Opernstars. Tagelöhner zu sein bedeutet, bei schlechter bis mittelmäßiger Bezahlung verschiede- ne Auftraggeber und somit mehrere Arbeitsstellen gleichzeitig zu haben. Johann Baptist Krebs wird am 12. April 1774 geboren. Neben der älteren Schwester gibt es noch sechs weitere Geschwister. Die Eltern Johann und Maria Viktoria Krebs haben alle Mühe, ihre Kinder- schar und sich selbst satt zu bekommen. Dass Eltern zu jener Zeit auch für den Schulbesuch ihrer Kinder bezahlen müssen, belastet das Auskommen enorm. Sich als Kind einer Tagelöhnerfamilie in ein besseres Dasein empor zu arbeiten, ist kein leichtes Unterfangen: Mädchen entrinnen den ärmlichen Verhältnissen nicht selten, indem sie ins Kloster gehen. Begabte Buben können Pfarrer werden. Vorausgesetzt, der Lehrer, der zu dieser Zeit in der Regel auch der Ortspfarrer ist, erkennt das Talent, fördert es durch zusätzlichen Unterricht und setzt sich persönlich für die Aufnahme in eine höhere Schule ein. Dann sind die Eltern von der Schulgeld- pflicht befreit. Im Fall von Johann Baptist ist es der in Kirchdorf als Pfarrer und in Überauchen als Lehrer tätige Franz Josef Bemmel, der sein außergewöhnliches musikali- sches Talent erkennt. Im Verkündbuch hält er fest, dass der erst Sechsjährige Choräle auf der Orgel recht gut spielen könne und beim Üben der Lateinvokabeln gute Fortschritte mache. Schulzeit in Villingen und Konstanz Im Alter von zwölf Jahren wird Johann Baptist Krebs auf das von den Benediktinern geleitete Gymnasium nach Villingen geschickt. In Villingen findet der wissbegierige und fleißige Pennäler optimale Voraussetzungen vor: Unter den Mitschülern gibt es manch anregenden Charakter, etwa den gleichaltri- gen Lukas Meyer, später Pfarrer und Historiker im Südschwarzwald. Und weiter den ebenfalls gleichalt- rigen Johann Georg Benedikt Kefer, später Professor der Kirchen geschichte in Freiburg und bedeutender Erforscher der Geschichte seiner Heimatstadt Villingen. Zur Lehrerschaft des Benediktinergymnasiums zählen angesehene Gelehrte wie der Philosoph und Orientalist Georg Maurer und der Patristiker, sprich Gelehrte und Theologe, Gottfried Lumper. Bei Johann Baptist Krebs ist es Pfarrer und Lehrer Franz Josef Bemmel, der das musikalische Talent erkennt: Im Verkünd- buch hält er fest, der erst Sechsjährige spiele Choräle auf der Orgel recht gut. Theologiestudium in Freiburg Der weitere Lebensweg scheint vorgezeichnet: 1790 wechselte Krebs von Villingen nach Konstanz an das Jesuitenkolleg, er soll Pfarrer werden. Nach drei Jahren verlässt er Konstanz wieder, um im Jahr 1793 ein Theologiestudium an der Universität Freiburg zu beginnen. Ein Grund dürfte die bessere Abkömm- lichkeit zum Hoftheater in Donaueschingen sein, wo es Krebs schon seit vielen Jahren hinzieht, da er dort Unterricht in Gesang und Theaterspiel nimmt und auch Auftritte hat. Über seine Zeit in Freiburg ist wenig bekannt. Offenbar schwankt er zwischen der Laufbahn zum Theologen und seiner großen Leidenschaft für The- ater und Musik. Bekannt ist, dass er Freiburg 1795 ohne Abschluss des Studiums verlässt: Freiburg sieht sich zu dieser Zeit durch französische Revo- lutionstruppen heftig bedrängt und die Bewohner fürchten mehr und mehr um ihr Leben. Ein weiterer und vielleicht noch entscheidenderer Grund dürfte sein, dass das künstlerische Naturell des nunmehr 21-jährigen Johann Baptist Krebs immer offensichtli- cher wird und er den intellektuellen Beschränkungen der theologischen Fakultät entrinnen will. Das zeigt sich allein schon an der Tatsache, dass er nur kurze Zeit später als Tenor an der Stuttgarter Oper gefeiert wird, dort zum Opernstar aufsteigt. Donaueschingen, das künstlerische und musikalische Eldorado für den jungen Krebs Wann sich der musikbegabte Knabe zum ersten Mal zu Fuß von Überauchen aus auf den Weg zum 1774 182 Geschichte