Die „bürgerliche Tracht", welche die Base des Hieronymus, die keine Bäuerin war, zum Pfingstgottesdienst trug, ist unter den Schil­ derungen Lucian Reichs eine Ausnahme; seine Aufmerksamkeit galt der „bäuerlichen Tracht", die, schenkt man Lucian Reich Glauben, in Hüfingen öfter zu finden war als die folgende: ,,Sie zog diesmal denn es geschah nur bei ganz absonderlichen Gelegenheiten, ihr seidenes, großgeblümtes Hochzeitskleid an, ein Geschenk der verstorbenen Fürstin, gegen welche sie stets ein warmes Dankgefühl bewahrte. Den Kopfputz bildete die zierliche goldene Haube, mit dem mit Perlen und Flitter gestickten Boden. Einen weiteren Schmuck bildete das grünlich schillernde Mieder mit langer Taille, wie es die Tracht der Bürgersfrauen mit sich brachte. "29> Vorbild für die „Base" in der Erzählung „Hie­ ronymus" war vermutlich Lucian Reichs Großmutter, die Frau des Korrektionshaus­ verwalters in Hüfingen. Sie und ihre Tochter, Lucian Reichs Mutter, trugen „bürgerliche Tracht", Vater Luzian Reich portraitierte sie ,, ... in ihrer bürgerlichen Festtracht mit der Gold­ haube und dem blauseidenem Sehaal en minia­ tur ... "30> Für die Dokumentation der Tracht im 19. Jahrhundert, für die Rekonstruktion der Rolle, die sie im gesellschaftlichen Leben ge­ spielt hat und für die Bedeutung, die sie für Lucian Reich und viele seiner Zeitgenossen hatte, ist das Werk Lucian Reichs eine einzig­ artige Quelle, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich bei ihm schriftliches und bildliches Material ergänzen und so auch seine Beweg­ gründe und Ansichten nachvollziehbar wer­ den. Lucian Reich, der ein Vertreter der Romantik war, verband mit seinen Schriften stets eine pädagogische Absicht; die Protago- nisten einer Erzählung statuierten ein Exem­ pel und waren für den Leser Vorbild: Bescheidenheit, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Loyalität gegenüber dem Landesfürsten, Frömmigkeit, Heimatliebe, Fleiß und Sau­ berkeit waren die für die Gegenwart und Zukunft notwendigen Eigenschaften, die auch Lucian Reich repräsentierte. Bezeich­ nenderweise glaubte er, diese Charakterei­ genschaften bei Trachtenträgern gefunden zu haben. So wie er die vermeintlich sehr alte Tracht in ihrem Bestand gefährdet sah, so glaubte er auch, die seiner Meinung nach damit verbundene Moral ihrer Träger würde in der „modernen Zeit" verloren gehen - und würde die Tracht erhalten, so bliebe es auch bei der alten Geisteshaltung. Susanne Huber-Wintermantel M. A. sowie Hieronymus, S. 108 gen, Manuskript Stadtarchiv Rastatt, S. 31 Autobiographie, Stadtarchiv Villingen, S. 33 Literatur: 11 Reich, L.: Hieronymus, Vorwort 21 Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S. 80 31 Reich, L.: Autobiographisches, unveröffentlichte 41 Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S. 131 51 Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S. 118 61 Reich, L.: Der Gevatter Kantenwirth von Grötzin- 71 Reich, L.: Der Gevatter Kantenwirth, a. a. 0., S. 30 f. BI Reich, L.: Hieronymus, S. 110 91 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 204 f. 101 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 83 111 Reich, L.: Hieronymus, S. 44 121 Reich, L.: Hieronymus, S. 47 f. 131 vgl. Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S.115, 141 Reich, L.: Hieronymus, S. 138 1s1 Reich, L.: Hieronymus, S. 116 161 Reich, L.: Hieronymus, S. 44; Wanderblüthen, 111 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 190 1a1 Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S. 115 f. 191 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 99 201 Reich, L.: Autobiographisches, a. a. 0., S. 15 211 Reich, L.: Hieronymus, S. 1 221 Reich, L.: Hieronymus, S. 138 f., Wanderblüthen, 231 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 99 f. 241 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 99 251 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 170 261 Reich, L.: Hieronymus, S. 108 211 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 225 2a1 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 223 291 Reich, L.: Hieronymus, S. 31 301 Reich, L.: Autobiographisches, a. a. 0., S. 8. s. 223 s. 137 231"> Die „bürgerliche Tracht", welche die Base des Hieronymus, die keine Bäuerin war, zum Pfingstgottesdienst trug, ist unter den Schil­ derungen Lucian Reichs eine Ausnahme; seine Aufmerksamkeit galt der „bäuerlichen Tracht", die, schenkt man Lucian Reich Glauben, in Hüfingen öfter zu finden war als die folgende: ,,Sie zog diesmal denn es geschah nur bei ganz absonderlichen Gelegenheiten, ihr seidenes, großgeblümtes Hochzeitskleid an, ein Geschenk der verstorbenen Fürstin, gegen welche sie stets ein warmes Dankgefühl bewahrte. Den Kopfputz bildete die zierliche goldene Haube, mit dem mit Perlen und Flitter gestickten Boden. Einen weiteren Schmuck bildete das grünlich schillernde Mieder mit langer Taille, wie es die Tracht der Bürgersfrauen mit sich brachte. "29> Vorbild für die „Base" in der Erzählung „Hie­ ronymus" war vermutlich Lucian Reichs Großmutter, die Frau des Korrektionshaus­ verwalters in Hüfingen. Sie und ihre Tochter, Lucian Reichs Mutter, trugen „bürgerliche Tracht", Vater Luzian Reich portraitierte sie ,, ... in ihrer bürgerlichen Festtracht mit der Gold­ haube und dem blauseidenem Sehaal en minia­ tur ... "30> Für die Dokumentation der Tracht im 19. Jahrhundert, für die Rekonstruktion der Rolle, die sie im gesellschaftlichen Leben ge­ spielt hat und für die Bedeutung, die sie für Lucian Reich und viele seiner Zeitgenossen hatte, ist das Werk Lucian Reichs eine einzig­ artige Quelle, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich bei ihm schriftliches und bildliches Material ergänzen und so auch seine Beweg­ gründe und Ansichten nachvollziehbar wer­ den. Lucian Reich, der ein Vertreter der Romantik war, verband mit seinen Schriften stets eine pädagogische Absicht; die Protago- nisten einer Erzählung statuierten ein Exem­ pel und waren für den Leser Vorbild: Bescheidenheit, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Loyalität gegenüber dem Landesfürsten, Frömmigkeit, Heimatliebe, Fleiß und Sau­ berkeit waren die für die Gegenwart und Zukunft notwendigen Eigenschaften, die auch Lucian Reich repräsentierte. Bezeich­ nenderweise glaubte er, diese Charakterei­ genschaften bei Trachtenträgern gefunden zu haben. So wie er die vermeintlich sehr alte Tracht in ihrem Bestand gefährdet sah, so glaubte er auch, die seiner Meinung nach damit verbundene Moral ihrer Träger würde in der „modernen Zeit" verloren gehen - und würde die Tracht erhalten, so bliebe es auch bei der alten Geisteshaltung. Susanne Huber-Wintermantel M. A. sowie Hieronymus, S. 108 gen, Manuskript Stadtarchiv Rastatt, S. 31 Autobiographie, Stadtarchiv Villingen, S. 33 Literatur: 11 Reich, L.: Hieronymus, Vorwort 21 Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S. 80 31 Reich, L.: Autobiographisches, unveröffentlichte 41 Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S. 131 51 Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S. 118 61 Reich, L.: Der Gevatter Kantenwirth von Grötzin- 71 Reich, L.: Der Gevatter Kantenwirth, a. a. 0., S. 30 f. BI Reich, L.: Hieronymus, S. 110 91 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 204 f. 101 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 83 111 Reich, L.: Hieronymus, S. 44 121 Reich, L.: Hieronymus, S. 47 f. 131 vgl. Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S.115, 141 Reich, L.: Hieronymus, S. 138 1s1 Reich, L.: Hieronymus, S. 116 161 Reich, L.: Hieronymus, S. 44; Wanderblüthen, 111 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 190 1a1 Reich, L.: Blätter aus meinem Denkbuch, S. 115 f. 191 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 99 201 Reich, L.: Autobiographisches, a. a. 0., S. 15 211 Reich, L.: Hieronymus, S. 1 221 Reich, L.: Hieronymus, S. 138 f., Wanderblüthen, 231 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 99 f. 241 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 99 251 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 170 261 Reich, L.: Hieronymus, S. 108 211 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 225 2a1 Reich, L.: Wanderblüthen, S. 223 291 Reich, L.: Hieronymus, S. 31 301 Reich, L.: Autobiographisches, a. a. 0., S. 8. s. 223 s. 137 231">