Modische Damen aus der Stadt spielen in der Erzählung „Die Familie des Einungsmei­ sters" aus den „Wanderblüthen" eine kontra­ stierende Statistenrolle, so daß das Trachten­ mädchen neben ihnen um so makelloser strahlt. „Ob die Mutter zu Hause? fragt die adelige Dame grüßend mit herablassender Bewegung des Fächers, und steigt, als jener bejaht, gestützt auf den Arm des jungen Mannes, aus dem Wagen, ebenso das hochgethiirmte Puderköpfchen mit der Wespentaille, und zuletzt - das schöne Kind vom lande, welches in seiner gefälteten jüppe, dem dunkeln Goller und schwarz seidenen Plunder­ käpplein einen auffallenden Kontrast bildet gegen die modischen Damen der Stadt. "10> Auch im „Hieronymus" findet Lucian Reich Gelegenheit, diesen Kontrast zu schaf­ fen und gleichzeitig zu betonen, daß Mäd­ chen vom Lande modische Kleidung weni­ ger vorteilhaft kleidet als die Tracht: Johanna, die Köhlerstochter aus dem Bregtal ,, ... hatte ihren Sonntagsstaat angethan; die weißen, fein gefältelten Hemdärmel, der rothsammt'ne Latz mit der gold'nen Nestei, der dunkelgrüne Koller, der gelbe Strohhut und die gewaltigen hellbraunen Zöpfe darunter, alles war geeignet, die blühende Gestalt des schönen Mädchens zu erhöhen und herauszuheben. "11> Später tauschte Johanna die Kleider mit der städtisch (gleich mo­ disch) gekleideten Frau des Obervogts, doch ihr vornehmer Verlobter aus dem Elsaß ,, ... versicherte aber gleich: daß seinem Mädchen die Landestracht doch tausend Mal besser stünde, und er werde nie zugeben, daß sie solche ablegte, wenn sie die Seinige geworden ... "12> Vom optischen Eindruck her gibt es für Lucian Reich zwischen den Trachtenträgem keine sozialen Unterschiede, ganz allgemein beschreibt er „den Bauern" der Baar im lan­ gen blauen TuchrockY> Der reiche Bräuti- Zopfflechterin aus [fohren, 1847 Drama angesiedelt hat, noch keine „alte Lan­ destracht". ,,Die löbliche Sitte der Landleute, sich in selbst­ gefertigte Leinwand zu kleiden, hatte damals den ausgedehnten Anbau des Hanfes und Flachses zur Nothwendigkeit gemacht, und die Zuberei­ tung dieser beiden Erzeugnisse, bevor sie in die Hände des Webers kamen, war fast ausschließlich Geschäft der Hauifrau. "3> Dies entspricht dem gleichen idealisierenden Denken und trifft die Tatsachen ebensowenig. Das wenigste an der Tracht war selbst gesponnen und selbst gemacht: Moirebänder, Seide, Samtstoffe und Brokateinsätze waren Industrieware, ebenso die Wollstoffe und Mischgewebe und der Strohhut. Aus Leinen waren allen­ falls Bluse und Frauenrock. „Modebuben" sind auch die Widersacher des „Armen Konrad" in der gleichnamigen Erzählung aus den „Wanderblüthen": ,,Um diese Zeit waren namentlich Zwei� der Sohn des 228"> Modische Damen aus der Stadt spielen in der Erzählung „Die Familie des Einungsmei­ sters" aus den „Wanderblüthen" eine kontra­ stierende Statistenrolle, so daß das Trachten­ mädchen neben ihnen um so makelloser strahlt. „Ob die Mutter zu Hause? fragt die adelige Dame grüßend mit herablassender Bewegung des Fächers, und steigt, als jener bejaht, gestützt auf den Arm des jungen Mannes, aus dem Wagen, ebenso das hochgethiirmte Puderköpfchen mit der Wespentaille, und zuletzt - das schöne Kind vom lande, welches in seiner gefälteten jüppe, dem dunkeln Goller und schwarz seidenen Plunder­ käpplein einen auffallenden Kontrast bildet gegen die modischen Damen der Stadt. "10> Auch im „Hieronymus" findet Lucian Reich Gelegenheit, diesen Kontrast zu schaf­ fen und gleichzeitig zu betonen, daß Mäd­ chen vom Lande modische Kleidung weni­ ger vorteilhaft kleidet als die Tracht: Johanna, die Köhlerstochter aus dem Bregtal ,, ... hatte ihren Sonntagsstaat angethan; die weißen, fein gefältelten Hemdärmel, der rothsammt'ne Latz mit der gold'nen Nestei, der dunkelgrüne Koller, der gelbe Strohhut und die gewaltigen hellbraunen Zöpfe darunter, alles war geeignet, die blühende Gestalt des schönen Mädchens zu erhöhen und herauszuheben. "11> Später tauschte Johanna die Kleider mit der städtisch (gleich mo­ disch) gekleideten Frau des Obervogts, doch ihr vornehmer Verlobter aus dem Elsaß ,, ... versicherte aber gleich: daß seinem Mädchen die Landestracht doch tausend Mal besser stünde, und er werde nie zugeben, daß sie solche ablegte, wenn sie die Seinige geworden ... "12> Vom optischen Eindruck her gibt es für Lucian Reich zwischen den Trachtenträgem keine sozialen Unterschiede, ganz allgemein beschreibt er „den Bauern" der Baar im lan­ gen blauen TuchrockY> Der reiche Bräuti- Zopfflechterin aus [fohren, 1847 Drama angesiedelt hat, noch keine „alte Lan­ destracht". ,,Die löbliche Sitte der Landleute, sich in selbst­ gefertigte Leinwand zu kleiden, hatte damals den ausgedehnten Anbau des Hanfes und Flachses zur Nothwendigkeit gemacht, und die Zuberei­ tung dieser beiden Erzeugnisse, bevor sie in die Hände des Webers kamen, war fast ausschließlich Geschäft der Hauifrau. "3> Dies entspricht dem gleichen idealisierenden Denken und trifft die Tatsachen ebensowenig. Das wenigste an der Tracht war selbst gesponnen und selbst gemacht: Moirebänder, Seide, Samtstoffe und Brokateinsätze waren Industrieware, ebenso die Wollstoffe und Mischgewebe und der Strohhut. Aus Leinen waren allen­ falls Bluse und Frauenrock. „Modebuben" sind auch die Widersacher des „Armen Konrad" in der gleichnamigen Erzählung aus den „Wanderblüthen": ,,Um diese Zeit waren namentlich Zwei� der Sohn des 228">