„Die Zeit in Königsfeld war die schönste meines Lebens.“ Diesen Satz schrieb der 90-jährige Albert Schweitzer kurz vor seinem Tod an eine Bekannte. Zu diesem Zeit- punkt blickte er auf ein langes, bewegtes und bewegendes Leben zurück. Schweitzer starb am 4. September 1965 im Urwaldhospital von Lambaréné, das er selbst 1913 gegründet und fortan aufgebaut hatte und mit dem er weltweite Bekanntheit erlangte. 2025 gibt es gleich zwei Anlässe, an den Urwalddoktor zu erinnern: Der 150. Geburts- tag – der berühmte Elsässer kam vor 150 Jahren, am 14. Januar 1875, in Kaysersberg zur Welt – und ebenso sein 60. Todestag. Das Doppel- Jubiläum war Anlass, 2025 zum „Al- bert-Schweitzer-Jahr“ zu erklären. Und es ist auch ein guter Grund, sich auf die Spuren zu begeben, die der Theologe, Arzt, Philosoph, Musiker und Friedensnobelpreisträger in jenem Ort hinterlassen hat, über den er im erwähnten Brief an seine Bekannte schrieb: „In Königsfeld konnte ich ruhig arbeiten, hatte eine Orgel, konnte in den Wald gehen, hatte viele Freunde. Tief bewegte mich, dass meine Weltanschauung der Ehrfurcht vor dem Leben ihren Weg in der Welt macht. Mit dieser Philosophie habe ich mich schon in Königsfeld befasst, im Walde von Königsfeld.“ Spuren von Albert Schweitzer im Rathaus Heute hat der Kurort einen Bürgermeister namens Fritz Link – und wer etwas über Königsfeld im Allgemeinen und seine Beziehung zu Albert Schweitzer im Besonderen erfahren möchte, ist bei ihm genau an der richtigen Adresse. Allein schon beim Betreten des Rathauses be- gegnet ihm und seinen Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern der Gemeindeverwaltung der bekannte Urwaldarzt und Weltbürger buchstäblich auf Schritt und Tritt. Im Treppenhaus zeigt eine Skulptur des Bildhauers Fritz Behn einen nachdenklichen und in sich gekehrten Albert Schweitzer. Dies ist nur eine von zahlreichen Darstellungen des bekannten Man- nes mit dem markanten Schnauzbart, die sich hier mehr oder weniger überall finden. Links: Albert Schweitzer und das Tonmodell für die Bron- ze-Büste, die der Maler und Bildhauer Otto Leiber 1929 in Königsfeld anfertigte. Im ersten Obergeschoss wartet eine Schweit- zer-Ausstellung mit zahlreichen Exponaten in etli- chen Vitrinen auf, mit Aufnahmen von Schweitzer, etwa an der Orgel von Königsfeld oder auf Spazier- gängen im Ort, mit gerahmten Zitaten, Büsten, Erin- nerungsstücken aus Lambaréné – hier den Überblick zu gewinnen, ist nicht ganz einfach. Aber Bürgermeister Link kann weiterhelfen. Dieser hat sein Büro gleich nebenan. Und ganz abge- sehen von all den Erinnerungs stücken, die ihn und seine Rathausmannschaft umgeben, hat er nicht nur ein immenses Faktenwissen zu Albert Schweitzer pa- rat. Vielmehr wird im Gespräch mit ihm recht schnell ebenso deutlich: Sein Respekt für diesen Mann, seine Hochachtung vor dessen Lebensleistung ist groß. Und das gilt ebenso für seinen Wunsch, dass möglichst viele Menschen wissen oder erfahren, wer Albert Schweitzer war, was er bewirkte. Und: Wie spannend auch die Geschichte ist, wie die Mitglieder der Familie Schweitzer in diese Gemeinde kamen, hier arbeiteten, wohnten, Kontakte pflegten und schöne, aber durchaus auch schwere Stunden erleb- Auf den Spuren Albert Schweitzers in Königsfeld 211