl Heim, Landrat a. D. Inbetriebnahme des kreisweiten Glasfasernetzes für den Bereich Schonach, v. links: Stellvertretender Zweckverbandsvorsitzender Jürgen Roth, Minister Thomas Strobl, MdL Karl Rombach, Bürgermeister Jörg Frey, MdL Martina Braun, Zweckverbandsgeschäftsführer Jochen Cabanis, Landrat und Zweckverbandsvor- sitzender Sven Hinterseh, EU-Kommissar Günther Oettinger, Netzbetreiber ­ Felix Stiegeler und MdB Thorsten Frei. Alexander Knobel, Firma Stiegeler Josef Herdner, Bürgermeister Furtwangen Rudolf Fluck, Bürgermeister Mönchweiler


Aus dem Kreisgeschehen ­­­­­12 20 Jahre Partnerschaft mit dem Komitat Bács-Kiskun Die Partnerschaft zwischen dem ungarischen Komitat Bács-Kiskun und dem Schwarzwald- Baar-Kreis feierte im Juni ihr 20-jähriges Jubi- läum. Eine Delegation des Kreistages reiste aus diesem Anlass nach Ungarn. Bei der viertägigen Reise besuchte die Reisegruppe in Budapest das Parlament und konnte sich mit dem Par- lamentsabgeordneten und dem ehemaligen Komitats­ präsidenten Gabor Banyai austau- schen. In Kecskemét besuchten kleine Delega­ tionen parallel die Hochschule Kecskemét sowie die Feuerwehr. Der offizielle Festakt anlässlich der 20-jähri- gen Partnerschaft fand im Schloss Hajós statt. Genau 20 Jahre und neun Tage waren seither vergangen, als am 24. Mai 1996 der ehemalige Komitatspräsident, Dr. László Balogh gemein- sam mit Landrat i. R. Dr. Rainer Gutknecht und Landrat a. D. Karl Heim im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis die Partnerschaftsurkunde feierlich unterzeichnet und somit die Freundschaft formell geschlossen haben. Ziel der partnerschaftlichen Beziehung zwischen dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Komitat Bács-Kiskun ist es, „durch Vertie- fung der Kontakte zwischen den Bürgerinnen und Bürgern sowie durch das tiefere gegen- seitige Kennenlernen der beiden Kulturen und die Schaffung eines weitverzweigten Kontakt­ systems zum Ausbau eines einheitlichen, offe- nen und solidarischen Europas beizutragen.“ Aufgrund der zahlreichen gemeinsamen Ak- tivitäten ist dies bisher bestens erfüllt worden und in Zukunft werden wir auch genauso weiter verfahren und die Zusammenarbeit möglichst Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft mit dem Komitat Bács-Kiskun reiste eine Delegati- on des Kreistages unter Leitung von Landrat Sven Hinterseh im Juni nach Ungarn. Das Foto entstand bei der ­ feier­ lichen Übergabe eines Kunstwerkes mit Motiven aus dem Landkreis. Eine Skulptur aus Ulmenholz von Zeljko Rusic aus Königsfeld überreichte der Landkreis dem Komitat ­ Bács-­ Kiskun aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft.


Von Breitband bis Lernfabrik noch mehr intensivieren. So ist seit Kurzem ein Kontakt zwischen der Behindertenschule in Baja und dem Schwarzwald-Baar-Kreis entstanden. Auch die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Brand- und Katastrophenschutz und der Feu- erwehren hat sich noch verstärkt. Tag der offenen Tür bei der neuen Straßenmeisterei in Hüfingen Anfang Juni wurde unsere neue Straßenmeis- terei in Hüfingen offiziell eingeweiht. Dabei hatten die Bürgerinnen und Bürger bei einem Tag der offenen Tür die Gelegenheit, den Neu- bau, Fahrzeuge und Geräte zu besichtigen, oder sich über den Straßenbau und die Straßenun- terhaltung zu informieren. Die neue Straßen- meisterei wurde bereits 2015 fertiggestellt und durch die Mitarbeiter nach 18-monatiger Bau- zeit im September 2015 bezogen. Der neue Standort der Straßenmeisterei am Verkehrsknoten B 31/B 27 ist für die Einsätze ideal gelegen und bietet in einem kompakten Gebäude für Straßenmeister Achim Hall mit seinen 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ideale Arbeitsbedingungen. Arbeits- und So- zialräume, Werkstatt, Fahrzeughalle und ein Tierseuchenbekämpfungszentrum sind unter einem Dach vereint. Der selbstbewusst gestaltete Gebäudekom- plex mit einer Abmessung von 62,5 auf 54 Meter wurde vom Ingenieurbüro IBS Schweizer aus Blumberg geplant und hat rund 5,2 Millionen Euro gekostet. Die Investition war ein richtiger Schritt, denn bisher war die Straßenmeisterei zur Miete in desolaten Landesgebäuden in Donaueschingen innerhalb eines Wohngebiets untergebracht. Mit dem modernisierten Bun- desgehöft in Villingen, dem neuen Stützpunkt auf dem Neueck bei Furtwangen und der neuen Straßenmeisterei in Hüfingen ist die Straßen- bauverwaltung jetzt bestens aufgestellt. Landrat i. R. Dr. Rainer Gutknecht feiert seinen 85. Geburtstag Am 1. Juni feierte der erste Landrat des 1973 ge- gründeten Schwarzwald-Baar-Kreises, Dr. Rainer Gutknecht, seinen 85. Geburtstag. Aus diesem Anlass lud der Schwarzwald-Baar-Kreis zu einem Empfang in das Landratsamt ein. Dr. Gutknecht wurde in diesem Rahmen die Verdienstmedaille Starke Beachtung fand der Tag der offenen Tür bei der neuen Straßenmeisterei in Hüfingen. Hunderte von Besuchern informierten sich über den Neubau und die technischen Möglichkeiten bei ­ Straßenbau und Straßen- unterhaltung.


­­­­­14 Aus dem Kreisgeschehen des Schwarzwald-Baar-Kreises in Gold für sein herausragendes Engagement für den Landkreis verliehen. Rund 90 geladene Gäste, darunter langjährige Wegbegleiter sowie Bürgermeister und Kreisräte, nutzten die Gelegenheit und gra- tulierten ihm persönlich. Der Bau des heutigen Landratsamtes in VS-Villingen, Am Hoptbühl 2, wurde durch Landrat i. R. Dr. Rainer Gutknecht verwirklicht. Zudem hatte er einige Herausforderungen zu bewältigen, wie beispielsweise die Zusammen- führung der Landratsämter Donaueschingen und Villingen zu einer Einheit. Der Schulbereich hatte für Landrat Dr. Rainer Gutknecht stets oberste Priorität. Viele der heute bestehenden Kreisschulen entstanden in den 1970er- und 1980er-Jahren unter seiner Führung. Die Partnerschaft mit dem ungarischen Komitat Bács-Kiskun, die sich aus einem Schü- leraustausch zwischen der Landesberufsschule und einer vergleichbaren Schule in Kecskemét in Ungarn entwickelte, wurde durch Dr. Rainer Gutknecht und dessen Nachfolger Landrat Karl Heim besiegelt. Zahlreiche Pionierleistungen Das Kreiskrankenhaus Donaueschingen ­ ent­ wickelte sich unter Landrat Dr. Rainer Oben: Geburtstags-Talk-Runde aus Anlass der Feierstunde im Großen Sitzungssaal des Landrats­ amtes, v. links: Erster Landesbeamter Jo- achim Gwinner, Alt-Kreisrat Rüdiger Schell (SPD), Moderator xxx xxxxx, Landrat a.D. Dr. Rainer Gut- knecht und xxxxx xxxxxx. Rechts: Ein reich bebildertes Fotoalbum zu Stationen seiner Amtszeit überreichte der Schwarzwwald-Baar-Kreis dem Jubilar, v. links: Landrat Sven Hinterseh, Landrat a.D. Karl Heim, Landrat a.D. Dr. Rainer Gutknecht und Erster Lan- desbeamter Joachim Gwinner. Landrat i. R. Dr. Rainer Gutknecht erhält von Landrat Sven Hinterseh die Goldene Verdienstmedaille des Schwarzwald-­Baar-Kreises verliehen.


­­­­­15 Von Breitband bis Lernfabrik ­ Gutknecht zu einer anerkannten Einrichtung. Zu­ dem baute er eine moderne Abfallwirtschaft auf, die am 1. Juli ebenfalls mit dem 25. Jubiläum des Amtes für Abfallwirtschaft gefeiert werden konnte. Die Abfallentsorgung ging in die Regie des Landkreises über, ein Abfallwirtschaftsamt wurde geschaffen und die beiden Deponien in Hüfingen (1975) und Tuningen (1978) eröffnet. Im Sozialbereich lag Dr. Rainer Gutknecht insbe- sondere die Familien- und Jugendfürsorge am Herzen. Während der 23 Jahre als Landrat leiste- te er unter anderem Pionierarbeit, indem er die heutige Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche einrichtete. 1991 wurde das neue Landratsamtsgebäude „Am Hoptbühl 2“ am 8. November eröffnet, zwölf lange Jahre, nachdem die Grundsatzent- scheidung gefallen war. Auch nach 25 Jahren hat das Gebäude nichts von seiner Offenheit, Wärme und Strahlkraft verloren, ganz im Ge- genteil: Es ist nach wie vor zeitlos und modern. Wer sich für die Architektur des Landratsamtes interessiert, kann im Almanach 1993 mehr er- fahren (abrufbar unter www.almanach-sbk.de). Gutknechts ganz großes Verdienst ist aber das „Zusammenschweißen“ der früher selbst- ständigen Kreise Villingen und Donaueschingen zu einer eigenständigen, neuen Einheit – dem Schwarzwald-Baar-Kreis. Ein augenscheinliches Merkmal für das Ringen um ein neues Kreisbe- wusstsein ist die Etablierung des Jahrbuches „Almanach“. Dr. Rainer Gutknecht rief im Jahr 1976 den Kreisalmanach ins Leben, der 1977 erstmals erschien und den wir mit dem Jahres- band 2017 nunmehr in der 41. Ausgabe vorlegen können. Oben: Bei einer Gesprächsrunde mit Dr. Rainer Gut- knecht und langjährigen Weggefährten erfuhren die Gäste so manche Anekdote aus der Amtszeit des ehemaligen Landrats. Von links: Erster Landesbeamter Joachim Gwinner, Dr. Rüdiger Schell, Moderator Pro- fessor Dr. Ralf Trautwein, Dr. Rainer Gutknecht und Professor Eberhard Trumpp. Rechts: Ein Fotoalbum zu Stationen seiner Amtszeit überreichte der Schwarzwald-Baar-Kreis. V. links: Landrat Sven Hinterseh, Landrat a. D. Karl Heim, Land- rat i. R. Dr. Rainer Gutknecht und Erster Landesbeamter Joachim Gwinner.


­­­­­16 Aus dem Kreisgeschehen Zweiter Blaulichttag voller Erfolg Im Schwarzwald-Baar-Kreis gibt es eine große Bandbreite ehrenamtlichen Engagements. In vielen Vereinen und Organisationen sind Ehren- amtliche tätig und tragen mit ihrer Arbeit mit dazu bei, dass unser Gemeinwesen gut funktio- niert. Ehrenamtlich Tätige bilden eine wichtige Säule unserer Gesellschaft. Beim zweiten Blau- lichttag in und um das Landratsamt war wieder zu sehen, was die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die in den unterschiedlichen Blau- lichtorganisationen im Schwarzwald-Baar-Kreis tätig sind, das ganze Jahr über leisten. Acht Hilfsorganisationen präsentierten sich am 12. Juni beim Landratsamt in VS-Villingen. Das Motto lautete dieses Mal „Und Morgen mit Dir“ und stellte damit die Nachwuchsarbeit der Hilfsorganisationen in den Mittelpunkt. Am Blaulichttag beteiligten sich das Technische Hilfswerk, die Bergwacht, die Feuerwehren im Schwarzwald-Baar-Kreis, die DLRG, die Malte- ser, das Deutsche Rote Kreuz, die Bundeswehr sowie die Polizei. Insgesamt waren an diesem Tag zirka 150 Personen im Einsatz und konnten mehreren tausend Besuchern ihre Arbeit vor- stellen. Uns war es wichtig, die Wertschätzung gegenüber unseren Hilfsorganisationen zu vermitteln, die zu einem Großteil durch das Eh- renamt getragen werden. Bereits im Nachgang zum erstmals 2013 durchgeführten Blaulichttag war deutlich geworden, dass es den Blaulicht- organisationen ein Anliegen war, ein Schau- fenster für die Präsentation ihrer Tätigkeiten zu erhalten. Der Glasfaser-Landkreis nimmt den Betrieb auf Am 9. Juli ist mit Schonach die erste Gemeinde im Schwarzwald-Baar-Kreis an das interkom- munale Glasfasernetz des Zweckverbands Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar an- geschlossen worden. Für dieses große Ereignis ließen es sich EU-Kommissar Günther Oettinger und Baden-Württembergs stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl nicht nehmen, zu uns in den Schwarz- wald-Baar-Kreis zu kommen. Beide hoben bei der Feierstunde in Schonach im Haus des Gastes hervor, welch herausragende Bedeutung das Glasfasernetz hat. Die neue digitale Infrastruktur ist eine wichtige Lebensader – die Inbetriebnahme des Glasfasernetzes ein großer Meilenstein für den Schwarzwald-Baar-Kreis. Sowohl für die Bürge- rinnen und Bürger als auch für die Wirtschaft der Region. Sie ist durchaus vergleichbar mit Früh übt sich – beim Blaulichttag am 12. Juni beim Landratsamt demonstriert auch der Nachwuchs sein Können.


­­­­­17 Von Breitband bis Lernfabrik der Inbetriebnahme der Schwarzwaldbahn im 19. Jahrhundert oder der Autobahn A 81 in den 1970er-Jahren. Das Vorhalten dieser wichti- gen Infrastruktur wird letztlich auch über die Zukunftsfähigkeit unseres Wohn- und Arbeits- standortes hier im Schwarzwald-Baar-Kreis mit­ entscheiden (siehe dazu auch S. 24). Gesundheitsamt in neuen Räumen Seit diesem Frühjahr sind das Gesundheitsamt sowie die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche (BEKJ) und der Frühförderverbund (IFF) in neuen Räumen untergebracht. In dem neu sanierten ehemaligen Krankenhaus der Stadt Villingen in der Herdstraße 4 in VS-Villin- gen finden die Ämter beste Arbeitsbedingungen vor (siehe dazu S. 210). Bei einem Tag der offe- nen Tür konnten sich Besucherinnen und Besu- cher am 10. Juli einen Eindruck von den neuen Räumen verschaffen. Zudem feierte die BEKJ ihr 40-jähriges Jubi- läum. Die BEKJ ist im Schwarzwald-Baar-Kreis eine feste Institution. 1976 wurde sie nach einem Kreistagsbeschluss und durch das vor- angegangene große Engagement von Landrat i. R. Dr. Rainer Gutknecht in VS-Villingen offiziell in Betrieb genommen. Der Diplom-Psychologe Roland Stieber, Leiter der Einrichtung bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2007, startete mit zunächst drei weiteren Fachkräften und einer Verwaltungsfachkraft in der Herdstraße 7 in VS-Villingen. 1978 bereits wurden aufgrund der großen Nachfrage im gesamten Landkreis die beiden Außenstellen in Donaueschingen und Furtwan- gen eingerichtet mit jeweils zwei Fachkräften und einer Verwaltungskraft. Diese existieren in den gleichen Räumlichkeiten mit unverän- dertem Personalschlüssel auch heute noch und sind gut vernetzt aus dem Sozialraum nicht mehr wegzudenken. 2008 übernahm der langjährige Mitarbeiter der BEKJ, Diplom-­ Psychologe Friedhelm Chudziak die Leitung der Beratungsstelle. Er ging 2013 in den Ruhestand. Seit 2014 ist Diplom-Psychologin Gertrud Moser die neue Leiterin der BEKJ. Die Gesamteinrichtung betreut jährlich weit mehr als 1.000 Familien aus dem gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis. Zusammen mit den Beratungsangeboten der freien und kirchlichen Träger, mit denen eine enge Kooperation be- steht, gibt es eine breit gefächerte Wahlfreiheit für alle Familien, die im Landkreis Beratung suchen. Alt-Kreisrat Lukas Duffner bei der Inbetriebnahme des Glasfasernetzes in Schonach im Gespräch mit EU-Kommissar Günther Oettinger. Tag der offenen Tür beim Gesundheitsamt sowie der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche (BEKJ).


­­­­­18 Aus dem Kreisgeschehen 40 Jahre Christy-Brown-Schule Die Christy-Brown-Schule feierte am 14. Juli an einem besonderen Ort – in einem Zirkuszelt – ihren 40. Geburtstag. Das Lehrerteam um Schul- leiterin Marianne Winkler organisierte eine Jubiläumsfeier, die vor allem die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellte. Wie kleine Kinder einmal groß werden, so hat auch die Christy-Brown-Schule einmal klein angefangen. 1976 begann mit 17 Schülerinnen und Schülern der Unterricht in den Räumen der kreiseigenen Berufsschule in der Bahnhof- straße 27 in St. Georgen. Die Einrichtung wurde durch den Einsatz von Landrat i. R. Dr. Rainer Gutknecht möglich, der durch die Gründung einer Schule für Körperbehinderte das Son- derschulangebot im Schwarzwald-Baar-Kreis vervollständigen wollte. Später beschlossen der Landkreis Rottweil und der Schwarzwald-Baar- Kreis, dass es an der Zeit sei, einen Neubau zu errichten, der schließlich im September 1985 offiziell eingeweiht werden konnte. Beim Erweiterungsbau, der im März 1993 eingeweiht wurde, war der Landkreis Tuttlingen mit im Boot. Ab 1993 gehörten das Therapiebad und die Turnhalle zum Standard. Und weil es immer noch mehr Schüler wurden, gab es vier Jahre später, im Oktober 1997, eine weitere Fei- er, bei der acht Klassenzimmer und weitere The- rapie- und Differenzierungsräume eingeweiht wurden. Beachtlich war bei der Jubiläumsfeier, was die Christy-Brown-Schüler im Rahmen des Schul­ festes mit ihrer Zirkusvorstellung zeigen konnten. Eine Woche lang bereiteten sie sich mit Artistik, Akrobatik, Clownerie und Zauberei auf ihren großen Auftritt in der Manege vor und begeisterten das Publikum (weitere Infos zur Christy-Brown-Schule gibt es im Almanach 2012 oder unter www.almanach-sbk.de). Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur ein wichtiges Zukunftsthema Es sind aber nicht nur die zahlreichen Veran- staltungen, die das Jahr 2016 prägten. Vor allem beschäftigten wir uns auch mit wichtigen Zu- kunftsthemen wie beispielweise der Verbes- serung unserer Verkehrsinfrastruktur. Bei der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans galt es unbedingt die Maßnahmen des Lücken- schlusses der B 523/B 33 zwischen VS-Villingen und Mönchweiler sowie die Ortsumfahrungen B 27 Blumberg-Zollhaus und Blumberg-Randen in den sogenannten vordringlichen Bedarf zu bringen, um eine Realisierungschance in den nächsten Jahren zu erhalten. Neben der bereits in Bau befindlichen Orts- umfahrung Behla und des vierstreifigen Aus- baus der B 27 zwischen Donaueschingen-Mitte und Hüfingen-Wasserturm sind der Lücken- schluss der B 523/B 33 zwischen Mönchweiler und dem Industriegebiet Herdenen sowie die beiden Ortsumfahrungen Blumberg-Zollhaus und Blumberg-Randen wichtige Straßenbaupro- jekte, die zeitnah umgesetzt werden müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im Landkreis erhalten zu können. Weiter setzten wir uns für die Aufnahme des Ausbaus der Gäubahn in den Bundesverkehrswegeplan ein, um in der längerfristigen Perspektive dann endlich bessere Schienenverbindungen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis nach Stuttgart zu erhalten. Die Glückwünsche des Schulträgers zum 40-jährigen Jubiläum der Christy-Brown-Schule überbrachte Landrat Sven Hinterseh. Schulleiterin Marianne Winkler freute sich über einen Blumengruß. Lehrer und Schüler überraschten die Jubiläumsgäste mit einem bunt gemixten, großartigen Zirkusprogramm. Das Zelt dazu hatten die Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam aufgebaut.


­­­­­19 XXX


­­­­­20 Aus dem Kreisgeschehen Die Elektrifizierung der östlichen Höllental- bahn zwischen Neustadt und Donaueschingen sowie den avisierten Fahrplanwechsel mit dann elektrischen Zügen und umsteigefreien stündli- chen Verbindungen zwischen VS-Villingen und Freiburg ab Dezember 2019 verfolgen wir eben- falls mit Hochdruck. Flüchtlinge integrieren – Info-Comic zu „Ankommen in Deutschland“ Auch die Integration der Flüchtlinge beschäftigt das Landratsamt weiterhin. Die Aufgabenstel- lungen äußern sich heute jedoch in anderer Form als noch vor wenigen Monaten. Während wir in den vergangenen Monaten stets mit der Herausforderung der Unterbringung von Flücht- lingen zu tun hatten, sind wir nun einen Schritt weiter und befassen uns mit der Frage, wie wir die flüchtenden Menschen, die aus anderen Kulturkreisen stammen bei uns integrieren können. Der Schwarzwald-Baar-Kreis hat hierzu verschiedene Ansätze, um darauf eine Antwort geben zu können. Beispielsweise wurde ein Integrationsbeauftragter eingestellt, dessen Aufgabe es unter anderem ist, vor allem die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zu koordinieren sowie Informationen, Helfer und Anlaufstellen sinnvoll miteinander zu vernetzen. Zudem hat das Landratsamt Schwarzwald- Baar-Kreis gemeinsam mit dem Berliner Gra- fikerpaar Heike Reinsch und Titus Ackermann einen Info-Comic mit dem Titel „Ankommen in Deutschland – Informationen für Flüchtlinge“ erstellt. Die Broschüre wird für Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften bereitgehalten und findet bei anderen Landkreisen und Regie- rungspräsidien regen Anklang. Mit dem Info-­ Comic beschreitet der Schwarzwald-Baar-Kreis einen neuen Weg, um mit neu ankommenden Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen, welche Werte und Regeln in Deutschland wichtig sind. Die Publikation wurde in Zusammenarbeit mit den Sozialbetreuern, die täglich in Kontakt mit Flüchtlingen sind, den Heimleitern und der Verwaltung gemeinsam mit dem Illustrator Titus Ackermann und der Gestalterin Heike Reinsch erarbeitet. Dabei gab es insgesamt drei Feedbackschlaufen mit insgesamt rund Der erste Spatenstich zum Ausbau der Bundesstra- ße 27 und der Umfahrung des Hüfinger Ortsteils Behla erfolgte am 14. Juni 2016. An den Schaufeln MdL Martina Braun (von links), Landrat Sven Hinter- seh, MdB Thorsten Frei, Parlamentarischer Staats­ sekretär Norbert Barthle, Verkehrsminister Winfried ­ Hermann, Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, der ehemalige Bürgermeister Hüfingens Anton Knapp, MdL Lars Patrick Berg und Behlas Ortsvorsteher Uwe Schnekenburger.


­­­­­21 Von Breitband bis Lernfabrik 30 Flüchtlingen aus den Gemeinschaftsunter- künften im Schwarzwald-Baar-Kreis, denen die Publikation zur Prüfung vorgelegt wurde. Unter ihnen waren Iraker, Syrer, Pakistaner, Eritreer und Palästinenser. Weitere Rückmeldungen konnte Titus Ackermann von seinen Zeichner- kollegen aus dem Libanon, Ägypten und Algerien einholen, die er bei mehreren Reisen in diese Län- der persönlich kennengelernt hatte. Durch die gemeinsame Arbeit an dem Comic ist ein Mehrwehrt für alle entstanden, denn auf 39 Seiten wurden die wichtigsten Themen, in leicht verständlicher Bildsprache konzentriert. Erreicht werden sollen damit alle Flüchtlinge, insbesondere aber diejenigen, die nicht die gängigen Sprachen lesen können oder sogar Analphabeten sind. Die Texte sind sowohl auf Deutsch, Englisch, Farsi (Persisch) und Arabisch zu lesen. EU-Förderprogramm Interreg bringt Demografiestrategie voran 2013 hat der Kreistag nach einem über einein- halbjährigen Prozess die Demografiestrategie für den Schwarzwald-Baar-Kreis mit zahlreichen Maßnahmen beschlossen. Damit reagierte der Landkreis auf die demografische Entwicklung, auf die älter werdende Gesellschaft und rück- läufigen Einwohnerzahlen. Eine gute Grundlage, um die Demografie- strategie weiter voranzubringen, besteht nun aktuell in der Beteiligung des Schwarzwald-­ Baar-Kreises an der Initiative Demografienetz- werk im Rahmen des EU-Förderprogramms Interreg. Ziel der Initiative ist es, im Austausch untereinander und grenzüberschreitend den demografischen Wandel aktiv zu gestalten. Daran sind neben dem Landkreis die Gemein- den Königsfeld und Tuningen, die Stadt Singen und der Kanton Schaffhausen, mit dem der Schwarzwald-Baar-Kreis, insbesondere im Bil- dungsbereich, eine langjährige Freundschaft pflegt, beteiligt. Interreg ist ein Regionalprogramm der Europäischen Union (EU) zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Mit dem Projekt „Demografie-Netzwerk“ sollen im Rahmen von Interreg V geeignete Gemeinden und Landkreise vernetzt werden. Das Ziel ist, in die Lage versetzt zu werden, um im Austausch untereinander und grenzüberschreitend die kommenden Realitäten aktiv zu gestalten. Auf 39 Seiten hat das Landratsamt gemeinsam mit den Berliner Grafikern Heike Reinsch und Titus Ackermann als Comic dargestellt, was Flüchtlinge über Werte und ­ Regeln in Deutschland unbedingt wissen sollten. Über diese Initia- tive berichtete auch ein Fernsehteam.


­­­­­22 Aus dem Kreisgeschehen Entsprechende Vorhaben von teilnehmenden Partnern sollen, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern und angepassten Strategiepro- zessen, initiiert und umgesetzt werden. Das Projekt ermöglicht es, von den Besten zu lernen, Erfahrungen auszutauschen, zu diskutieren und gewonnene Erkenntnisse auch für andere nutz- bar zu machen. Mit Unterstützung des Beratungsbüros translake, das auch bereits bei der Erarbeitung der Demografiestrategie des Landkreises für uns tätig war, wurde ein Antrag gestellt und für die Laufzeit von Februar 2015 bis Dezember 2018 bewilligt. Schwerpunkt des Vorhabens ist, dass sich die Partner zu konkreten Umsetzungen austauschen, wobei die Verwirklichungen vor Ort – was als „Reallabore“ bezeichnet wird – mit dem Ziel einer langfristigen Wirkung im Mittel- punkt stehen sollen. Der Schwarzwald-Baar-Kreis beteiligt sich nicht nur mit seinem Wissen aus der Erarbei- tung der Demografiestrategie und deren Wei- terentwicklung, sondern mit vier Reallaboren bzw. Einzelprojekten. Dies sind zum einen die Erstellung einer Strukturstudie zur Land- und Forstwirtschaft, die Erstellung einer Tourismus- konzeption, die Weiterentwicklung unserer Wissenswerkstatt sowie Seminare für Ortsvor- steher und Bürgermeister zum demografischen Wandel und seiner Herausforderung. Freundschaftspflege mit dem Kanton Schaffhausen Einen Austausch, wie ihn die Interreg Initiati- ve „Demografie-Netzwerk“ vorsieht, hat der Schwarzwald-Baar-Kreis in diesem Jahr mit dem Besuch einer Delegation des Schwarz- wald-Baar-Kreises im Kanton Schaffhausen im Rahmen des traditionellen Freundschaftstref- fens geführt. Empfangen wurde die Abordnung, bestehend aus Vertretern aller Kreistagsfrak- tionen, des Staatlichen Schulamtes Donaue- schingen sowie des Landratsamtes von Regie- rungsrat Christian Amsler, Vorsteher des Erzie- hungsdepartements des Kantons Schaffhausen. Vonseiten des Kantons Schaffhausen nahmen Dienststellenleitende und Rektoren des Er- ziehungsdepartements sowie die Leiterin der Koordinationsstelle für Außenbeziehungen teil. Die Freundschaftstreffen zwischen den beiden Nachbarn finden jedes Jahr – abwechslungswei- se in der Schweiz und in Deutschland – statt. Sehr von Interesse war für unsere Dele- gation aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis die Besichtigung des „Go tec! Labors“ in Neuhausen am Rheinfall, welches von der Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen (IVS) mit der Intention betrieben wird, dem Fachkräfte- mangel im technischen Bereich entgegenzuwir- ken. Seit 2013 gibt es das Go tec! Labor, mit dem Landrat Sven Hinterseh und Regierungsrat Christian Amsler mit Vertretern der Kreistagsfraktionen und des Kantons Schaffhausen sowie den Kindern im Go tec! Labor in Schaffhausen.


­­­­­23 Ziel, bei Kindern und Jugendlichen vermehrt das Interesse an Technik zu wecken und ihnen und ihren Eltern die Vielfalt an Berufseinstiegsmög- lichkeiten aufzuzeigen. Investition in hochmoderne Lernfabrik An der Gewerbeschule in Villingen-Schwennin- gen können Schüler jetzt die Verbindung von Produktions- und Informationstechnologien ganz praktisch erlernen. Als einzige Schule ohne Schulverbund in Baden-Württemberg erhielt die Gewerbeschule Villingen-Schwenningen für die Einrichtung einer Lernfabrik 4.0 am Standort VS-Schwenningen den maximalen Förderbetrag in Höhe von 500 .000 Euro durch das Land Baden-Württemberg. Der Einsatz der Gewerbeschule Villingen-Schwenningen und des Landratsamtes sowie die Unterstützung der regionalen Wirtschaft haben sich gelohnt. Insgesamt wurden im Jahr 2016 über 1,1 Millionen Euro in die Gewerbeschule investiert, um die Schule fit für das Thema Industrie 4.0 zu machen. Zu den 500. 000 Euro vom Land kamen weitere 525 .000 Euro aus unserem Kreishaus- halt und 100. 000 Euro aus der regionalen Wirt- schaft. Die Lernfabrik an der Gewerbeschule ist für die Ausbildung und Lehre in Elektrotechnik, Mechatronik sowie Automatisierungstechnik eingerichtet. Es wurden Elektrolabore aufge- baut und Schulungsräume geschaffen, um dadurch modellhafte Projekte auch gemeinsam mit der regionalen Wirtschaft umsetzen zu können. Ein wichtiges Projekt, um auch in der Schullandschaft konkurrenzfähig zu bleiben und so potenzielle Fachkräfte in der Region zu halten. Auch wenn es nicht möglich war, mit der Staatlichen Feintechnikschule in VS-Schwen- ningen eine zweite Schule in dieses Förderpro- gramm zu bekommen, so haben die Schule und der Landkreis doch mit der Wirtschaft die Vor- aussetzungen dafür geschaffen, um eine Lern­ fabrik Industrie 4.0 einzurichten. Damit trägt der Schwarzwald-Baar-Kreis als zuständiger Schulträger Verantwortung, um ­ Schüler­ innen und Schülern die Voraussetzungen zu schaf- fen, mit dieser Technologie zu arbeiten und ausgebildet zu werden. Wesentlich haben zum Gelingen der Einrichtung der Lernfabrik die gute Zusammenarbeit und Kooperation mit der Wirt- schaft sowie das große Engagement der Schul- leitung und Fachlehrer beigetragen. Am 24. Juli wurde an der Staatlichen Feintechnikschu- le in VS-Schwenningen der Entwicklungsstand der neuen „Lernfabrik Industrie 4.0“ vorgestellt. Zu den vielen interessierten Besuchern gehörte auch Landrat Sven Hinterseh. Projektleitern Frank Storz (2. v. r.), Jürgen Kubas (5. v. r) und Schulleiter Thomas Ettwein (4. v. r.) informierten über die ersten Industrie-Kom- ponenten.


­­­­­24 Aus dem Kreisgeschehen Die Welt – Eine Millisekunde entfernt Der Schwarzwald-Baar-Kreis und das Projekt dieses Jahrzehntes: der Breitbandausbau von Katrin Merklinger Die Welt des Internets ist nur einen Mausklick entfernt – so scheint es jedenfalls. Wenn es aber nach diesem Mausklick bis zu einer Minute dauert, bis sich überhaupt die Seite ­ einer gro- ßen Internet-Suchmaschine öffnet, dann rückt diese Welt doch wieder in unerreichbare Ferne. Was für die privaten Nutzer ein unangenehmes Übel darstellt, ist für Industrie- und Gewerbe- betriebe sowie Berufstätige, die von zu Hause ­ arbeiten, eine existenzielle Bedrohung – auch hier im Schwarzwald-Baar-Kreis.


­­­­­25 ­­­­­25 Breitbandausbau Netzbetreiber Felix Stiegeler (rechts) erläutert Landrat Sven Hinterseh, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft Günther Oettinger und Innenminister Thomas Strobl die Funk­ tionsweise des zentralen Technikstandortes (PoP) von Schonach. Anlass war die Inbetriebnahme des ersten Abschnittes der Breit- bandversorgung im Schwarzwald-Baar-Kreis am 9. Juli 2016.


Aus dem Kreisgeschehen ­­­­­26 Der Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar setzt sich zusammen aus den 20 Gemeinden des Landkreises und dem Landkreis selbst. Zweckverbandsvorsitzender ist Landrat Sven Hinterseh. Für ihn ist der Breitbandausbau die entscheidende Investition in die Zukunft des Landkreises, „Ich bin fest davon überzeugt, dass bereits in wenigen Jahren diese Infrastruktur zur Grundversorgung unseres Lebens und Wirtschaftens gehören wird. Könnte man diese nicht vorweisen, wäre die Weiterentwicklung nicht mehr möglich und wir würden den Anschluss verlieren“, unterstreicht der Landrat. Nachdem in den vergangenen Jahren viel Einsatz in die Planung, Finanzierung und den Bau des Glasfasernetzes investiert wurde, kann man im Jahr 2016 endlich die ersten Ergebnisse der ganzen Arbeit präsentieren: Im Juli feierte Scho- nach im Beisein von EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft Günther Oettinger und Innenminister und stellvertretender Minis- terpräsident Thomas Strobl die erste Inbetrieb- nahme des Glasfasernetzes. Günther Oettinger unterstrich: „Sie schauen weise voraus und stiften Zukunft in einem wundervollen Landkreis“. Und Innenminister Thomas Strobl fasste die neue In­ frastruktur treffend zusammen, als er ausführ- te, „Schonach ist wie Stuttgart – wenn man das Netz ansieht… Nur, dass es hier schöner ist!“ „Breitband-Internetanschluss gehört wie Wasser und Strom zur Infrastruktur“ Welche Bedeutung diese Initiative hat, zeigt die tägliche Praxis. Thomas Burger, Geschäfts- führer der Schonacher Burger Gruppe, zu der auch das Unternehmen SBS-Feintechnik gehört, kennt die Herausforderungen, die ein Standort jenseits der Ballungsräume mit sich bringt. „Im Zeitalter von Globalisierung, Cloud Computing (das Speichern der Daten auf ei- nem externen Server, Anm. der Redaktion) und Industrie 4.0 gehört neben Wasser, Strom und einer Verkehrs­ anbindung auch ein Breitband-­ Internetanschluss zu einer Infrastruktur für ein Industrie­unternehmen!“ Schonach wurde am 9. Juli 2016 als erste Gemein- de im Landkreis ans Glasfasernetz angeschlossen. EU-Kommissar Günther Oettinger und Minister Thomas Strobl (vorne v. links) trugen sich aus diesem Anlass ins Goldene Buch der Gemeinde ein. Hinten v. links: Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei (CDU), Bürgermeister Jörg Frey, die Landtagsabgeordneten Karl Rombach (CDU) und Martina Braun (GRÜNE) mit Landrat Sven Hinterseh. Mitte: Interessierte Bürger, Kommunalpolitiker und nahezu alle Bürgermeister des Schwarz- wald-Baar-Kreises feierten im Haus des Gastes den Anschluss der ersten Gemeinde im Schwarzwald- Baar-Kreis an das interkommunale Glasfasernetz. Un- ten: EU-Kommissar Günther Oettinger im Gespräch mit dem Schonacher Unternehmer Thomas Burger.


­­­­­27 Breitbandausbau Zwischen den fünf Burger-Standorten in Deutschland sowie in der Schweiz, Tsche- chien und Kanada herrscht reger Datenaus- tausch. „Die 5 Mbit Anbindung war durch den E-Mail-Verkehr und den Internetzugang der Benutzer in Schonach völlig ausgelastet.“ Ohne die Entscheidung des Landkreises und seiner Kommunen, den Breitbandausbau selbst in die Hand zu nehmen, hätte das Unternehmen im Rahmen der weiter fortschreitenden Digitalisie- rung und Globalisierung darüber nachdenken müssen, ob der Standort Schonach mittelfristig noch zukunftsfähig gewesen wäre. Doch der Fortschritt des kommunalen Pro- jektes „Der Glasfaser Landkreis“ ist mittlerweile kaum zu übersehen: Bei einer Autofahrt durch den Landkreis sind die vielen Baustellen, an denen die riesigen orangefarbenen Kabeltrom- meln stehen, die besten Zeugen dafür. Fakten zur Breitbandversorgung Um sich die Größe des Projektes besser vorstellen zu können, einige Fakten: Allein bis Mitte 2016 sind vom Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar rund 480 Kilometer Glasfaserkabel im ganzen Landkreis verlegt worden und das an bis zu 17 Orten gleichzeitig. 225 Millionen Euro sind für den Gesamtausbau bis 2025 vorgesehen, davon gehen 25 Millionen Euro in den Bau des Backbones (Basisnetz, das die Kommunen miteinander verbindet), 135 Millionen Euro erfordern die Ortsnetze und 65 Millionen Euro die Hausanschlüsse. Finanziert wird dieses Großprojekt durch die Gemeinden, den Landkreis und die jeweiligen Hausanschlussnehmer. Dazu kommen Fördermittel des Landes Baden-Württemberg. Im Jahr 2016 verfügten die ersten Kundinnen und Kunden über einen FTTB-Anschluss (Glasfaser bis ins Haus), Ende 2017 soll diese Zahl schon bei mehreren Tausend liegen. Was macht die Glasfaser so viel besser als das Kupferkabel? Die Breitbandglasfasern sind lange, dünne Fasern, die aus geschmolzenem, hoch reinem Quarzglas hergestellt werden. Bei der Datenübertragung via Glasfaser werden die Daten als Lichtsignale codiert und durch optische Leitungen gesendet. Im Vergleich zu Kupferkabeln können Signale in Glasfasern mit bis zu 40 Gigabit pro Sekunde viel verlustärmer und deutlich schneller übertragen werden. Weitere Vorteile der Datenübertragung in Glasfaserkabeln sind die Unempfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Störungen und die deutlich höhere Abhörsicherheit im Vergleich zu anderen Leitungsnetzen. Bei der Art des Glasfaseranschlusses gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei einem FTTB (fibre to the building)-Anschluss wird die Glasfaser Bereits 480 Kilometer Glasfaserkabel wurden bislang im Schwarzwald-Baar-Kreis verlegt. Der Fortschritt des kommunalen Projektes „Der Glasfaser Landkreis“ ist kaum zu übersehen: Die Trommeln mit den orangefarbenen Glasfaserkabeln begegnen einem an vielen Baustellen.


­­­­­28 Aus dem Kreisgeschehen direkt ins Haus gelegt. Das ermöglicht einen op- timalen Internetzugang, ohne einen Geschwin- digkeitsverlust, der für die normalen Arbeiten kaum auffällt. So können heute bereits Über- tragungsraten von bis zu 10.000 Mbit/Sekunde realisiert werden, auch symmetrisch (gleiche Download- und Upload- Geschwindigkeit). Noch schneller wäre die Verbindung nur noch, wenn die Eigentümer die alten im Haus befindlichen Kupferkabel durch Glasfaserkabel ersetzen würden. Dies wäre dann ein FTTH (fib- re to the home)-Anschluss. Bei einem FTTC (fibre to the curb)-Anschluss reicht das Glasfaserkabel bis zum Kabelverzwei- ger, den grauen Telekommunikationskästen am Gehwegrand. Von dort aus wird das Signal dann über die bestehenden Kupferleitungen bis in die Häuser weitergeführt (VDSL). Damit kön- nen Bandbreiten mit bis zu 50 Mbit/Sekunde realisiert werden. Diese Möglichkeit bietet der Zweckverband Breitbandversorgung Schwarz- wald-Baar alternativ in Schonach, Tannheim und Pfaffenweiler an. Und warum ist so ein Glasfaseranschluss auch für mich als Privatnutzer wichtig? Die Technik rund um das Internet entwickelt sich rasend schnell und laut Zukunftsforschern wird sich das Tempo sogar noch jedes Jahr erhöhen. Die ersten Schritte bekommen wir jetzt schon mit. Ein Beispiel ist das Fernsehen über das Inter- net (IPTV). Es bietet beste Bildqualität dank ho- her Übertragungsraten. Elektronische Haushalts- geräte kann man heute schon von unterwegs bedienen, in ein paar Jahren sind Kühlschränke, die eigenständig ihren Inhalt prüfen und selbst bei einem Internet-Supermarkt einkaufen, wohl keine Seltenheit mehr. Die neuesten Stromzäh- ler, sogenannte „Smart Meter“, übermitteln ihre Daten direkt an den Messdienstleiter. Die Kun- den bekommen eine monatliche Übersicht über den exakten Stromverbrauch und können alles online kontrollieren. Eine einschneidende Entwicklung gibt es heute schon in der sogenannten Telemedizin. Hier können Patienten und Ärzte zum Beispiel durch Videokonferenzen in Kontakt treten, falls ein Transport in eine Praxis oder Klinik für den Patienten zu anstrengend oder der Weg dorthin viel zu weit ist. Gerade in ländlichen Gebieten stellt diese Ergänzung zu einer direkten ärztli- chen Behandlung eine Erleichterung dar. Das Verschicken von großen Datenmengen wie bei einem Röntgenbild setzt eine extrem leistungs- fähige und schnelle Internetverbindung voraus. Diese Vorteile weiß der bereits eingangs zitierte Unternehmer Thomas Burger auch sehr zu schätzen. Zum Vergleich: Brauchte man mit der alten Internetverbindung für den Download einer ISO-Datei zur Installation von Windows 10 mit 4.004 MB vom Server vier bis fünf Stunden, ist das jetzt mit dem Glasfaseranschluss in kür- zester Zeit erledigt. Auch in den kommenden Jahren geht der Ausbau des landkreisweiten Glasfasernetzes für den Zweckverband Breitbandversorgung weiter. Schritt für Schritt sollen alle Unterneh- men, Kliniken, Schulen, Behörden und auch die Bürger­ innen und Bürger des Schwarz- wald-Baar-Kreises an dieses Höchstgeschwin- digkeitsnetz angeschlossen werden. Damit die Gemeinden unserer Region neben der schö- nen Landschaft auch noch mit den besten Bedingungen für Arbeit und Leben punkten können. Glasfaserkabel ermöglichen schnellste Datenübertragungen – aber auch Fernsehen über das Internet bei höchster Bildqualität. Querschnitt durch ein Glasfaserkabel. ­­­­­28


­­­­­29 Breitbandausbau Gütenbach Triberg Unterkirnach Öfingen St. Georgen Villingen-Schwenningen Donaueschingen Schaffhausen Bräunlingen Brigachtal Bad Dürrheim Schramberg Dunningen Hüfingen Geisingen Löffingen Titisee- Neustadt Lenzkirch Bonndorf Blumberg Rottweil Furtwangen Vöhrenbach Oberkirnach Hammereisenbach- Bregenbach Neukirch Herzogenweiler Mistelbrunn Wolterdingen Grüningen Pfohren Neudingen Fürstenberg Hondingen Riedböhringen Mundelfingen Döggingen Hausen vor Wald Achdorf Sumpfohren Pfaffenweiler Rietheim Hochemmingen Dauchingen Deißlingen Trossingen Zimmern Neuhausen Schabenhausen Peterzell Fischbach Tuningen Aasen Biesingen Sunthausen Oberbaldingen Unterbaldingen Tannheim Königsfeld Niedereschach Mönchweiler Schönwald Schonach Hornberg A 8 1 in Betrieb Ausbau 2016 Ausbau 2017 Ausbau 2018 Ausbau des Kreis-Backbones (Glasfaserbasisnetz, das die Orte mit schnellem Internet verbindet) Der Kreis-Backbone, der vom Landkreis finanziert wird, bringt das schnelle Internet in die zentralen Übergabepunk- te (PoP) der einzelnen Orte. Von dort aus erschließen dann die Ortsnetze – diese werden von den jeweiligen Kommunen ausgebaut und finanziert – die Wohn- und Gewerbegebiete sowie jene Orte, die nicht unmittelbar vom Kreis-Backbone aus erschlossen werden können. Bis zum Jahr 2025 sollen möglichst alle Gebäude im Schwarzwald-Baar-Kreis über eine Glasfaseranschluss verfügen. Gütenbach Triberg Unterkirnach Öfingen St. Georgen Villingen-Schwenningen Donaueschingen Bräunlingen Brigachtal Bad Dürrheim Schramberg Dunningen Hüfingen Geisingen Löffingen Titisee- Neustadt Lenzkirch Bonndorf Blumberg Rottweil Furtwangen Vöhrenbach Oberkirnach Hammereisenbach- Bregenbach Neukirch Herzogenweiler Mistelbrunn Wolterdingen Grüningen Pfohren Neudingen Fürstenberg Hondingen Riedböhringen Mundelfingen Döggingen Hausen vor Wald Achdorf Sumpfohren Pfaffenweiler Rietheim Hochemmingen Dauchingen Deißlingen Trossingen Zimmern Neuhausen Schabenhausen Peterzell Fischbach Tuningen Aasen Biesingen Sunthausen Oberbaldingen Unterbaldingen Tannheim Königsfeld Niedereschach Mönchweiler Schönwald Schonach Hornberg A 8 1 in Betrieb Ausbau 2016 Ausbau 2017 Ausbau 2018


Auf Besuch bei Kräuterbäuerin Veronika Ruf Der Hermeshof im Schwanenbach – Wo der Quellenlandtee herstammt von Elke Schön Fotos: Wilfried Dold und Barbara Schwer 3. Kapitel – Daheim im Schwarzwald und auf der Baar ­­­­­76


­­­­­77


­­­­­78


­­­­­79 Kräuterbäuerin Veronika Ruf Z um Linacher Stausee führen viele Wege vom Bregtal aus. Da der Ursprung des „Quellenlandtees“ im Schwanenbachtal nahe Linach zu finden sein soll, habe ich mir eine besonders idyllische Route dorthin ausge- sucht: Vom Busbahnhof Vöhrenbach steige ich bergauf, vorbei an Strauchwerk, weiter am offe- nen Lauf des Angelbachs bis zum Hochwald, der dann in 1.000 m Höhe des Bergkamms plötzlich den Blick frei gibt auf einen weit geschwunge- nen Wiesenhang, der sich sanft geneigt nach Süden ausbreitet. Noch ist die Senke des Stau- sees in der Tiefe nur zu ahnen, doch ein Feld- weg führt geradewegs einige Höhenmeter berg­ ab, lässt rechter Hand einen von Laubbäumen umgebenen Hof liegen und scheint geradewegs in ein größeres Anwesen zu münden, aus dem eine kleine Kapelle mit spitzem Türmchen herauf leuchtet. Laut meiner Wander- karte gehe ich auf den Her- meshof zu. Doch ehe ich das erste der Gebäude erreiche, muss ich ein paar Schritte vom Weg abweichen: Inmitten der leicht abfallenden Wiesenfläche bietet sich mir ein Anblick von paradiesischer Blütenpracht. Ein Stück bebautes Land mitten in weiter Wei- defläche? Nur stellenweise eingezäunt, dafür mit schweren Feldsteinen um- grenzt – hier scheint die ganze Fülle der Sommervegetation im Wettstreit zu wuchern: Üppige Malvenbüsche mit Veronika und Wolfgang Ruf vor dem 1995 denkmalgerecht sanierten Hermeshof, erbaut im Jahr 1594. Linke Seite: Veronika Ruf erntet die Blüten der Königskerzen. Inmitten der leicht abfallenden Wiesenfläche bietet sich mir ein Anblick von paradiesischer Blütenpracht. Ein Stück bebautes Land mitten in weiter Weidefläche? Der Quellenlandtee ent­ hält viele Kräuter aus dem Schwarz­ wald-Baar-Kreis.


­­­­­126 4. Kapitel – 48. Breitengrad Entlang einer von Bernward Janzing Fotos: Wilfried Dold Rund 37 von gut 26.800 Kilometern des 48. Breitengrades, der einmal um die Erde führt, entfallen auf den Schwarzwald-Baar-Kreis, die Latitude durchschneidet ihn fast an seiner breitesten Stelle. F e r n h ö h e U r a c h B u r g r u i n e N e u f ü r s t e n b e r g K a l t e H e r b e r g e T a n n h e i m B e c k h o f e n B r i g a c h t a l P a r i s F r e i b u r g ­­­­­1264. Kapitel – 48. Breitengrad


unsichtbaren Linie Der 48. Breitengrad zieht sich auf ­ etwa 37 Kilometer Länge durch den ­ Schwarzwald-Baar-Kreis. Eine Spurensuche zu Fuß und auf dem Fahrrad, die an einem Bilderbuch-Sommertag bei der Windkraftanlage auf der Fernhöhe beginnt (Foto). 48. Breitengrad A n k e n b u c k S u n t h a u s e n Ö f i n g e n S e a t t l e M ü n c h e n W i e n ­­­­­127


48. Breitengrad ­­­­­128 M an sieht ihn nicht, aber natürlich ist er da. In der Nähe des Steinbergs bei Furtwangen-Neukirch erreicht er den Schwarzwald-Baar-Kreis, geht nahe der Kalten Herberge vorbei, wo er den Westweg quert, touchiert das Wintereck bei Urach, streift dann bis auf wenige Meter die Ruine Neufürstenberg in Hammereisenbach und zieht weiter durch Tannheim, ehe er hinter Öfingen den Landkreis wieder verlässt. Rund 37 von 26.800 Kilometern des 48. Brei­­ tengrads entfallen auf den Schwarzwald-Baar- Kreis, die Latitude durchschneidet ihn fast an seiner breitesten Stelle. Luftlinie sind es zum Äquator gut 5.300 Kilometer, der Nordpol ist ein wenig näher, nämlich nur 4.700 Kilometer ent- fernt. Natürlich muss der Nordpol näher sein als der Äquator, denn die Mitte von 90 Grad liegt bekanntlich bei 45 Grad. 48 ist nun keine ganz glatte Zahl. Ganz krumm ist sie aber auch nicht, es sind vier Dut- zend, und dennoch wird der 48. Grad verehrt. So sehr, dass sich zum Beispiel in Neu-Ulm ein Restaurant 48 Grad Nord nennt, das in Wahrheit Dutzende von Kilometern weiter nördlich liegt. Tatsächlich auf dem 48. liegt Freiburg, wo man an der Habsburgerstraße bereits in den 1930er-Jahren eine Markierung aus Kieselstei- nen auf dem Gehweg einließ. Spätere – genau- ere – Messungen führten dazu, dass die Linie im Sommer 2010 nach einem Umbau der Straße um einen Meter verschoben werden musste. Östlich des Schwarzwald-Baar-Kreises zieht sich die virtuelle Linie durch Meßkirch und Saulgau, streift Memmingen und durchschnei- det in Herrsching und Starnberg den Münche- ner Speckgürtel. Dann geht der Breitenkreis wei- ter südlich an Wien und Bratislava vorbei, zieht sich mitten durch das ukrainische Donezk und schließlich durch die nördlichen Ausläufer von Ulan Bator in der Mongolei. Nordamerika er- reicht der Breitenkreis nördlich von Seattle und verlässt den Kontinent wieder über Neufund- land, um Europa in der Bretagne zu erreichen. In Frankreich zieht er südlich von Le Mans vorbei, um dann ein wenig nördlich des Grand Ballon die Vogesen zu queren. Dann hat er Deutsch- land wieder erreicht. Waldidylle am 48. Breitengrad.


Entlang einer unsichtbaren Linie ­­­­­129 Bauernhaus an der Wagners­­tal­ straße. Hier ist der Schwarzwald „wild“ und still – kalt und oft schneereich.


Natur und Umwelt ­­­­­246 Wolfssichtung auf der Baar – Kehren die Wölfe zurück? von Wolf Hockenjos 9. Kapitel – Natur und Umwelt ­­­­­246


XXX ­­­­­247 Dieser von Erich Marek in der Wildnis von Schweden ­ fotografierte Wolf ist somit keiner aus dem Schwarzwald- Baar-Kreis. Stundenlanges ­ Ansitzen und viel Geschick sind nötig, schildert der erfahrene Tierfotograf, um einen Wolf aus etwa 300 Metern Entfer- nung überhaupt fotografieren zu können – derart scheu sind die Tiere. Dass auf der Baar einem Radfahrer am 8. Mai 2016 ein Wolfsbild mit dem Handy gelang (kleines Foto unten) , ist besonderen Umständen zu verdan- ken – und war eventuell nur wegen einer Verletzung des Tieres möglich. Wolfssichtung auf der Baar ­­­­­247


Natur und Umwelt ­­­­­248 D ie groß aufgemachten Zeitungsbe- richte über den im Mai auf der Baar gesichteten Wolf sind von der Bevöl- kerung erstaunlich gelassen aufge- nommen worden. Kaum, dass er es noch in die Leserbriefspalten geschafft hat. Sollte die aus- gesucht wohlwollende, ja freudige Begrüßung des mutmaßlich aus der Schweiz zugewander- ten Neuankömmlings den Lesern die Sprache verschlagen haben, wie sie in den Statements der Verbands- und Behördenvertreter, der Ab- geordneten und des für den ländlichen Raum zuständigen Stuttgarter Ministers angeklungen ist? Von Urängsten, Panik, gar von Hysterie je- denfalls keine Spur! Nicht einmal die einstwei- lige Schließung der Waldkindergärten wurde gefordert. Nur die Skepsis der befragten Schaf- halter war unüberhörbar. Doch deren Anliegen habe der Minister fest im Blick, wie Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucher- schutz, in seiner Pressemitteilung versicherte: Das Land fördere Herdenschutz-Projekte, „mit dem Ziel, eine Koexistenz von Wolf und Nutztie- ren zu ermöglichen“. Der „Schwarzwälder Bote“ berichtet über die Begegnung auf der Baar genau: „Ein Rad- fahrer stutzt, hält inne: Ein wolfs­ ähnliches Tier steht plötzlich in Nähe des Radweges. Der Mann greift zum Handy und filmt. Er meldet seine Be- obachtung der Polizei. Die Forstliche Versuchs- anstalt in Freiburg und das Landratsamt werden informiert. Am gleichen Tag sehen noch zwei Autofahrer ein solches Tier und fotografieren es. Es ist der 8. Mai.“ Es ist nicht klar, ob es sich um das gleiche Tier gehandelt hat, das die Autofahrer gesehen haben. Jedenfalls wurden wolfs­ ähnliche Tiere oder sogar ein und dasselbe Tier am 8. Mai im Bereich Bad Dürrheim, Donau­ eschingen und Hüfingen gesehen. Danach nicht mehr. Die Beobachtungen sind unterschiedlich: Einmal wirkte das Tier normal, einmal hatte es einen staksigen Gang, der eventuell von einer Verlet- zung herrührte. Nur eines zeigt sich bald: Das fotografierte „wolfsähnliche Tier“ war tatsäch- lich ein Wolf. Anno 1805: Begeisterung über toten Wolf Soweit die Zeitungsberichte – zurück in die Ver- gangenheit: Anno 1805, beim Auftauchen des vorletzten Wolfs auf der Baar, war die Begrü- ßung noch ganz anders ausgefallen. Nachdem er zuvor ein weiteres Mal in einen Schafspferch eingedrungen war, wurde der Räuber im De- zemberschnee in den Immendinger Bergen gestellt und sodann „unter Aufgebot einer dicht Das Handy-Foto, ein Standbild aus einem Film, ist zwar technisch nicht perfekt, aber dass hier am 8. Mai 2016 kurz vor 17 Uhr ein Wolf gefilmt sprich, fotografiert wurde, ist zweifelsfrei auszumachen. Seither wurde im Landkreis kei- ne weitere Wolfssichtung mehr bekannt.


­­­­­249 Wolfssichtung auf der Baar geschlossenen Treiberwehr…von dem fürst­ lichen Hofkandidaten Karl Meggerle erlegt“. So schildert der aus dem fürstenbergischen Archiv schöpfende Kurt Stephani 1938 das Ereignis. Und weiter: „Die Freude war so groß, dass die glücklichen Wolfsjäger bei ihrer Rückkunft nach Donaueschingen in feierlichem Zuge von der fürstlichen Musik unter Begleitung des Bürger- meisters und des Militärs eingeholt ­ wurden.“ Die Begeisterung der Donaueschinger über den getöteten Wolf erklärt sich gewiss auch aus dem Umstand, dass seine Erlegung bereits als äußerst seltenes Jagdglück bewertet wur- de, nachdem die heimische Wolfspopulation spätestens seit Mitte des 18. Jahr- hunderts als vollends ausgerottet galt. So muss es sich damals schon um ein zugewandertes Einzeltier gehandelt haben. Denn seit dem Jahr 1540 verfuhr man auf der Baar, wann immer sich ein Wolf zeigte, nach der War- tenbergischen Wolfsordnung, einem ausgeklügelten, hocheffi- zienten Alarmsystem: Von Dorf zu Dorf wurde mit der kleinen Kirchenglocke durch drei Schläge das Alarmzeichen gegeben, und in jedem Dorf gab es Männer, die zur Haltung großer starker Wolfs-Hunde verpflichtet waren und sich sogleich an einem fest- gelegten Sammelpunkt einzufin- den hatten. „Unter Strafvermeidung“, so die Schilderung Stephanis, „hatten sie dort zu warten, bis der fürstliche Forstmeister kam, um ihnen weitere Weisungen zu geben.“ Alsdann versuchte man, den Wolf einzukreisen und, wenn dies gelungen war, Treibjagden zu veranstalten, bei welchen, damit er nicht ausbrechen konnte, „so viele Treiber aufgeboten wurden, dass Mann an Mann ging“. Überdies standen an strategisch sorgfältig ausgewählten Standorten, die oft noch heute im Gewann- oder Waldortsnamen an das Raubtier erinnern (Wolfsloch, Wolfsstei- ge, Wolfsgarten usw.), stationäre Fangeinrich- tungen zur Verfügung: beköderte Fallen, ge- mauerte Wolfsgruben oder speziell eingezäunte Wolfsgärten, die letzteren sogar mit beheizba- rem Wächterhäuschen. Die Unkosten der Wolfsjagd wurden je zur Hälfte vom fürstlichen Rentamt und aus der sogenannten „Kontributionskasse“ bestritten, in welche die Gemeinden Beiträge zur Bekämp- fung der „Wolfsplage“ einzuzahlen hatten. Dies ungeachtet der Tatsache, dass es weniger die Viehverluste der zur Jagdfron verpflichteten Untertanen waren, die die Herrschaft zur Be- kämpfung, ja, zur Ausrottung allen Raubwilds motivierten, als vielmehr die Beu- tekonkurrenz zwischen Raubtier und Nutzwildjägern und deren geschmälertem Jagdvergnügen. Weil wieder mal durch die Nachlässigkeit des Hirten „eine Kuh von den Wölf´ zerrissen wor- den sei“, so skizziert der Hüfinger Maler und Schriftsteller Lucian Reich (1817 – 1900) in seinem Buch „Hieronymus – Lebensbilder aus der Baar und dem Schwarz- walde“ die Stimmungslage in der Bevölkerung im 18. Jahrhundert, habe der fürstliche Oberjäger „erst wieder die Wolfsgruben, oben am Thierstein und durch den ganzen Hellberg, frisch aus- legen lassen“. Was wohl heißen soll: frisch mit Ziegen beködern lassen. „Den Schwarzwaldkin- dern“, fährt er fort, „waren Wölfe damals nichts Fremdes, und Hie- ronymus kannte ihr Geheul ganz wohl, denn des Winters trieb der Hunger die Bestien oft bis an die Einfriedung der Gehöfte, welche sie umstrichen, oder wo sie sich, den Hunden gleich, niederkau- erten, die Gelegenheit zu einem Raube, oder zu einem Einbruch in den Stall zu erspähen.“ Dichterische Freiheit oder raue Lebenswirk- lichkeit? Tatsächlich waren Wölfe im frühen 18. Jahrhundert noch recht häufig, doch dann verschwanden sie allmählich aus den von Kurt Nach langer Pause tauchte im März 1805 nochmals ein Wolf auf, der in der Nähe des ­ Fischerhofs einen Hund und ein Schaf riß. Er konnte ­ zunächst nicht ding- fest ­ gemacht wer- den, erst der Winter konnte ­ seine Erlegung ­bringen. Stephani, K.: Geschichte der Jagd in den schwäbischen Gebieten der fürstenbergi- schen Standesherrschaft, Donaueschingen 1938