Almanach 1977

0Dem Almanach Schwarzwald-Saar-Kreis zum Geleit Der Almanach Schwarzwald-Saar-Kreis erscheint mit der Aus- gabe 1977 zum ersten Mal. Was will er? Er möchte die reiche geschichtliche Vergangenheit unseres heimischen Lebensrau- mes wachhalten und eine Brücke zur Gegenwart schlagen. Der Schwarzwald-Saar-Kreis , aus zwei gegensätzlichen Landschaf- ten zusammengesetzt , soll dadurch seinen Einwohnern, aber auch seinen Freunden und Besuchern, als lebendige kommunal- politische Einheit nahegebracht werden. Ich bin überzeugt, daß diese Art von Veröffentlichung, die jedes Jahr herausgegeben we rden soll, eine Lücke füllt. Neben heimatgeschichtlichen Bei- trägen sollen gegenwart sbezogene Abhandlungen aus dem Geschehen unseres Landkreises den Almanach zu einem Infor- mationsbuch machen, das auch im Gemeinschaftskundeunter- richt in den Schulen Verwendung finden kann . Wenn die Hoff- nungen in Erfüllung gehen, könnte der Almanach der jährliche Begleiter durch Geschichte und Kultur, Wirtschaft, Gewerbe und Industrie sowie die Gegenwartsprobleme unseres Land- kreises, seiner Städte und Gemeinden werden. Dank sei allen gesagt, die an der inneren und äußeren Gestal- tung des diesjährigen Almanachs mitgewirkt haben, und nicht zuletzt den Förderern, die eine moderne drucktechnische Ge- staltung ermöglicht haben. Möge der Almanach viele aufnahme- bereite Leser finden! Dr. Rainer Gutknecht Landrat Auf dem Titelbla tt : Kardina l-Bea-Kapelle auf dem Fürst enberg ; auf der Rückse ite : Trac hte ngrup pe aus Gütenb ac h mit dem Schwarzwä lder Uhrenträger . Farbaufna hmen: Ge rman Hasen fratz , Hüfingen .


0Halbzeit im Kreistag Am 8. April 1973 wurde zum ersten Mal der Kreistag des neuen Schwarzwald- Baar-Kreises gewählt. Der Kreistag setzt sich aus 61 Kreisräten zusammen, von denen 31 der Christlich-Demokratischen Union (CDU), 18derSozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), 7 der Freien Demokratischen Partei (FDP) und 5 der Freien Wählervereinigung (FWV) ange- hören . Die nächste Kreistagswahl findet im Herbst 1979 zusammen mit der Ge- meinderatswahl statt. Die Wahlperiode beträgt künftig fünf Jahre . Für die erste Wahlzeit des Kreistages ist Halbzeit. Auf welchen Gebieten lag das Schwergewicht der Arbeit? Was bleibt für die kommenden Jahre zu tun? Der Schwarzwald-Baar-Kreis als Ver- waltungsebene bewährt Nach der Bildung des Schwarzwald- Baar-Kreises im Zuge der kommunalen Gebietsreform und der Wahl des Kreis- tages war es die erste Aufgabe, die Weichen für die Kreispolitik des neuen Landkreises zu stellen . Der Au.sgangs- punkt war insofern nicht einfach, als die beiden früher selbständigen Kreise Villingen-Schwenningen und Donaue- schingen zusammengeführt werden mußten und die neue Kreisstadt Villingen- Schwenningen als auszubauendes Ober- zentrum in den neuen Kreis einzufügen war. Wenn dieser Prozeß auch noch nicht abgeschlossen ist, sind doch schon gute Fortschritte in Richtung auf ein zusam- menwachsen erzielt worden . Der Land- kreis hat sich als Verwaltungsebene be- währt und nimmt im Bewußtsein weiter Kreise der Bevölkerung schon einen guten Platz ein. Die regelmäßige Be- richterstattung Sitzungen des Kreistages und seiner Ausschüsse läßt die Einwohner des Land- kreises an den kreispolitischen Entschei – in der Presse über die · dungen teilnehmen und soll neben der Unterrichtung auch das Interesse an der Kreispolitik verstärken . Kreistag und Verwaltung Der Kreistag und seine Ausschüsse sind im Vergleich zu früher politischer in dem Sinne geworden , als die allgemeine Entw icklung im politischen Bereich auch im Kreistag zu spüren ist. Dies ist der Arbeit jedoch nicht abträglich . Insgesamt besteht zwischen allen Fraktionen ein sachliches Verhältnis , das auch damit zusammenhängen mag, daß sich die Dis- kussionen nicht nach den unterschied- lichen politischen Auffassungen der Parteien wie im Bundestag und in den Landtagen richten . Im Unterschied zum Bundestag und zu den Landtagen ist der Kreistag nicht Gesetzgeber . Er ist viel- mehr das oberste Verwa ltungsorgan des Kreises und für die wicht igsten Verwal- tungsentscheidungen zuständig . Der Landrat hat die Geschäfte der laufenden Verwaltung zu führen sowie die Beschlüsse des Kreistages und der Ausschüsse vor – zubereiten und durchzuführen . Aus dieser Arbeitsteilung ergibt sich ein enges Ver- hältnis zwischen Kreistag und Landrat. Der gegenseitige Arbeitsst il trägt dieser Regelung Rechnung. Das gute Klima zwischen Kreistag und Verwaltung kommt auch dadurch zum Ausd ruck, daß die meisten Beschlüsse einstimmi g oder mit großer Mehrheit gefaßt wurden . Sorgen um die heimische Wirtschaft Die kritische wirtschaftliche Lage, von der die Wirtschaft in unserem Landkreis besonders betroffen ist, macht die Sor- gen auch der Verantw ortlichen im Land- kreis deutlich . Dem Herrn Ministerpräsi – denten wurde daher bei seinem Kreis- besuch am 16. Mai 1975 die wirtschaft- liche Entwicklung in unserem Landkreis 2


0inzwischen als Thema Nummer eins dargelegt. Zu- nächst gilt es, den Verlust von Arbeits- plätzen zu verhindern . Daneben müssen Maßnahmen eingeleitet werden, um ein- zelne Wirtschaftszweige strukturell zu verbessern und möglichst künftig zu- sätzliche Arbeitsplätze zu schaffen . Um dieses Ziel zu erreichen, ist das gesamte Kreisgebiet in Förderpro- gramme des Bundes und des Landes aufgenommen worden: der Mittelbereich Donaueschingen in die Gemeinschaftsaufgabe regionaler Wirt- schaftsförderung durch Bund und Län- der, und der Mittelbereich Villingen- Schwenningen in ein Landesförderpro- gramm . Wie sehr der Schwarzwald-Baar- Kreis noch der Strukturförderung bedarf, beweisen die sinkenden Zahlen der in der Industrie Beschäftigten. Die Zahl der Industrie betrug Arbeitnehmer am 1. 7. 1974 noch 46369 (davon 12136 = 26% ausländische Be- schäftigte) und sank am 10. 9. 1975 auf 42 407 (davon 10176 = 24% ausländische Be- schäftigte) . in der Der Landkreis ist am Gedeihen unserer heimischen Wirtschaft aus zwei Gründen stark interessiert: – um der Menschen wegen, die dort Ar- beit und Brot haben, – aber auch der eigenen Einnahmen wegen: Geht es der Wirtschaft gut, fließen auch entsprechend die Ein- nahmen aus der Gewerbesteuer . Die Gemeinden als Empfänger haben einen Teil dieser Einnahmen wieder an den Landkreis im Wege der Kreisumlage abzuführen . Der Landkreis unterstützt durch „flan- kierende Maßnahmen“ die Bemühungen von Bund und Land um die Wirtschaft, indem er zur Verbesserung der soge- nannten Infrastruktur beiträgt und, um nur einige wichtige Beispiele zu nennen, Schulen und Straßen baut und unterhält , ein Kreiskrankenhaus in Donaueschingen betreibt und um die Beseitigung des Mülls besorgt ist. Eine unmittelbare Wirtschaftsförde- im Kreisgebiet rung durch den Landkreis besteht bisher nicht, wenn man von der Förderung des Fremdenverkehrs (1976 60000,- DM) absieht. Dem Beispiel an- derer Landkreise folgend, könnte daran gedacht werden, eine Wirtschaftsförde- rungsgesellschaft zu gründen, die den Landkreis und die Gemeinden bei der Wirtschaftsförderung sowie ansässige und anzusiedelnde Unternehmen bei der Beschaffung von Grundstücken, Gebäu- den, Arbeitskräften, Wohnungen und Förderungsmitteln unterstützt. Solange eine Gesellschaft zur Wirtschaftsförde- rung nicht besteht, sollte der Landkreis in verstärktem Maße diese Lücke durch eigene Maßnahmen ausfüllen. Weitere vorrangige Aufgabe: Ausbau des beruflichen Schulwesens Die Bemühungen des Landkreises in Sachen Wirtschaft erhalten ihren Sinn auch durch die Trägerschaft des Land- kreises für die beruflichen Schulen . Wer- den die Schulabgänger später alle einen Arbeitsplatz finden? Dies ist nicht nur für die Betroffenen eine besorgte Frage . Die Jugendarbeitslosigkeit hat sich inzwischen zu einem nicht ungefährlichen sozialen Problem ausgeweitet, das alle angeht. Es waren bei der Arbeitsvermittlung des Arbeitsamtes Jugendliche unter 20 Jahren gemeldet: im September Januar Mai September März April Mai Juni 1974 1975 1975 1975 1976 1976 1976 1976 141 347 253 375 322 245 215 173. Villingen-Schwenningen Nach der Übernahme der Trägerschaft der beruflichen Schulen im Stadtbezirk Schwenningen von der Stadt Villingen- Schwenningen auf den Landkreis zum 3


01. August 1976 ist die Trägerschaft für alle beruflichen Schulen im Kreisgebiet in einer Hand . Damit ist die Voraus- setzung geschaffen, daß das Berufs- schulwesen einheitlich entwickelt werden kann. Dieser Aufgabe wird in den näch- sten Jahren vorrangige Bedeutung zu- kommen, da die bildungspolitischen Ziel- setzungen von der Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung mit der Ausbildung in weiterführenden Schulen (Realschule, Gymnasium) und dem akademischen Studium ausgehen . Die früheren Kreise Villingen-Schwenningen und Donaue- schingen haben dem neuen Schwarz- wald-Saar-Kreis ein gutausgebautes Berufsschulwesen mit den Standorten in Villingen-Schwenningen, Donaueschin- gen, St. Georgen und Furtwangen hinter- lassen. Aber auch hier gilt: wer rastet, rostet! Ein Ausbauprogramm für die nächsten Jahre sieht Ausgaben in Höhe von 50 Mio DM (nach dem Stand von 1975) vor. Der vom Kreistag beschlossene Prioritätenkatalog wird die zeitliche Rei- henfolge der auszubauenden Schulen be- stimmen . Zur Zeit wird die Erweiterung der Haus- und Schule im Stadtbezirk Villingen und der Hauswirtschaftsschule in Donaueschingen geplant. landwirtschaftlichen Bemühungen um die behinderten Kinder und Jugendlichen Der Schwarzwald-Saar-Kreis hat es sich zur Aufgabe gemacht , die geistig- und körperlich-behinderten Kinder und Jugendlichen durch entsprechende Ein- richtungen zu fördern. In der Trägerschaft des Landkreises stehen : Zahl der Kinder und Jugendlichen: in Donaueschingen mit einem Sonderschul- kindergarten in Donaueschingen-Aufen 69 11 . – die Sonderschule für Körperbehinderte 20 in St. Georgen Als erste Maßnahme ist der Neubau einer Sonderschule für Bildungssehwa- che in Villingen-Schwenningen in Angriff genommen worden. Die baureife Planung wird im Jahre 1976 fertig , so daß mit dem Neubau 1977 begonnen werden kann (vorausgesetzt Landeszuschüsse wer- den gewährt) . Voraussichtliche Kosten: 8,5 Mio DM. Mit Schuljahrbeginn 1976/77 ist in der zum Teil leerstehenden Kauf- männischen Berufsschule in St. Georgen nach Umbauarbeiten eine Sonderschule für Körperbehinderte eingerichtet wor- den. Den endgültigen Standort soll die Schule in Villingen-Schwenningen finden . Kreisstraßen Ein gutausgebautes Straßennetz ist eine wichtige Voraussetzung für die Ent- wicklung eines Landkreises. Das vom Kreis zu betreuende Straßennetz hat eine Länge von ca. 250 km. In einem Ausbau- programm (aufgestellt 1973 und 1976 fortgeschrieben) hat der Kreistag seine Vorstellungen für den weiteren Ausbau der Kreisstraßen festgelegt. Zu seiner Verwirklichung sind in den Jahren 1977 bis 1980 jährlich jeweils 3,3 Mio DM er- forderlich. Die Kreisstraßen fügen sich in das Netz der Landesstraßen , Bundesstraßen und Bundesautobahnen ein. Der Kreistag ist daher auch am Ausbau dieser Straßen interessiert und hat zu einzelnen wich- tigen Strecken Stellung genommen (Schwarzwald-Autobahn, B 27, B 31, B 33). – die Sonderschule für Bildungssehwache in Villingen-Schwenningen mit einem Sonderschulkindergarten im Stadtbezirk Schwenningen 195 10 Müll – Problem der Gegenwart und Zu- kunft Die Abfallbeseitigung, das heißt die Beseitigung des Hausmülls, ist eines der 4


0in St. Ge- schwierigsten Probleme, die den neuen Landkreis beschäftigen. Es vergeht fast keine Sitzung des Technischen Aus- schusses, in der nicht über Müll gespro- chen wird . In vielen Sitzungen und Be- sprechungen über dieses Thema wurden folgende Vorstellungen entwickelt: – Die wilden Müllkippen werden ge- schlossen. Künftig gibt es nur noch drei Standorte, an denen Hausmüll abgelagert werden darf : die Kompostierungsanlage orgen (im Umbau), die Deponie Hüfingen (seit 1. Januar 1976 in Betrieb), die Deponie Tuningen (in der Planung). – Die dem Landkreis für die Beseitigung entstehenden Kosten betragen zur Zeit 31,98 DM je Tonne Hausmüll oder Gewerbemüll. Gebührenschuldner sind die Gemeinden, die diese Kosten auf die Einwohner umlegen können. – Sonderregelungen bestehen für Erd- aushub und Bauschutt, Altöl, Klär- schlamm, Altreifen. Autowracks. (Ein- zelheiten können beim Amt für Um- weltschutz im Landratsamt Schwarz- wald-Baar-Kreis, Stadtbezirk Villingen, gerne erfragt werden .) – Die Frage des Einsammelns und Be- förderns der Abfälle durch die Gemein- den oder den Landkreis muß noch entschieden werden . Kreisfinanzen Bei der Vielfalt der Aufgaben darf zu keinem Zeitpunkt der Blick auf die Finan- zen des Landkreises außer acht gelassen werden. Nur im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten können die zahlreichen Aufgaben durchgeführt werden. Im Ein- zelfall kann dies heißen, daß die Aufgaben zeitlich gestreckt werden müssen. Der Landkreis kann nur ausgeben, was er einnimmt. Die Einnahmen setzen sich in der Hauptsache aus Finanzzuweisungen des Landes, der Kreisumlage, den Kreis- steuern (Grunderwerb- und Jagdsteuer) und Gebühren (Bau, Straßenverkehr, Müll, Bußgeld) zusammen. Auf der Aus- gabenseite sind insbesondere die Sozial- aufwendungen zu nennen, die den ,,dicksten Brocken“ ausmachen (1976 ca. 24 Mio DM = 30,70% des Gesamthaus- haltsvolumens), dann die Aufwendungen für die Jugendhilfe (1976 ca.1,4 Mio DM = 1, 79 % des Gesamthaushaltsvolumens). Zu nennen sind weiter die Personalkosten, die sich 1976 mit 9,4 Mio DM = 12,06 % des Gesamthaushaltsvolumens in erträg- lichen Grenzen halten. Dies war nur mög- lich, weil durch einen Stellenstopp im -reinen Verwaltungsbereich (seit 1974!) eisern gespart wurde. Der Schwarzwald-Baar-Kreis wird in den nächsten Jahren auf finanziellem Gebiet großen Belastungsproben aus- gesetzt werden . Ein Hauptpunkt wird da- bei der Hebesatz der Kreisumlage werden . Mit 19 Punkten liegt der Schwarzwald- Baar-Kreis an der unteren Grenze aller Kreise im Land Baden-Württemberg. Dies allein ist noch kein Grund, den Hebe- satz zu erhöhen . Die Diskussion muß sich danach ausrichten, ob die bisherigen Aufgaben des Landkreises auch in Zu- kunft vom Landkreis wahrgenommen werden sollen oder von den Gemeinden. Eine Kommission aus Vertretern des Kreis- tages und der Verwaltung hat sich im Jahre 1974 darüber Gedanken gemacht. Das Arbeitsergebnis stellt eine brauch- bare Grundlage für die Zusammenarbeit des Landkreises mit seinen Gemeinden dar . Die Finanzpolitik des Landkreises muß sich vom Grundsatz äußerster Sparsam- keit leiten lassen . Auf der anderen Seite müssen die erforderlichen Mittel für die Erfüllung der Aufgaben des Landkreises vorhanden sein. Schlußwort In der Darstellung der Aufgaben für die zurückliegenden und künftigen Jahre konnte nur ein Teil der Aufgaben des 5


0Landkreises behandelt werden ; auf an- dere Aufgaben, wie z. B. die Jugendarbeit und Altenhilfe, die sozialen Aufwendun- gen, die Kultur- und Denkmalpflege, das Büchereiwesen und die Kreisbildstelle , den Katastrophenschutz sowie die Land- wirtschaft, konnte im Rahmen dieser Ausführungen nicht eingegangen werden . Sie werden in getrennten Beiträgen in dieser oder künftigen Ausgaben behan- delt werden . Durch die vorangegangenen Ausführungen ist aber sicher deutlich geworden , daß der Schwarzwald-Baar- Kreis eine Vielzahl von Aufgaben zu be- treuen hat, die zwar dem einzelnen Kreis- einwohner nicht so deutlich werden mag wie z. B. die Aufgabenbereiche der Ge- meinden, aber deshalb nicht weniger wichtig sind. Dank sei allen gesagt, die zum Erreich- ten beigetragen haben. Dies ist ein An- sporn fi,ir die Zukunft , weiterhin alle Kräfte für den Schwarzwald-Saar-Kreis einzusetzen . Dr. Rainer Gutknecht Landrat Wo Ärzte um das Leben von Schwerstkranken ringen Eine Visite auf der Intensivstation im Kreiskrankenhaus in Donaueschingen Vor zwei Stunden hat der knapp 50- jährige, der sein Leben lang sein Herz nicht „gespürt“ hatte, einen Herzinfarkt erlitten . Nun liegt er, künstlich beatmet, angeschlossen an Kontrollgeräte, an le- benerhaltende Transfusionen , im Kran- kenbett, regungslos, halb dahindämmernd, jeder Bewegung unfähig . Rund um die Uhr sind Ärzte und Pfleger für ihn und seine Mitpatienten da. ,,Feierabend“ darf es hier nicht geben: die Rede ist von der Intensivstation beim Kreiskrankenhaus in Donaueschingen; der Ort, an dem sich für viele die Frage nach dem Leben oder nach dem Tode konkreter als anderswo stellt. Für alle die, die nach einer schweren Operation oder die mit einem Infarkt oder Schlaganfall eingeliefert werden. Die Intensivstation: ein Begriff, den viele dem Namen nach kennen, ohne eine präzise Vorstellung von ihr zu haben – eine Institution aber, die nicht zuletzt durch die Vorfälle am Kreiskrankenhaus in Rheinfelden mehr als zuvor ins Be- wußtsein der Menschen gerückt ist. Keine andere der zahlreichen Abtei- lungen eines modernen Kreiskranken- hauses von der Größe derDonaueschinger Klinik muß so gut abgeschirmt werden wie diese, obwohl Hygiene und Sauber- keit natürlich in der Umgebung kranker Menschen ohnehin eines der obersten Gebote sind. Kein Besucher darf in Stras- senkleidung den BereicH betreten, in den neben den Personalräumen zwei Vierer- zimmer und fünf Einzelboxen unterge- bracht sind; in den Einzelzimmern liegen jene Patienten, deren Atmungsschwäche künstliche Beatmung erforderlich macht. „Interdisziplinär “ wird die Intensivstation am Kreiskrankenhaus Donaueschingen geführt. Die Organisation und die ärztliche Lei- tung liegen in der Hand des Chefarztes der Anästhesie , Privatdozent Dr. Hans Unseld, doch der Facharzt, der die Schwerkranken in die Intensivstation ein- liefern ließ, bleibt auch hier für die Be- handlung des Grundleidens zuständig, so zum Beispiel der Internist für die Be- handlung dieses Herzinfarkterkrankten , an dessen Beispiel wir die Intensivstation erläutern . Leiter der Abteilung Innere Medizin ist der ärztliche Direktor der vor fast zwei Jahren eingeweihten Klinik, Pro- fessor Dr. Dieter Klemm . 6


0Durch eine Schleuse gelangt man in den inneren Bereich der Intensivstation, versehen mit einem grünen Schutzmantel, mit Spezialschuhen, nach der Desinfek- tion der Hände . Denn die Patienten, die hier liegen, sind so geschwächt, daß keine Bakterien oder gar Viren auch nur in ihre Nähe kommen dürfen . Sie würden, zu- mal nach schwersten Eingriffen, das nur noch sehr bedingt verteidigungsbereite Abwehrsystem des Körpers leicht über- winden. Die Viren könnten jenen Rest an Lebenssubstanz, der nach Infarkt, Ge- hirnschlag oder Operationen noch vor- handen oder vielleicht gerade dabei ist, sich zu regenerieren, auslöschen , vor allem bei älteren Patienten, deren Wie- dergesundung oft ohnehin nicht sicher ist. Daher kann es auch für die Angehörigen keine Überraschung sein, daß selbst für sie nur beschränkte Besuchszeit erlaubt werden kann: jeweils nur eine Person, Kinder ganz ausgeschlossen, im Einzel- fall höchstens zehn Minuten, um den Funktionsablauf nicht allzusehr zu stören. Vom Aufwachraum, in den der Patient vom Operationssaal wechselt, kommt der Operierte in ein frisch desinfiziertes Bett, über dem an der zentralen Infor- mationsschiene ein Monitor angebracht ist, über den Arzt und Pflegepersonal über die Vitalfunktionen des Patienten auch außerhalb seines Krankenzimmers auf dem laufenden gehalten werden : Herz, Atem, Körpertemperatur, Blutdruck und Puls können so überwacht werden und über den Zustand des Kranken Aus- kunft geben. Alle denkbaren Medikamente liegen griffbereit, um bei lebensbedrohen- den Zusammenbrüchen der Vitalfunktio- nen sofort helfen zu können. Im Spezialkühlschrank liegen Blut- konserven; ein Röntgenschaukasten bietet die Möglichkeit, die Röntgenauf- nahmen vergrößert einzusehen. Ein Not- fallwagen enthält alles, was für die in besonderer Form zu leistende Erste Hilfe gebraucht wird : die oft sehr kurze Zeit, ein Leben retten zu können oder es ver- lorengeben zu müssen, darf nicht durch organisatorische Schwäche zusätzlich verkleinert werden . Es ist kein Wunder, daß eine Intensiv- station sehr personalaufwendig ist. Daß gerade sie dazu beiträgt, wenn in mo- dernen Krankenhäusern die Zahl der in Verwaltung und Operationsraum, in Küche und auf den Stationen Beschäf- tigten die Zahl der Patienten überwiegt. Rund um die Uhr- nachts nicht schwächer besetzt als am Tage – stehen Ärzte und Pflegepersonal bereit. Der normale Tag- und Nachtrhythmus, so Privatdozent Dr. Hans Unseld, ist hier völlig aufge- hoben: der Herzinfarkt, der Magendurch- bruch, der Gehirnschlag, der schwere Verkehrsunfall richten sich nicht nach Arbeits- und Ruhezeiten, nach Arbeits- und Ferientagen, nach Werk-, Sonn- oder Feiertagen. Wird vom Roten Kreuz der Patient nach einem Verkehrsunfall oder einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert, so wird die erste Diagnose von erfahre- nen Ärzten bereits im „Schockraum“ gestellt, wo auch die Erstbehandlung erfolgt: Maßnahmen gegen den erlittenen Schock, gegen die ausfallende Atmung oder eine Bluttransfusion. In der Intensiv- station erlaubt dann ein fahrbares Gerät Röntgenaufnahmen am Bett, und oft liegt der schwerverletzte Patient schon wenige im Operationssaal , Minuten dessen technische Ausstattung in Do- naueschingen aufwendig ist und auch komplizierte Eingriffe erlaubt. später Danach beginnt In der Einzelbox oder auch im Viererzimmer die Zeit der Ge- nesung, der Hoffnung, der ersten Zeichen wieder erstarkenden Lebens, manchmal freilich auch der Erkenntnis, daß die Kraft dazu nicht mehr ausreicht und der Tod über das Leben siegen wird. Christiane Kiefer 7


0Fasnetfiguren aus Hüfingen Du woascht jo nit, wia ’s Wetter word Ein Rundgang Im Narrenschopf in Bad Dürrheim Foto: Breitsprecher „Es gibt nur eine Zeit im Jahr, die ihn aus der Ruhe schreckt und an die Ober­ fläche lockt, die Fasnacht“. So der Frei­ burger Hermann Eris Busse über den Menschen auf der Saar. Er gilt als ein­ silbig und wortkarg, als bedächtig und in sich gekehrt. Vielleicht ist es gerade sein konservatives Beharren, daß sich das Fasnachtsbrauchtum in dieser Land­ schaft lebendiger und ursprünglicher als anderswo erhalten hat. Nicht zu Unrecht hat man die Saar das Herz der schwäbisch-alemannischen Fasnachtslandschaften genannt. Spricht man in diesem Raum von der Fasnacht, so denkt man an Städte wie Villingen, Bräun­ lingen, Hüfingen, Donaueschingen, Rott- weil, Bonndorf. Inmitten dieses Raumes liegt Bad Dürrheim und sein Narrenschopf. Es ist die jüngste und originellste Attraktion, die die Stadt mit dem höchst­ gelegenen Solbad Europas für seine Besucher und Gäste – rund 35 000 im Jahr – bereithält: ein Museum der schwäbisch-alemannischen Narrenzünf­ te: an die 300 Masken und Häs von mehr als 60 Zünften im schwäbisch-aleman­ nischen Raum. Damit ist Bad Dürrheim das „Zentrum der Narren“. Und es stellt sich, wie man hört, auch finanziell nicht schlecht mit dem „Narrenhaus“ im er­ weiterten Kurparkgebiet. Nicht nur die Objekte aus den acht Fasnetlandschaften sind sehenswert, 8


0auch die Unterkunft ist originell und der Name „Narrenschopf“ bewußt ge- wählt. Bringt er doch zum Ausdruck, daß die Fasnacht mit ihren Masken noch lange nicht museumsreif ist. Der Besucher findet einen Rundbau, für den die Kur- gäste bisweilen die merkwürdigsten Deu- tungen haben wie : Zuckerhut oder Ne- gerkral. Nun, die Rundbau-Architektur ist ein ehemaliger Solebehälter der Rottweiler Saline Wilhelmshall, ein Meisterwerk schwäbischer Zimmermannskunst aus der Zeit um 1825: 40 Meter im Durch- messer und acht Meter hoch. Um die Vielzahl der Maskenfiguren unterzu- bringen, wurde in der Mitte in drei Meter Höhe eine Plattform geschaffen, die als Stahlkonstruktion in wirkungsvollem Kontrast zum Holzbau steht. Der Fremde, der im Sommer als Kur- gast auf die Baar kommt, braucht nun nicht mehr zu warten, bis es Anfang Februar wieder „dergege goht“, um die berühmte schwäbisch-alemannische Fasnacht zu erleben. Zu jeder Jahreszeit wird er im Bad Dürrheimer Narrenschopf mit ihr konfrontiert: mit den Hansel und Gretle, den Narros, Schuddig und Schantle, den Flecklehäs-Männern und den Besen schwingenden Hexen . Was es immer an Fasnachtsgestalten geben mag zwischen Waldkirch und Wangen im Allgäu, von Bad Cannstatt bis nach Konstanz und weiterhin in die Schweiz, am Hochrhein, auf der Baar und donauabwärts bis nach Sigmaringen und Riedlingen, wo der ur- tümliche Gole zuhause ist – im Dürr- heimer Narrenschopf hat es sich ein far- benbuntes Stelldichein gegeben. So mannigfaltig die Landstriche, so vielgestaltig die Masken und das Häs. Da sind die hölzernen, fast geschlechts- losen Hansellarven von der Baar, dann die Stoff- und Lederverlarvungen der Zünfte im Hegau und vom Bodensee, die einen Weißnarren genannt, die letzteren Plätzlegestalten,bald porträthafte Larven, dann wieder groteske Vermummungen, grausige Hexen und furchterregende Stroh- und Zottelbären . Charakteristisch für den Bodensee- raum und die Narrenorte im Hegau das Gewand des „Hänsele“, das sich aus bun- ten Stofflappen zusammensetzt. Auf der Baar, wo der Weißnarr beheimatet ist, geht der Hansel oder der Narro, wie er in Villingen genannt wird, unter der ge- schnitzten Maske aus Lindenholz und im Häs aus grobem Leinen. Dabei sind die Larven oder Schemme in Ausdruck und Form verschieden , je nach Stadt und Herkunft . Der Donaueschinger Hansel ist lieblich, anderswo ist die Maske dämo- nisch, oder ein knitzes , listiges Lächeln spielt um die feingeschnittenen Mund- winkel der hölzernen Larve . Kunstblumen, Roßhaar und bunte Fe- dern bilden den zusätzlichen Kopfputz . An der Schemme baumelt der Fuchs- schwanz, das Symbol der Narrenfreiheit ; oft auch das Zeichen des Rügerechts , wie etwa bei den Hansele in Möhringen, Stadtbezirk Tuttlingen , die ihr Schemen- gericht – laut der Chronik der Herren von Zimmern – bis ins Jahr 1549 zurückfüh- ren. Auf das Häs der Hansel und Narros sind Blumen , Ranken , Schalksgesichter und Tierfiguren aufgemalt, oft voll hinter- gründiger Symbolik, so Hase, Fuchs , Bär und Löwe, Adler, Bock und Ziege, dann wieder Brezel, Wurst und anderes mehr . Der Eschinger Hansel findet sich – mehr oder weniger abgewandelt – in fast allen Narrenstädten derfürstenbergischen Baar, aber auch im „freien“ Rottweil und in den Zähringerstädten Villingen und In Donaueschingen geht Bräunlingen. neben dem Hansel das Gretle in der BaaremerTracht, ebenso in Hüfingen, wo als weitere Fasnachtsfigur das „Baptistle“ eine gewichtige Rolle spielt. Das ehedem vorderösterreichische Bräunlingen hat neben dem stolzen Stadthansel die Ur- hexe, den Stadtbock und die alemanni- schen Trummler. Den Lötfinger Hansel 9


0kennzeichnen Storch und Doppeladler auf der schlottrigen Hose und das karierte Säckchen, aus dem er Brezeln und Apfel­ sinen auswirft. Das G’schell trägt er am einfachen Lederriemen. Beim Villinger Narro hängen die faust­ großen Metallglocken an weißen, über der Brust gekreuzten Lederriemen. Spricht man in Rottweil und anderen Narrenstädten auf der Saar vom G’schell, so heißen die Metallglocken des Villinger Narro „Rollen“. Die Sehellenriemen des Dürrheimer Narro hängen nicht, wie bei anderen Maskengestalten der Saar, ge­ kreuzt von den Schultern, sondern senk­ recht. In der Hand hält er das hölzerne Narrenschwert, ähnlich wie der Bräun­ linger Stadthansel und der Villinger Narro. Mit dem Villinger Narro, den die weiße, hochgefältelte Halskrause charakterisiert, gehören zur Villinger Fasnacht das ver­ schmitzt lächelnde Morbili in der Villinger Bürgerinnentracht, der Stachi im blauen Fuhrmannskittel, der mit Stroh ausge­ stopfte „Wuescht“, auf dessen hölzernem Rücken die Winterhex baumelt, und der originelle Butzesel, der auf einem Tannen­ ast reitet. Gelingt es ihm, den Stachis, die ihn mit Peitschen knallen durch die Straßen treiben, in ein Gasthaus zu entwischen, dann müssen die Treiber seine Zeche be­ zahlen. In Oberndorf gibt es den Schantle, dem statt der Sehellenriemen Sacktücher auf der linken Brust herniederhängen, den Hansel mit flachsblonder Perücke und dem an Napoleon III. erinnernden Knebel­ bart, sowie den Narro aus der Familie der Weißnarren, der an vier Riemen die handgeschmiedeten, sehr alten Schellen trägt. Bonndorf hat als humorige Gestalt den Pflumeschlucker, der h9chnärrisch sich selbst konterfeit. Geht doch die Rede, daß die Bonndorfer, als einst die Pflaumen in das abgelegene Hochland kamen, die Frucht samt den Steinen schluckten. 10 Narrenschopf Bad Dürrheim/ Foto: Breitsprecher Blätzlekleider tragen die Narren im Schwarzwald. So treffen wir die Spättle­ buben oder Spättlehansel in Furtwangen, Elzach, Gengenbach und OffenbtJrg, da­ zu als charakteristische Fasnachtsfigur der „Wälder“ die Hexen in Furtwangen, Gengenbach und Offenburg. In Furt­ wangen kommt der „Bodenwälder“ hinzu, eine in Baumflechten gehüllte Wildmän­ nergestalt, wie sie nur noch beim Winter­ austreiben in abgelegenen Dörfern im schweizerischen Kanton Graubünden oder auch in Telfs in Tirol anzutreffen ist. In sieben Fasnachtslandschaften glie­ dert sich die Schau im Dürrheimer Narrenschopf. Nur einige der charakte­ ristischen Masken und Gruppen seien aus der Vielzahl noch genannt: so aus Stockach der schellenkappige Hans Kuony, der vor der Schlacht bei Mor­ garten (1315) riet, man möge sich über­ legen, wie man nicht nur in die Schweiz


0hinein-, sondem auch wieder heraus­ komme; aus Triberg die roten Teufel und der urtümliche Federeschnabel, aus Waldkirch der Bajass, der auf den Bajazzo zurückgeht und vermutlich über Tirol durch italienische Komödianten in den Schwarzwald gelangt ist. Vom Hochrhein und Hotzenwald sieht man aus den beiden Laufenburg die Nar­ ronen der Altfischerzunft, aus Säckingen den Maisenhardtjoggeli, der aus einem wilden Waldgeist hervorgegangen ist, und aus Waldshut den Geltentrommler, eine Abart der in vielen Narrenorten heimischen Hemdglonker. Nicht weniger als acht Narrenfiguren hat Singen/Hohen­ twiel für den Narrenschopf beigesteuert: vom Poppele vom Hohenkrähen über das Eierwieb, den Hoorigen Bär bis hin zum Blätzlibuä und zum Rebwieb. Im Obergeschoß des Narrenschopfes, zu dem eine bequeme Wendeltreppe führt, findet sich das Ausstellungsgut der Fas­ nachtslandschaften „Donau“ und „Ober­ schwaben-Allgäu“, darunter der Mucken­ spritzer und das wilde Weib aus Ehingen, der Dengler aus Mühlheim an der Donau, die Brunnenspringer aus Munderkingen, die Fledermäuse und der Bräutelbursche aus Sigmaringen und der Giggeler aus der Hopfenstadt Tettnang. Saulgau hat die Dorausschreier und die Hexengestalt der Riedhutzel, Kisslegg das Hudelmale und den Schnarregagges mit der eiser­ nen Schandpfahl-Larve aus dem 17. Jahr­ hundert. Keine Zunft und kaum ein Narrennest ohne eigenen Narrenmarsch. Auch damit ist der Bad Dürrheimer Narrenschopf gut eingedeckt. Manche dieser Märsche sind ebenso alt wie die Zünfte, die auf der Baar meist um die Mitte des vorigen Jahrhunderts entstanden sind. So die Narrenzunft „Frohsinn 1853 Donaue­ schingen“, bei der in der Vorfasnacht 1976 die über 60 Zünfte der „Schwäbisch-Ale­ mannischen“ zu dem alle vier Jahre statt­ findenden „Großen Narrentreffen“ sich einfanden .. Vier Stunden lang dröhnten da beim Umzug am 1. Februar die Narren­ märsche, intoniert von Blaskapellen und Fanfarenzügen, durch die Straßen der Stadt an der Donauquelle, allen voran die Gastgeber mit dem Eschinger Narren­ marsch, der – laut Rudi Schlatter, dem Chronisten der Donaueschinger Zunft, Johann Wenzel Kalliwoda, von 1822-1853 Fürstlich Fürstenbergischer Hofkapell­ meister, zum „geistigen Vater“ hat. Und die Narretei im Narrenhaus auf der Baar ist perfekt für den Besucher, wenn er ausgerechnet an einem Schlecht­ wettertag den Rundgang im Narrenschopf macht und der Text des Donaueschinger Narrenmarschs ihn warnt: ,,Hans blieb do/ du woascht jo nit, wia ’s Wetter word/Ob es renglat oder schneit, oder ob ’s guat Wetter geit/Hans blieb do, du woascht jo nit, wia ’s word“. Lorenz Honold Villinger Morbili Foto: Breitsprecher 11


0Die Förderung der Landwirtschaft durch den Land- kreis Schwarzwald-Baar Die Landwirtschaft im Schwarzwald- Baar-Kreis zählt zu den von der Natur be- nachteiligten Agrargebieten . Höhenlagen von 540 bis 1000 m, Niederschläge von 800 mm bis 2000 mm, und eine mittlere Jahresdurchschnittstemperatur von 5,5 bis 6,5 Grad sind die charakteristischen Merkmale einer nicht gerade wohlhaben- den Landwirtschaft . Dieser Tatsache hat EG-, Bund und Land dadurch Rechnung getragen , daß das gesamte Kreisgebiet in das Bergbauernprogramm einbezo- gen worden ist. Zum Ausgleich geringerer Einkommensmöglichkeiten werden di- rekte Zahlungen an die landwirtschaft- lichen Betriebe geleistet. Durch günstige Fördermittel soll die Investitionstätigkeit zur Betriebsentwicklung besonders ge- fördert werden. Über 4000 landwirt – schaftliche Betriebe bewirtschaften rund 45 000 ha landwirtschaftliche Fläche und die durchschnittliche Betriebsgröße liegt etwas über 10 ha. Diese Landwirtschaft ist ein Wirtschaftsfaktor innerhalb des Landkreises und bedarf der besonderen Betreuung und Unterstützung . Der Kreis- tag ist sich seiner Verpflichtung gegen- über dieser Landwirtschaft voll bewußt und hat deshalb einen beratenden Aus- schuß für landwirtschaftliche Fragen ge- bildet. Eine überragende Bedeutung für den ganzen Landkreis hat auch der Fremden – verkehr . Viele Gemeinden und viele ga- stronomische- aber auch Privatbetriebe haben in den letzten Jahren erhebliche Aufwendungen geleistet , um dem Gast aus dem Norden, oder wo immer er her- kommt, Gelegenheit zu geben, sich in der schönen Landschaft erholen zu können . Was wäre diese Landschaft aber, wür- de sie nicht durch den Fleiß des Landwirtes gepflegt und offengehalten . Deshalb kam der Ausschuß zu der Überzeugung , daß nicht nur aus landwirtschaftlichen Grün- den.sondern auch aus der Notwendigkeit der aktiven Gestaltung der Landschaft eine Landwirtschaft erhalten werden muß, die die Garantie dafür gibt, daß durch richtige Bewirtschaftung eine ord – nungsgemäße Landschaftspflege erfolgt. Je schwieriger die natürlichen Bedin – gungen sind, je weniger mechanisierbar die Bearbeitung der starken Hanglagen, desto größer ist der Arbeitsaufwand und damit auch die Dienstleistung der Land- schaftspflege . Bei den schwierigen topographischen und klimatischen Verhältnissen wird die Organisation eines landwirtschaftlichen Betriebes fast ausschließlich durch die Rindviehhaltung bestimmt. Buchfüh- rungsergebnisse beweisen, daß über den Preis der erzeugten Nahrungsmittel allein die Arbeit der hier wirtschaftenden Bauern nicht genügend entlohnt wird . Deshalb sind nicht nur EG, Bund und Land, sondern auch der Landkreis zur Hilfe aufgerufen . kam deshalb mit überwiegender Mehrheit zur Auffassung, dem Finanz- und Verwal- tungsausschuß folgenden Beschluß zu empfehlen : Zur Förderung der Land- und Forstwirtschaft soll im Verwaltungshaus- halt 1974 ein Betrag von DM 235 000 ,- eingesetzt werden . Der Landwirtschaftsausschuß Nur mit ganz knapper Mehrheit hat der Kreistag in seiner Sitzung am 22. 4. 197 4 in Bräunlingen diesen Antrag abgelehnt und den Förderbetrag auf DM 135 000, – festgesetzt. Gleichzeitig wurde die Ver- waltung beauftragt, auf Grund der Vor- schläge der Fraktionen Richtlinien über die Verteilung der Mittel zur Förderung der Landwirtschaft auszuarbeiten . Nach intensiver Diskussion erarbeitete folgende der Landwirtschaftsausschuß Mittelverteilung : 12


01. Förderung des überbetrieblichen in Höhe von DM Maschineneinsatzes 25952,-. Mit dieser Fördermaßnahme soll der neu gegründete Maschinenring eine be- sondere Hilfe erhalten. Die Technik im landwirtschaftlichen Betrieb erfordert immer höhere Kosten. Die Maschinen werden immer größer und die einge- setzte Stundenzahl pro Betrieb immer . kleiner . Nur wenn über die Einzelbetriebe hinaus der Einsatz solcher Maschinen organisiert wird, ist es möglich, einen rentableren Maschineneinsatz zu er- reichen. 2. Beihilfen zur Viehhaltung mit dem Zwecke der Offenhaltung der Landschaft . Hierfür wurde ein Betrag von DM 54350,- bereitgestellt. In den Gemeinden Gremmelsbach, Triberg, Nußbach, Schonach, Rohrhards- berg und Schönwald sind die landwirt- schaftlichen Produktionsmöglichkeiten besonders schwierig. Das Verhältnis zwischen landwirtschaftlicher Nutzfläche und darauf gehaltenen Vieheinheiten ist außerordentlich ungünstig . Während normalerweise zur Offenhaltung der Landschaft je Hektar Futterfläche eine Vieheinheit benötigt wird, werden in diesen Gemeinden 1,2 bis 1,4 ha Futterfläche je Vieheinheit genutzt. Diese Tatsache führt dazu, daß allmählich die landwirtschaft- liche Nutzfläche nicht mehr offengehalten wird und daß bewirtschaftbare Flächen der natürlichen Succession überlassen bleiben. Damit tritt an Stelle der offenen Landschaft Gebüsch und später Wald. Das aussagekräftigste, praktikabelste und objektiv meßbare Abgrenzungskrite- rium sämtlicher natürlichen und wirt- schaftlichen Ertragsbedingungen ist die landwirtschaftliche Vergleichszahl (LVZ). Betriebe bzw. Gemeinden mit landwirt- schaftlichen Vergleichszahlen von O bis 10 sind als besonders ungünstig und im Hinblick auf die Offenhaltung der Land- schaft als besonders gefährdet anzu- sehen. In den bisher genannten Gemein- den, wo die LVZ zwischen 6 und unter 10 liegt, wurde je Vieheinheit ein Betrag von DM 25,- bezahlt. Durch die Förderung der Viehwirtschaft soll die Futterfläche verkleinert werden, um die natürliche Offenhaltung der Landschaft zu sichern . 3. Förderung der Milchhygiene im Er- zeugerbetrieb mit DM 55000,- . Die beste Methode, die Landschaft offenzuhalten, ist die Haltung von Milch- vieh . Wo eine rentable Milchviehhaltung betrieben wird, wird die landwirtschaft- liche Nutzfläche intensiver bewirtschaftet und das Grünland besonders gepflegt. ist die natürliche Pro- Milchviehhaltung duktionsrichtung vieler Betriebe im Schwarzwald-Saar-Kreis . Durch Errich- tung von Milchkammern, durch die An- schaffung von Milchtiefkühleinrichtungen erfolgt eine wesentliche Verbesserung der Milchhygiene, und durch die modernen Erfassungsmethoden (Milcherfassung durch Tankwagen) erfährt der Betrieb eine erhebliche arbeitswirtschaftliche Verbesserung und durch Kosteneinspa- rung auch eine Erhöhung des Milchaus- zahlungspreises. Durch diese Entwicklung sind erhebliche Investitionen mit beacht- lichen Kosten erforderlich . Sind diese modernen Vermarktungsmethoden ein- gerichtet, bleibt der Betrieb erfahrungs- gemäß bei der Milchviehhaltung und nutzt automatisch das vorhandene Grünland. Seitens des Landkreises wird mit einem 10%igen Zuschuß zur Investi- tionssumme echt geholfen. 4. Mit einem weiteren Betrag von DM 11 000, – fördert der Landkreis die Arbeits- für Höhenlandwirtschaft, gemeinschaft den Badischen landwirtschaftlichen Hauptverband , die Landfrauenerholung in Tiengen sowie die Besucher der Landvolkhochschulen in Tiengen und in St. Ulrich . Hier können sich Jungbauern und Jungbäuerinnen über den Ausbil- dungsrahmen der Landwirtschaftsschule hinaus weiter aus- und fortbilden . 13


0- 5. Zur Förderung der Jungviehhaltung und -aufzucht betreibt der Kreis zwei eigene Jungviehweiden in Villingen- Schwenningen und in Blumberg-Ried- böhringen . Hier werden Rinder und auch Fohlen in natürlicher Umgebung gehalten. Durch Gewährung von Prämien an vorzügliche Farrenwärter wird die Vater- tierhaltung in den Gemeinden unterstützt. Und durch Gewährung eines Zuschusses an die Hengststation Donaueschingen wird der Pferdehaltung und Pferdezucht besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die intensiven Bemühungen der land- wirtschaftlichen Vertreter der einzelnen Fraktionen und die gute Zusammen- arbeit, die der Landwirtschaftsausschuß mit der Verwaltung hatte , führte beim Haushaltsplan 1975 zu einem positiven Ergebnis . Die allgemeinen Fördermittel wurden gegenüber dem Vorjahr um DM 50000 ,- erhöht , so daß jetzt der Land- wirtschaft ein Betrag von DM 185000 ,- zur Verfügung steht. Schonach – hintere Vogte 1. Zur Förderung des land- wirtschaftlichen Maschinen- ringes 2. Zur Förderung der Milchhygiene 3. Zur Förderung der Offen- haltung der Landschaft durch Viehprämien 4. Zur Förderung der Arbeitsgemeinschaft Höhenlandwirtschaft, des BLHV, der Landfrauener- holung und der Landvolk- hochschulen 5. Zur Förderung der Vatertier- haltung und der Hengst – haltung 6. Für die Jungviehweiden für DM 21 856,- 95911,- 65325 ,- 6000 ,- 5000 ,- 59150,- An der grundsätzlichen Verteilung hat sich nichts geändert. So standen zu Ver- teilung bereit: – :;:::::::: . ~~ n . ,. ‚ – ~ ;;. ~,. ~ — – .- ~_::::- :.~—·-. .. —. 14 Zeichnung : Dr. Astfäller —– 1.: – ~ ); . ‚ . ……….._, 4.


0Im Haushaltsplan 1976 waren trotz ver- folgende schiedener Sparmaßnahmen Beträge vorgesehen: 1. Zur Förderung des land- wirtschaftlichen Maschinen- ringes 2. Zur Förderung der Milch- hygiene 3. Zur Förderung der Offen- haltung der Landschaft durch Viehprämien 4. Zur Förderung der Arbeits- gemeinschaft für Höhenland- wirtschaft, des BLHV, der Landfrauenerholung und der Landvolkhochschulen 21 800,- 95100,- 68100,- 6000,- 5. Zur Förderung der Vatertier- haltung und der Hengst- haltung 6. Für die Jungviehweiden steht ein namhafter Betrag in Höhe von zur Verfügung 7 500,- 47060,- Damit beweist der Landkreis Schwarz- wald-Saar , daß auch in einem Jahr, wo Sparsamkeit Trumpf ist, die Förderung der Landwirtschaft und damit die Offen- haltung der Landschaft ein ernstes An- liegen darstellt. Karlhermann Ruß, Regierungsdirektor Das Oberzentrum führend im Export In Villingen-Schwenningen wird mehr verdient als in anderen Teilen der Region Was gemeinhin wenig bekannt ist, macht ein Blick auf die Kaufkraftkarten der Werbebranche deutlich: Aufgrund seiner überdurchschnittlichen Industri- alisierung wird im Raum Villingen-Schwen- ningen mehr verdient als in den meisten anderen Teilen Baden-Württembergs . Dies ist – zumindest auf den ersten Blick – um so erstaunlicher, als der Kammer- bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Saar-Heuberg unter den zwölf Industrie- und Handelskammern des Landes nach der Zahl der Einwohner (rund 435 000) nur an zehnter Stelle, nach der Fläche (2536 Quadratkilometer) nur an siebter und nach der Zahl der lndu – striebeschäftigten ebenfalls nur an sieb- ter Stelle liegt. Spitzenstellung nimmt der Kammerbezirk der IHK mit einem Koeffizienten von 21,3 eine Spitzen- stellung im Land ein. Dasselbe gilt für die Exportquote (Verhältnis des Gesamtum- satzes zur Ausfuhr) von derzeit 25,6. Dieser Wert wird von keiner anderen Re- gion Baden-Württembergs erreicht. Der Landesdurchschnitt liegt gar nur bei 22,1. Nach Angaben des Statistischen Lan- desamts waren 1974 in der Doppelstadt 128 Industriebetriebe mit mehr als zehn Beschäftigten ansässig. Diese Firmen beschäftigten allein 24 700 Menschen . Ihr Jahresumsatz belief sich auf insge- samt 1,794 Milliarden Mark , wovon 525 Millionen Mark auf den Export entfielen . Damit ist der Ausfuhranteil der Villingen – Schwenninger Betriebe noch höher als in anderen Teilen der Region . Ganz anders freilich sieht es aus, wenn zum Vergleich das Verhältnis von Ein- wohnerzahl zur Zahl der lndustriebe- schäftigten herangezogen wird: Hierbei Löhne und Gehälter Für die Löhne und Gehälter wendeten die 128 Industriefirmen 1974 rund 520 Millionen Mark auf . Das entspricht einem 15


0durchschnittlichen Pro-Kopf-Jahresein- kommen von etwa 21 000 Mark . Ersten Schätzungen zufolge dürften 1975jedoch die Zahl der Industrie beschäftigten sowie das Gesamtumsatzvolumen zurückge- gangen sein. Gleichwohl ist für die kommenden Jahre eher Positives zu erwarten . Und dies, obgleich die Doppelstadt in den zu- rückliegenden zwei Jahren mehr durch spektakuläre Firmenzusammenbrüche (Kaiser-Uhren, Mauthe sowie Fichter) und Sanierungsaktionen des Landes (Kienzle- U hren}, denn durch den großen Auf- schwung von sich reden gemacht hat. Dadurch freilich darf nicht der Blick auf die prosperierenden Firmen getrübt wer- den, die ebenfalls Weltrang haben: Kienzle- Apparate GmbH zum Beispiel und Saba sowie Winkler In Schwenningen müssen neben den nam- haften Uhrenfabriken der Werkzeugma- schinenhersteller Steinei und die Firma ,,wigo“, die unter anderem Kaffeemaschi- nen produziert , genannt werden . die Bäckereimaschinenfabrik im Stadtbezirk Villingen . 37 der genannten 128 Industriebetrie- be gehören der Sparte Feinmechanik – Optik – Uhren an. Bei einem Exportanteil von über 40 Prozent macht diese Gruppe mit 7620 Beschäftigten einen Jahresum- satz von fast 400 Millionen Mark . Auf Rang 2 folgen die Unternehmen der Elek- troindustrie: Hier erzielen 19 Firmen mit 6769 Beschäftigten einen Jahresumsatz von immerhin 758 Millionen Mark. Wei- tere 16 Betriebe mit 6578 Beschäftigten und 364 Millionen Mark Jahresumsatz . gehören der Gruppe „Maschinenbau“ an. Bei all dem ist der Dienstleistungsbe- reich immer noch unterversorgt. Obwohl Groß- und Einzelhandel in der Doppel- stadt 1974 jeweils 274 Millionen Mark Um- satz verbuchen konnten , läßt die IHK keinen Zweifel daran, daß die Region im Vergleich mit anderen Teilen des Landes nicht zu den „Großen“ zu rechnen ist. Daher konstatierte !HK-Geschäftsführer Dietl schon 1974: ,,Das Oberzentrum hat einen ganz erheblichen Nachholbedarf „. KLAUS KRESSE Schwarzwaldhaus 16


0Zur Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn Am 28. August 1975 wurde das Teil- stück Offenburg-Villingen der Schwarz- waldbahn feierlich dem elektrischen Zugbetrieb übergeben . Über die Elektri- fizierung der Schwarzwaldbahn ist im Vergleich zu anderen Strecken sehr viel veröffentlicht worden, genannt sei hier die Jubiläumsbroschüre „Die Schwarz- waldbahn “ (Karlsruhe, 1973). Deshalb wird an dieser Stelle einerseits auf den Stellenwert der Schwarzwaldbahn in der Entwicklungsgeschichte der mitteleuro – päischen Gebirgsbahnen eingegangen, andererseits sollen die politischen Hinter- gründe der Elektrifizierung der Schwarz- waldbahn etwas beleuchtet werden . Ein Vergleich der großen mitteleuro- päischen Gebirgsbahnen zeigt, daß die Schwarzwaldbahn zwar zu den ältesten gehört , doch daß sie die letzte ist, die auf elektrischen umgestellt wurde (s. Tabelle 1). Zugbetrieb Karl Ritter von Ghega ist der Schöpfer der Gebirgsbahnen in Europa überhaupt , indem er 1848 bis 1854 nach langjährigen schwierigen Kämpfen sein Projekt für die Überschienung des Semmering verwirk- lichen konnte: Durch das Ausfahren von Seitentälern wurde unter Anwendung eines kleinsten Radius von 190 m und einer Höchststeigung von 25% die Höhe überwunden . Die als nächste eröffneten Eisenbahnlinien über den Brenner und den Mont Cenis (genauer Col du Frejus) wurden in gleicher Weise angelegt. Für den Bau der Schwarzwaldbahn über Sommerau durch das Gutachtal konnte diese Bauform mangels geeig- neter Seitentäler nicht in Frage kommen, nachdem eine Führung dieser Bahn über Schramberg aus politischen Gründen ausscheiden mußte. 1858 legte Robert Gerwig sein erstes Projekt vor, das an- stelle der ursprünglich vorgesehenen Spitzkehren bei ähnlichen Trassierungs- elementen wie der Semmeringbahn erst- mals einen Spiraltunnel vorsah. teilweise Darauf wurde Gerwig beauftragt, ein neues Projekt auszuarbeiten, wobei als kleinster Radius 300 m und als Höchst – steigung 20 % festgelegt wurden . 1865 unterbreitete Gerwig einen neuen Ent- wurf, der dann auch zur Ausführung gelangte und beträchtliches Aufsehen in der Fachwelt erregte: Mit zwei großen Doppelschleifen, im Tunnel, schuf er die notwendige Entwicklungs- länge, um mit der Steigung 20 % Sommer- au zu erreichen . Damit hat Gerwig die notwendige Vorarbeit für den Bau anderer Gebirgsbahnen geleistet : Gotthard- , Simplon- und Lötschbergbahn sind ohne die Projekte Gerwigs für die Schwarz- waldbahn nicht denkbar , während Arl- berg- und Tauernbahn in Hanglage Tälern folgen können und keiner künstlichen Längenentwicklung bedürfen. Eingangs wurde festgestellt, daß die Schwarzwaldbahn die letzte große Ge- birgsbahn Mitteleuropas ist, die auf elektrischen Zugbetrieb umgestellt wur- de, immerhin 60 Jahre nach der Lötsch- bergbahn, obgleich seit Anfang dieses Jahrhunderts bekannt ist, daß der elek- trische Zugbetrieb auf langen Steilram- penstrecken die wirtschaftlichste Be- triebsart darstellt. Abgesehen davon , daß die Schwarzwaldbahn in den letzten Jahr- zehnten keine Transitbahn mit schwerem internationalen Reise- und Güterzugver- kehr war, fällt auf, daß auch die Semme – ringbahn erst 1959 elektrifiziert wurde. Geht man den Dingen nach, so zeigt sich, daß im Jahre 1928 das Elektrifizierungs- programm der Österreichischen Bundes- bahnen unter dem Einfluß wirtschaftlicher Gegenkräfte abrupt abgebrochen wurde, lediglich die Tauernbahn konnte 1933 bis 1935 als Notstandsarbeit elektrifiziert werden . 17


0Für die Schwarzwaldbahn bestand nach der Aufnahme des elektrischen Zugbetriebes auf der Höllentalbahn von Freiburg nach Neustadt im Jahre 1936 die konkrete Möglichkeit, im Anschluß an die damals beabsichtigte Weiterelektrifizie­ rung bis Donaueschingen gleichfalls überspannt zu werden. Der zweite Welt­ krieg machte diese Absicht zunichte. Weiter bestand die Hoffnung, die Schwarz­ waldbahn im Anschluß an die Elektrifi­ zierung der Rheintalstrecke (1952 bis 1958) auf Elektrobetrieb umzustellen. Da­ für wurden ab 1956 Diesellokomotiven der Reihe V 200 eingesetzt. Im März 1963 wurde zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Deut­ schen Bundesbahn über ein 3. Elektri­ fizierungsabkommen verhandelt, das unter anderem die Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn vorsah. Aus ähnlichE;m Gründen wie 1928 in Österreich kam es damals nicht dazu: Als dieses Abkommen im Vorentwurf fertig war, wurden im April Vor der Elektrifizierung 1963 die neuen Diesellokomotiven der Reihen V 2001 und V 320 vorgestellt. Im Mai-Heft 1963 der DIESEL RAILWAY TRACTION wurde in einem Artikel die geplante Elektrifizierung der Schwarz­ waldbahn scharf verurteilt, man sollte besser für diese Strecke modernste Die­ sellokomotiven beschaffen und damit die im Land befindliche Industrie unter­ stützen. Der Bund der Steuerzahler un­ terstützte nachhaltig diesen Standpunkt. Unter diesen Umständen war an eine baldige Elektrifizierung der Schwarzwald­ bahn nicht mehr zu denken. Im März 1964 wurde vom Land Baden-Württemberg bei den Professoren Raab und Grass­ man ein Sachverständigengutachten an­ gefordert. Inzwischen wurden auf der · Schwarzwaldbahn 12 Diesellokomotiven der Reihe V 2001 (jetzt 221) eingesetzt. Nachdem sich das Gutachten eindeutig für die Elektrifizierung der Schwarzwald­ bahn ausgesprochen hatte, stimmte der Landtag mit großer Mehrheit am 20. 5.1965 dem Elektrifizierungsabkommen zu, ob­ wohl die Vertreter der Dieselindustrie bis zuletzt versucht hatten, diesen Entscheid zu verhindern. Wegen der ungünstigen Finanzlage der Bundesbahn und des Landes konnte die erste Rate für die Elektrifizierung des Abschnitts Offen­ burg-Villingen erst im Frühjahr 1972 an­ gewiesen werden. Die Elektrifizierungs­ arbeiten begannen im Juli 1972 mit den Gleisabsenkungsarbeiten im Abschnitt Nußbach-Sommerau. Der Arbeitsumfang war erheblich: Vor der eigentlichen Fahrleitungsmontage mußten bei 35 Tunnels von 9,4 km Länge die Gleise um bis zu 80 cm abgesenkt werden, meist auch bei den dazwischen­ liegenden freien Streckenabschnitten. Im kleinen Triberger Tunnel (92 m) mußte das Gewölbe aufgeweitet werden. Mit der Gleisabsenkung wurde gleichzeitig der Gleisabstand von 3,50 m auf 3,60 m und der Seitenabstand auf 3,00 m er­ weitert. Nahezu alle Hänge und Fels- 18


0wände wurden in ihrem unteren Bereich erheblich angeschnitten und mußten neu gesichert werden. Da der harte Triberger Granit den Einsatz mechanischer Meißel­ geräte kaum zuließ und die Absenkungs­ tiefen größer ausgeführt werden mußten als geplant, ließ sich das vorgesehene Bauprogramm nur durch eine straffe Baulaufplanung und Bauüberwachung mit Anwendung der EDV einhalten. Die Elektrifizierungsarbeiten für das Teilstück Villingen-Konstanz sind derzeit im vollen Gange. Es ist zu hoffen, daß· bei der Sanierung des 900 m langen Hattinger Tunnels keine weiteren uner­ warteten Schwierigkeiten auftreten. Im Herbst 1977 soll die ganze Schwarzwald­ bahn zusammen mit der Gäubahn dem elektrischen Zugbetrieb übergeben werden. Dieses Ziel läßt sich aber nicht nur durch den Einsatz der fähigsten Ingenieure erreichen, sondern ist vor allem das Er­ gebnis des unerschrockenen und mu­ tigen Einsatzes von Politikern, die sich auch durch eine übermächtig erschei­ nende Lobby nicht von ihrem Weg abbringen ließen. Es sei hier klar ausge­ sprochen: Ob eine Eisenbahnstrecke Nach der Elektrifizierung Fotos: Schwach verdieselt oder elektrifiziert, modernisiert oder stillgelegt wird, ist letztlich eine po­ litische Entscheidung! Georg Schwach Tabelle 1 Die wichtigsten Gebirgsbahnen Mitteleuropas Gebirgsbahn Semmeringbahn Brennerbahn Mont Cenis-Linie Schwarzwaldbahn Gotthardbahn Arlberg bahn Simplonbahn Tauern bahn Lötschbergbahn Eröffnung 1854 1867 1871 1873 1882 1884 1906 1909 1913 Elektrifizierung 1959 1928/1929 1915/1930 1975 1920 1925 1930 1935 1913 19


0Bei STAIGER gehen die Uhren anders Wie unbeirrt das Haus Gebr . Staiger, Uhrenfabriken in St.Georgen im Schwarz- wald, schon frühzeitig eigene Wege ging, verdeutlicht jenes in der technologischen Entwicklung von Großuhren historische Jahr 1971. Damals präsentierte das Haus Staiger zum erstenmal eine Uhr, die nach dem Quarzprinzip arbeitet und somit eine bereits in den dreißiger Jahren gefundene Lösung für Uhrwerke wieder aufgriff . Die staunende Fachwelt begriff zwar durch- aus die Möglichkeiten, die eine Quarzuhr für die Uhrenmechanik darstellte , in- dessen gab es zu viele offene Fragen (wie zum Beispiel das Kostenproblem), als daß der Staigerschen Konzeption all- zuviel Zukunft eingeräumt wurde . Immerhin ist Staiger ein Unternehmen der mittleren Größenordnung, dessen Kapazitäten für ein solches Vorhaben doch eher begrenzt schienen . Zudem ist Staiger ein Newcomer in der Branche , gehört also nicht dem leicht „blaublütigen Clan“ alteingesessener Uhrenbauer mit großer Tradition an. Die Grundfertigung liegt bei Staiger nach wie vor in St. Georgen . 220 Mit – arbeiter besorgen hier die Herstellung von Großuhren aller Art (200 verschie – dene Modelle). Kernstück des Betriebs ist die eigene kunststoffverarbeitende Anlage . Das Herz der Firma schlägt aber, erkennbar für den Beobachter, zehn Kilometer entfernt von der Schwarzwald – metropole . In Hardt machen 220 Be- schäftigte ausschließlich in Quarz . 1964 als Zweitwerk gegründet , läuft heute die gesamte Produktion an Quarzuhren durch das Werk Hardt. In modernsten Räu- men, deren Arbeitsplätze nach arbeits- medizinischen Erkenntnissen gestaltet sind, wird hier, so die Betriebsführung von Staiger-Uhren , „die Pionierleistung der Quarzuhr eisern verteidigt „. Der Bandtakt wurde _ in den meisten Produk – 20 tionsstufen abgeschafft ; die Norm ist der 50-Einheiten-Arbeitstisch , dessen Ferti- gungstakt jeder Mitarbeiter selbst wählen kann . Lediglich dem hier und da noch unvermeidlichen sind Richtzahlen vorgegeben . Bezahlt wird im Akkord . Eine strenge statistische Quali- tätskontrolle garantiert eine fehlerfreie Fertigung . Geprüft werden nach dem Lossystem Eingang, Baugruppen und Endprodukt. Gruppentakt Bei Staiger ist man stolz auf die Motiva- tion, die nach Angaben des Unternehmens von der Führungsebene bis zum letzten Akkordarbeiter reichen soll. Und in der Tat gewinnt man den Eindruck, daß bei allen Beschäftigten ein hoher ldentifizie- rungsgrad mit dem in der Branche singu- lären Produkt Quarzuhr vorliegt. Indessen, was immer an der unternehmerischen Initiative der technischen Bewältigung mustergültig zu nennen ist, so vergleichs – weise festgeschrieben erscheinen die Konzeptionen des Hauses Staiger trotz demokratischen Führungsstils in Sachen Mitsprache und Beteiligung der Mitarbei- ter . Hier scheint die Uhr doch etwas angehalten zu sein : eine Gewinnbeteili- gung für Mitarbeiter existiert ebensowe- nig wie eine echte Mitbestimmung nach dem Betriebsverfassungsgesetz . Der Betriebsrat des Unternehmens hat sich nach kurzem Debüt selbst aufgelöst. Es sei hier erwähnt, daß die Geschäftsfüh- rung dies nachdrücklich bedauert. Unbestreitbar ist, daß der Arbeitsfriede bei Staiger als vorbildlich zu nennen ist; in den letzten 15 Jahren gab es immerhin nur einen Verhandlungsfall vor dem Ar- beitsgericht. Was Staiger indessen als Produzent in der Uhrenbranche doch wohl einzigartig macht , ist die von Anfang an klar aufge- baute Konzeption , die bereits frühzeitig die Strukturschwächen der Branche er-


0kannt und erfolgreich umgangen hat. Zielstrebig ist die Exportlastigkeit des Unternehmens, die jetzt so schmerzlich allgemein verbucht wird, abgebaut wor- den : Die Ausfuhrquote ist von 73 Prozent mit gutem Grund auf etwa 45 Prozent herabgedrückt worden. Ein weiteres Merkmal dieses so gesunden Betriebes ist der auf eine langjährige Erfahrung basierende Ausbau der Eigenherstellung . Schließlich ist mit der Quarzuhr eine zu- kunftsweisende Entwicklung rechtzeitig erkannt und beschritten worden, die nicht nur dafür sorgte, daß Gebr . Staiger weder Entlassungen noch Kurzarbeit kennen , sondern im Gegensatz zu den meisten anderen Mitbewerbern sogar Überstunden einlegen müssen , obwohl auch bei Staiger die Reichweite der Auf – träge beträchtlich abgenommen hat (von früher durchschnittlich einem halben Jahr auf jetzt zwei bis drei Monate) . Nicht zu verkennen ist auch der unternehme- rische Mut, der mit Investitionen in der Größenordnung von rund sechs Millio- nen Mark in den Jahren 1970-1977 zum Ausdruck kommt, für ein Unternehmen in dieser Betriebsgröße ebenso außeror – dentlich wie zugleich weitsichtig . Dies alles zusammengenommen ver- half der Firma zu jenem Etikett, das neben der Pionierleistung der Quarzuhr vor allem jenes bedeutet: eine hohe Speziali- sierung in der Produktenpalette verbun- den mit einer extremen Wendigkeit in bezug auf das Reagieren auf Marktfor- derungen : Ein Aktivposten, der heute wieder sehr viel stärker gefragt sein dürfte. Albrecht Beck Jugend und Anfänge Erinnerungen an Kardinal Augustin Bea Im Oberdorf von Riedböhringen, wo die Straße nach der auf Eschach zu gele- genen einstigen Wallfahrtskapelle .. Heiligkreuz “ führt, liegen die Anfänge . Schon nahe dem Ortsausgang geht der Gemeindeweg zwischen bäuerlichen Gärten hin. Ehe er in die offene Gemar- kung hinauskommt , schiebt sich rechter Hand, von Obstbäumen flankiert , noch einmal ein Gehöft an die Straße heran . Das Anwesen, Eschacher Straße Nr. 3, ist das Geburtshaus von Kurienkardinal Augustin Bea, der 1968, am 21. November, in der heimatlichen Pfarrkirche seine letzte Ruhestätte fand . Der Ökonomieteil des Hauses Esch- acher Straße 3 hat im Lauf der Jahrzehnte Modernisierungen und kleine Verände- rungen erfahren. Nahezu unverändert , abgesehen von den üblichen Verschöne- rungen, ist der Wohnbau geblieben. Im Erdgeschoß Kammer und Werkstatt, im Obergeschoß Küche und Wohnstube , zwei Kammern, die als Schlafzimmer dienen, und der Aufgang zum Speicher unter dem Dach. Bei keinem seiner Besuche in der Hei- mat hat es der Kurienkardinal versäumt , seinem Geburtshaus, das seit 1918 in anderen Händen ist, einen Besuch abzu- statten . So im September 1950, als er, damals noch Direktor des Päpstlichen Bibelinstituts in Rom, die Urkunde eines Ehrendoktors der Theologie in Freiburg in Breisgau entgegennahm. So Anfang 1957, als ihm in feierlicher Form die Ur- kunde eines Ehrenbürgers seiner Heimat- gemeinde Riedböhringen übergeben wurde . Dann wieder nach der Erhebung zum Kardinal oder anläßlich des golde- nen Priesterjubiläums , das er im Sommer 1962 beging . Schließlich auch im Sommer 1965, als er auf dem nahen Fürstenberg die seinem Namenspatron geweihte, 21


0Beas Geburtshaus in Riedböhringen vom Hause Fürstenberg errichtete Au­ gustinus-Kapelle der Öffentlichkeit über­ gab. Kaum ist der hohe Gast aus Rom bei diesen Besuchen eingetreten in die länd­ liche Stube seines Geburtshauses, da wandert er, die Hände auf dem Rücken verschränkt, durch den Raum; genauso, wie er es als junger Student in den Ferien tat, wenn er aus der Heimschule Lender in Sasbach heimkehrte und beim täg­ lichen Rundgang lateinische Vokabeln vor sich hinsprach. Es geht rechts der Türe am Kachelofen und der bäuerlichen „Kunst“ vorbei. Schräg gegenüber liegt der Herrgottswinkel, davor der Tisch mit der bunten, gewürfelten Decke. Ist der Rundgang dann an der Türe be­ endet, so hält der Besucher eine Weile inne vor dem breiten Glasschrank. In ihm bäuerliches Festporzellan, bunte Gläser und Photographien aus der Zeit nach der 22 Jahrhundertwende; das Bild der Eltern, die Mutter in der Baaremer Tracht, dann ein Photo von der Heimatprimiz in Ried­ böhringen am 1. September des Jahres 1912; weitere Aufnahmen zeigen den Priester und Jesuitengelehrten, eine hohe, schlanke Erscheinung im schlichten, schwarzen Rock, der Oberkörper damals schon leicht vorgeneigt – ein Priester, der bei allen hohen Ämtern und Auszeich­ nungen, die ihm zuteil wurden, immer die Einfachheit selber geblieben ist. Um das Haus Eschacher Straße 3 in Riedböhringen war es immer ein wenig still gewesen. Dem Ehepaar Karl Bea, seines Zeichens Zimmermann, und Maria geborene Merk, war nur ein Sohn be­ schieden. Und doch erinnern sich die Riedböhringer, daß es eine Zeit gab, da auch hier für etliche Jahre besonders fröhliches Treiben und jugendliche Unbe­ kümmertheit herrschte. Es war nach 1893,


0als der begabte Schüler auf Anregung von Pfarrer und Lehrer in der Heimschule Lender in Sasbach seine Gymnasialstu- dien begann. Mit ihm hatte sein Alters- kamerad Franz Xaver Honold, beide Jahrgang 1881 – dieser der Sohn des Riedböhringer Wachsziehers – nach der Erstkommunion bei Pfarrer Thaddäus Hierholzer Lateinstunden genommen . Hierholzer war ein ebenso tüchtiger Land- pfarrer wie guter Pädagoge . In Sasbach dehnte sich die Studien- freundschaft der beiden „jungen Lateiner“ aus Riedböhringen bald auf einen weite- ren Sohn der Saar aus, den Dögginger Hermann Vogt, der ein Jahr älter war . In den Ferien machte er mehrmals wöchent- lich – zwischen Donaueschingen und Neustadt war die Höllentalbahn noch im Bau – zu Fuß den über zweistündigen Weg nach Riedböhringen . Bald hielt man sich im Haus des „Karle-August“ an der Eschacher Straße auf, hielt „Schule zu dritt „, wie die Riedböhringer die Ferien- zusammenkünfte der jungen Studenten nannten . Dann wieder war man zu Gast beim „Laubi-Franz“, im Hause des Wachs- ziehers an der Opferdinger Straße, sah in dessen Werkstatt, wie unter der sorg- samen und kundigen Hand des ange- sehenen , weit gereisten Kerzenmachers die „Wachslichter “ entstanden . Da wan- derte in gleichmäßigem Rhythmus der auf zwei gegenüberliegenden Holzrollen aufgespulte Docht herüber und hinüber , nahm aus dem in der Mitte befindlichen , erhitzten Kupferkessel gleichmäßig die flüssige Wachsmasse auf, wobei der Wachsmantel rund um den Docht stärker und stärker wurd e. Schließlich war der daumendick mit Wachs umkleidete Docht zum Schneiden fertig . Und die drei „Lateiner “ aus Sasbach halfen eifrig mit, wenn nach dem „Stoßen “ Kerze um Kerze zum Trocknen auf den Ständer gehängt wurde . Viele Tausende von Ker- zen waren es in jedem Winter , die so aus der Riedböhringer Werkstatt den Weg in die Kirchen und Pfarrhäuser des badi- schen Oberlandes vom Schwarzwald bis zum Bodensee nahmen. Dann, noch vor der Jahrhundertwende, gingen die Riedböhringer „Altsasbacher “ ihre eigenen Wege . Augustin Bea fand über Rastatt und Freiburg, wo er 1900- 1902 Theologie studierte, den Weg ins Jesuitenkolleg in Valckenburg/Holland. Franz Xaver Honold wandte sich den juristischen Studien in Freiburg, München und Berlin zu, wirkte als Rechtsanwalt im Oberlandesgericht in Karlsruhe und nahm von Mitte der „goldenen“ zwanziger Jahre bis 1931 die Interessen des Landes Baden als Badischer Gesandter und Reichsbevollmächtigter im Hause Lennestraße 9, nahe dem Berliner Tiergarten , wahr. 1939 ist er in Karlsruhe , allzufrüh, verstorben .1960 erlag der Dög- ginger Hermann Vogt, der zuletzt als Pfarrer in Epfenhofen, inzwischen wie Riedböhringen ein Stadtteil von Blumberg, wirkte, einem längeren Leiden. in Berlin Lorenz Honold Zwoe Wanderer Mir gfellt e bluemig Wisli au, en Heckeroe, de Vogelgsang , und mengmol ka n i stundelang versunne n ame Bächli gau. Doch wie mi übers Wasser buck sieh n i kon Fisch drin inne stauh, kon Stoe, es gucket usem Blau nu s’oege Gsiecht verschwumme z’ruck. Du saisch, ich wandle wie im Troom dur d’Welt und seah nit rum und num . I kenn mi jo noch selber kum , wa kümmeret do anders om? Dich hät die Welt mit Bilder gfüllt , Du suechsch es Best zum Lebe n us; Ich waas vu innen us mer rus und moß ells modle no mim Bild. (Villinger Mundart) Hans Hauser 23


0Unser Sportler des Jahres: Urban Hettich aus Schonach In den Mittelpunkt einer größeren Öf­ fentlichkeit gerückt ist Urban Hettich aus Schonach im Schwarzwald-Saar-Kreis innerhalb von 48:01,55 Minuten: In dieser Zeit gewann er am 9. Februar 1976 in Seefeld bei den XII. Olympischen Winter­ spielen den 15-Kilometer-Langlauf in der Nordischen Kombination und sicherte sich in dieser schwierigen Disziplin die Silbermedaille. Drei Wochen vor seinem 23. Geburtstag gelang dem Schwarz­ wälder damit eine der größten Über­ raschungen dieser Winter-Olympiade und der bisher größte Erfolg seiner sport­ lichen Laufbahn. Diese hatte, wie bei vielen Buben im Schwarzwald, in der Schulzeit begonnen. Auf dem Bauernhof „Vordere Vogte“, di­ rekt neben dem Blindensee, knapp drei Kilometer von Schonach entfernt und Foto: Horst Müller 24 rund 100 Meter höher gelegen, war der junge Urban wie seine älteren Brüder im Winter auf die Skier angewiesen, wenn er pünktlich die Schule erreichen wollte. Mit dieses tägliche Pflichttraining, zur Schule die Abfahrten, nach dem Unterricht der Anstieg, brachten dem talentierten Lang­ läufer nicht nur bei den traditionellen Schüler-Skiwettkämpfen die ersten Er­ folge, sondern trugen auch dazu bei, daß er sich auf Anhieb in der Spitzengruppe bei deutschen Jugendmeisterschaften behaupten konnte. Seinen ersten deutschen Titel holte sich Urban Hettich 1971 bei den nordischen Winterspielen der deutschen Skijugend in Schonach: Er gewann in seiner Spe­ zialdisziplin, der Nordischen Kombina­ tion. In jenem Winter trat er auch zum ersten Mal gegen Ulrich Wehling aus der DDR an, der bei den Olympischen Winter­ spielen in Innsbruck die Goldmedaille holte. 1971 war der Abstand bei den eu­ ropäischen Jugendmeisterschaften in Nesselwang allerdings noch größer: Ulrich Wehling holte sich den Titel, Urban Hettich belegte den zehnten Rang. Dieser Leistungsvergleich zeigt auf, daß sich Urban Hettich im Sprunglauf, seiner schwächeren Disziplin, innerhalb von fünf Jahren ständig verbessern konnte. Dabei war ihm sein Bruder Bruno, der ihm auch auf die ersten Sprünge ge­ holfen hatte, ein unermüdlicher und un­ ersetzlicher Ratgeber. Die Steigerung im Springen, die vor allem auf größerer Sicherheit beruht, war aber auch mit einem weiteren Leistungsanstieg im Langlauf verbunden, wie Urban Hettich in Innsbruck bewiesen hat. Schon im Winter 1971/72 hatte Urban Hettich bei den Olympischen Winterspie­ len in Sapporo mit einem zweiten Platz


0im Kombinationslanglauf aufhorchen lassen. In der Nordischen Kombination belegte er danach den zwölften Rang. Nachdem Urban Hettich 1973 in Scho- nach Deutscher Juniorenmeister der Nordischen Kombination geworden war, holte er sich 1974 in Baiersbronn die erste Deutsche Meisterschaft bei den Senioren, obwohl er während des ganzen Winters von einer Meniskusverletzung behindert war. Im Mai 1974 unterzog er sich einer Operation am Knie und bereitete sich nach der Zwangspause mit vielen Sprün- gen auf Mattenschanzen intensiv auf die neue, seine bisher erfolgreichste Saison; vor . Er wurde zum zweiten Male Deut- scher Meister der Nordischen Kombina- tion und in der Weltrangliste hinter Ulrich Wehling und dem Finnen Rauno Mietti- nen auf den dritten Rang eingestuft . Schon im Mai 1975 durfte Urban Hettich den Olympiapaß entgegennehmen , so daß er sich frei von Leistungsdruck auf die schwere Saison vorbereiten konnte . Sie brachte ihm neben olympischem Sil- ber auch den dritten Titel eines Deutschen Meisters der Nordischen Kombination . Die Voraussetzungen für die großar- tige sportliche Karriere hatte Urban Hettich mit seinem Eintritt in den Skizug Fahl im Oktober 1971 geschaffen . Dort findet der gelernte Automateneinrichter verständnisvolle Vorgesetzte und beste Trainingsmöglichkeiten . Dort erhielt Ur- ban Hettich , der inzwischen zum Stabs- unteroffizier befördert wurde , aber auch di’e Chance, die Mittlere Reife nachzu- holen. Damit kommt er seinem beruf- lichen Ziel, Sportlehrer zu werden, wieder ein Stück näher. Neben dem Besuch der Realschule, die in Fahl für die Spitzen- sportler eingerichtet wurde , stehen in diesem Sommer 1976 aber auch wieder Vorbereitungen für die neue Saison im Mittelpunkt. Wöchentlich legt Urban Hettich bis zu 120 Kilometern auf Ski- rollern oder im Dauerlauf zurück und absolviert jeweils zweimal wöchentlich ein anstrengendes Krafttraining und Bo- denturnen . Erich Schlenker Die Berufsakademie Villingen-Schwenningen ,,Die Bildungslandschaft“ des Schwarz- wald-Saar-Kreises ist seit dem Herbst des Jahres 1975 um einen wichtigen Bil- dungsweg bereichert worden : Das Land Baden-Württemberg · errichtete in Ko- operation mit Wirtschaftsunternehmen in Villingen-Schwenningen die dritte Be- rufsakademie. Damit eröffnet sich den Abiturienten der Region eine attraktive Alternative zum Hochschulstudium . Den Wirtschaftsunternehmen , Banken und Sozialeinrichtungen wird ein neuer praxis- orientierter Ausbildungsgang zur Gewin- nung qualifizierter Nachwuchskräfte ge- boten. Die Absolventen der Gymnasien un- serer Region haben erstmalig die Mög- lichkeit, im Kreisgebiet eine speziell für sie geschaffene Einrichtung zu besuchen, die ihnen eine wissenschaftsbezogene und zugleich praxisorientierte berufliche Bildung vermittelt. Theoretische und berufspraktische Ausbildungsphasen wechseln einander ab. Der Abiturient wird Studierender an der Staatlichen Studienakademie , die im Stadtbezirk Schwenningen im REFA-ln- stitut eingerichtet wurde. Gleichzeitig steht der Studierende in einem Ausbil- dungsverhältnis zu einem Betrieb bzw. – im Ausbildungsbereich Sozialwesen – einer Sozialeinrichtung . Die Ausbildung an der Berufsakademie ist gestuft: Der erste berufsqualifizierende 25


0Abschluß wird nach 2 Jahren erreicht, die Zielqualifikation (Ingenieur B.A. bzw. Be- triebswirt B.A. bzw. Sozialpädagoge B.A.) nach einem weiteren Jahr. Am Ende jeder Ausbildungsstufe steht eine staatliche Prüfung, die den Abschlüssen im Hoch – schulbereich gleichwertig ist. An der Staatlichen Studienakademie unterrichten Lehrkräfte von Universitäten, Fachhochschulen und Fachschulen so- wie Lehrbeauftragte aus der beruflichen Praxis. Kooperation mit der Praxis Die Ausbildung an der Berufsakademie soll sich – neben dem Wissenschaftsbe- zug – durch besondere Praxisnähe aus- zeichnen. Dieser Praxisbezug wird da- durch gewährleistet, daß die Betriebe bzw. Sozialeinrichtungen sich aktiv an der Ausbildung beteiligen . Voraussetzung für das Studium an der Berufsakademie ist deshalb auch zwin- gend der Abschluß eines Ausbildungs – vertrages zwischen dem Abiturienten und einer geeigneten Ausbildungsstätte . Eine wachsende Anzahl von Unterneh – men und Sozialeinrichtungen erkennt die Vorzüge dieser Verknüpfung von prak- tischer und theoretischer Ausbildung und beteiligt sich durch Bereitstellen von Ausbildungsplätzen an der Berufsaka- demie . Waren es bei Gründung der Berufs- akademie Villingen-Schwenningen 12 Unternehmen mit 15 Ausbildungsplätzen , so werden im zweiten Studienjahrgang bereits 26 Industriebetriebe und Bankin- stitute mit rund 50 Studierenden an der Berufsakademie beteiligt sein. Studienmöglichkeiten an der Berufs- akademie Die Berufsakademie Villingen-Schwen- ningen hat im ersten Studienjahrgang den Ausbildungsbereich Wirtschaft ein- gerichtet , der zu den Qualifikationen des 26 Bickentor in Villingen Linolschnitt : Dr. Astfäller Wirtschaftsassistenten und des Betriebs- wirts B.A. führt . Zwei Fachrichtungen werden in diesem Bereich angeboten : Es sind dies die Ausbildungsgänge der Fach- richtung Bank und Industrie . Im Oktober 1976 sollen voraussichtlich die ersten Studierenden im Ausbildungs- bereich Sozialwesen ihre Ausbildung in Villingen -Schwenningen aufnehmen. Im Jahre 1977 soll dann der 3. Ausbil- dungsbereich mit der Fachrichtung Maschinenbau/Feinwerktechnik hinzu- kommen und das Studienangebot in Vil- lingen-Schwenningen abrunden . Individuelle Beratung Wenn Sie mehr über die Berufsaka- demie Villingen-Schwenningen erfahren wollen, so wenden Sie sich an ihren Leiter, Herrn Mann, (Tel. O 77 20 / 3 36 60), der Ihnen mit Auskünften jederzeit gern zur Verfügung steht.


0Unsere Städte stellen sich vor: Blumberg, die Stadt in der Südbaar Wer von Donaueschingen auf der Bun- desstraße 27 nach Süden in Richtung Schaffhausen fährt, kommt etwa auf halber Strecke durch den Stadtteil Zoll- haus und erreicht wenig später , auf dem höchsten Punkt der Hegaualb, den Stadt- teil Randen, beides Teile der Stadt Blum- berg . Die Stadt selbst liegt westlich dieser Straße im einstigen Urstromtal der Donau und hoch über dem allseits bekannten Wutachtal. Erst Mitte der dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts, im Zeichen der damaligen Autarkiebestrebungen, entsann man sich wieder der großen Erzlager auf der Gemarkung Blumberg . Das deutsche Reich gründete damals gemeinsam mit der Firma Röchling die Doggererz AG Blumberg . Mit der Aufnahme des Bergbaues be- gann 1937 das schnelle Wachstum der Stadt von ca. 800 auf nahezu 7.000 Ein- wohner im Jahre 1945. Mit dem Zuzug von Bergarbeitern aus allen Teilen Deutschlands und zahlreichen Fremd – arbeitern vollzog sich der Aufbau der Stadt, wobei zwangsläufig zahlreiche Provisorien in Kauf genommen werden mußten . Bereits 1942 wurde der Berg- bau wieder eingestellt. Erst 1950 gelang es, dank nachhaltiger Hilfe der damali- gen badischen Regierung, einen ersten größeren Industriebetrieb anzusiedeln . Seitdem ist Blumberg wieder in eine ge- sunde Entwicklung eingetreten . Im Jahre 1965 konnte ein modernes, jetzt beheiztes Freibad mit drei Becken und einer konstanten Wassertemperatur von 23° fertiggestellt werden . Mit einem Kostenaufwand von über 7 Millionen DM ist das Schulzentrum am Eichberghang , bestehend aus Realschule , Grund- und Hauptschule sowie einem Sportbau, im Frühjahr 1970 abgeschlossen worden . Zum Ende des Jahres 1976 wird das Sportzentrum mit einem Kostenaufwand von über 1,5 Millionen DM fertiggestellt. Die Einweihung dieser großzügigen Sport- und Freizeitanlage ist für das Frühjahr 1977 vorgesehen . Das größte Bauvorhaben in der Nach- kriegsgeschichte von Blumberg wurde im Jahr 1975 in Angriff genommen . Mit einem Kostenaufwand von rd. 8 Millio- nen DM wird eine neue mechanisch- biologische Kläranlage mit den entspre- chenden Zuleitungssammlern gebaut. Damit leistet die Stadt einen erheblichen Beitrag für eine gesunde Weiterentwick- lung sowohl der Wohnbaugebiete als auch der neuen Gewerbe- und Industrie- gebiete. Dennoch bedürfen mehrere größere Nachholprobleme einer baldigen Bewäl- tigung . Die Bürger der jungen Stadt , der Gemeinderat und die Verwaltung glau- ben und arbeiten daran, daß das schick- salgeprüfte Blumberg auch weiterhin einer guten Zukunft entgegengeht. Die Erfüllung der Aufgaben als Unterzentrum stehen dabei mit an vorderster Stelle . Dabei wird es nach wie vor entscheidend sein, daß Blumberg aus dem jetzt noch vorhandenen des Grenzgebietes herausgeführt wird . Da- durch würde zweifellos eine weitere gute Voraussetzung für eine günstige Ent- wicklung geschaffen werden . Verkehrsschatten Im Zuge der gemeindlichen Gebiets – reform wurden die Gemeinden Achdorf , Epfenhofen , Fützen , Hondingen , Kom- mingen, Nordhalden , Riedböhringen und Riedöschingen in das Gebiet der Stadt Blumberg eingegliedert. Dadurch ent- stand eine reine Flächengemeinde mit rd. 10.500 Einwohnern und einer Gemar – kungsfläche von rd. 10.000 ha. Werner Gerber , Bürgermeister 27


0Vom Allgäu in den Schwarzwald Bei dem Biidhauer Wiiii Dorn in St. Georgen zu Gast Tee und Gebäck aufwartet, lächelnd ab. Bei der Wahlheimat habe der Zufall mit­ gespielt. Otto Weissenberger, damals Stadtbaumeister in St. Georgen, wußte Rat, als Willi Dorn, bald nach der Wäh­ rungsreform, im Umkreis von Villingen auf der Suche nach Grund und Boden für ein geeignetes Heim und ausreichen­ de Ateliermöglichkeiten war. So ist er ein St. Georgener geworden – der Bildhauer, dessen Werkstatt genausogut in Stutt­ gart oder München hätte stehen können. Mit dem Namen München ist das Stich­ wort für das weitere Gespräch gefallen. Es ist die Stadt der Lern- und Studien­ jahre, in der der 20jährige aus dem Allgäu begann, .,Stein und Holz zu durchgraben“. Die Stadt entscheidender und glücklicher Begegnungen, nächtelanger Gespräche Abb. rechts: Rathausbrunnen in St. Georgen von Willi Dorn Er hat sich nie in den Vordergrund der Öffentlichkeit gedrängt und hält nicht allzu viel von der rasch sich wandelnden Kunstszene unserer Tage. Aber ange­ sichts seines avantgardistischen Werkes, seiner Aufgeschlossenheit und seines wachen wie kritischen Dabeiseins, wo immer es um bildnerisches Gestalten und Fragen der zeitgenössischen Kunst geht, darf man ihn zu den Berufenen, zur ersten Garnitur der Künstler in dieser Region zählen: Willi Dorn, von 1946-1954 als freischaffender Bildhauer in Villingen wirkend, seit der Jahreswende 1954/55 in der Bergstadt St. Georgen beheimatet. Farbige Holzdrucke an den hohen, hellen Wänden, plastische Bildwerke rundum auf Tischen, Regalen und Po­ desten im Atelier: Geschweißtes aus Metall und Draht, gelötete Raumgebilde in Form von Kugeln und Scheiben aus Stäben und Blechen, dann wieder Bild­ werke, die an Gondeln erinnern, in Bronze, Holz oder modernen Kunststoffen wie Polyesterharz. Dies sind die ersten Ein­ drücke des Besuchers, der an einem Au­ gustnachmittag im Heim des Künstlers, Bergstraße 17, nahe dem neuen St. Geor­ gener Schulzentrum, zu Gast ist. Keine Porträts, wie man sie vielleicht bei einem Bildhauer erwarten mag. Auf den farbigen Holzdrucken keine Landschaften, nichts von heimatlichen Motiven. Die Landschaft ist draußen. Der Blick aus den hohen Atelierfenstern gleitet ab­ wärts über die Dächer der am Berg ter­ rassenförmig gelagerten Stadt und hin­ über zum bewaldeten Höhenzug, der auf der westlichen Talseite zum Hirzberg und zum Stöcklewaldgebiet ansteigt. Auf die Beziehung zur Umgebung an­ gesprochen, auf die Frage, ob er im Lauf von 25 Jahren ein Schwarzwälder ge­ worden sei, wehrt der Gastgeber, der mit 28


0


0im Kreis von Freunden und Lehrern. Die Erinnerungen und Erlebnisse jener Jahre, so gesteht der inzwischen Sechzigjäh- rige, sind das „Bedeutendste, was ich herüberrettete über den Krieg“. Es wurde Ausgangsbasis für den Neubeginn . Begonnen freilich hatte es für den Schwaben aus Pfronten-Ried zunächst mit einer fünfjährigen Schreiner- und Bildhauerlehre . Das Studium für Bild- hauerei und Architektur an der Akademie in München schloß sich an. Dann fünf Jahre Kriegsdienst in einer Pioniereinheit. Im Sommer 1945 auf italienischem Boden aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, ging es über den Brenner , München , Bad Aibling heimwärts . Ein Jahr später ist er freischaffender Bildhauer in der Zährin- gerstadt , wo er etliche Jahre auch dem 1953 ins Leben gerufenen Villinger Kunst- verein vorsteht. Wir fragen nach dem ersten größeren Auftrag . Der Gastgeber reicht ein Foto über den Tisch. Es zeigt einen Kruzifixus in Holz: eine Christkönig-Darstellung in der hieratischen Strenge und Hoheit der früh-romanischen Kunst. Romanische Formensprache, mit eigenem Leben und dem Geist des 20. Jahrhunderts erfüllt , geschaffen um 1950 für eine dörfliche Friedhofskapelle im Murgtal. Auch die weiteren Arbeiten der Fünfziger-Jahre, gestaltet für Kirchen in Gaggenau, in St. Georgen, in Fischerbach/Kinzigtal und Bad Rippoldsau, sind Schöpfungen voll herbem Ausdruck und innerer Größe, so vor allem die groß gesehenen Figuren eines Suso von Konstanz, einer Luitgard von Wittichen und eines Markgrafen von Baden, sämtlich 1956 für die Kirche in Rippoldsau in Muschelkalk gehauen. Internationale Anerkennung holte sich Willi Dorn in den sechziger Jahren auf Ausstellungen in Frankreich, der Schweiz, in Monte Carlo, Berlin und Nürnberg. In dieses Jahrzehnt fallen auch die groß- räumigen Architekturgestaltungen für öffentliche Plätze und Freianlagen, dar- 30 unter Brunnen und Wasserspiele, wie sie der St. Georgener Bildhauer für das Altenheim in St. Georgen , die Landes- zentralbank in Heidelberg , für eine Ge- dächtnisstätte in Gaggenau, für das Staatliche Vermes- sungsamt in Villingen schuf . der Kriegsopfer Aufträge, die den Raum- und Architek- turgestalter in der Öffentlichkeit bestä- tigten . Und auch vor sich selbst? Doch da schränkt der Gesprächspartner ein. ,,Der Auftrag war für mich nie das eigent- liche Ziel, sondern meist nur notwendige Folge“. Sein ureigenes Anliegen sei es stets gewesen, den Bildern und Vorstel- lungen, ,,die im Umgang mit mir und der Welt sich einstellten „, bildhafte Gestalt zu geben . Mit anderen Worten: Kunst und eigenes Leben in Einklang zu bringen! Schöpferisches Tun begreift Willi Dorn – nach seinem eigenen Wort – als „eine Begegnung mit dem Urbildhaften“ . Die Antwort , was damit gemeint ist, stellte sich ein, als der Besucher, in der Bergstraße verabschiedet, den Weg über den Marktplatz zum neuen Rathaus nahm. Da war es mit einem Schlage wie- der gegenwärtig – das Bild der terrassen- förmig gewachsenen , hangwärts stre- benden Stadt, wie man es zuvor beim Blick aus dem Atelier des Bildhauers ge- sehen hatte . Diesmal in der Gestalt des Brunnens, den Willi Dorn 1971 als bild- nerische Variante zur Architektur des Rathausbaues geschaffen hat. Die zur Pyramide getürmten Steinkörper , eigen- wertige Gebilde , die sich öffnen und schließen, ein Urbild der Stadt. Kein kon- struiertes Gedankenwerk, sondern le- bendiges Auf und Ab, voller Vielfalt in der Gliederung, das Ganze in sich ruhend und zugleich von einem eigenen Rhythmus belebt. Das Bild einer natürlichen Ge- meinschaft, erlebt vom Künstler, der es schuf, erlebbar und nachvollziehbar vom Betrachter , auch dem Fremden, der erst- mals in die Bergstadt St. Georgen kommt. Lorenz Honold


0Gesunde Kinder – und dennoch Schwierigkeiten Ein Gespräch bei der Erziehungsberatung kann helfen Seit Februar 1976 hat der Schwarz- wald-Saar-Kreis eine Erziehungsberatung eingerichtet. Ihr Sitz ist Villingen-Schwen- ningen . Bis zu diesem Zeitpunkt wurde dieser Bereich durch ein Team derKinder- und Jugendpsychiatrie Freiburg, das ein- mal in der Woche kam, versorgt. Die Er- ziehungsberatung liegt zentral im Orts- teil Villingen, Herdstraße 7/1. Den Mitarbeitern stehen insgesamt acht Räume zur Verfügung . Davon sind fünf Arbeitsräume, je drei Therapieräume (die Therapieräume können in drei Berei- che eingeteilt werden: a) Spielzimmer mit diversen Spielangeboten wie Kaufladen, Maiwand, Kasperletheater ; b) Werkraum mit Werkbank, Werkzeugschrank; c) Kü- che mit Herd, Kühlschrank, Vorrats- schrank) . Die Arbeitsgruppe von qualifizierten Fachkräften besteht aus vier Mitarbei- tern (2 Psychologen, 1 Diplom- und Heil- pädagogin und 1 Sozialpädagogin) . Diesem Team steht eine Sekretärin zur Verfügung . Alle Fachkräfte haben Zusatzausbil- dungen in unterschiedlichen Therapie- formen : Spieltherapie, Übungsbehand- lung, Rhythmik, Verhaltenstherapie und Gesprächspsychotherapie . Als neben- amtliche Mitarbeiterin ist eine Ärztin mit der Facharztanerkennung für Kinderheil- kunde und Kinder- und Jugendpsychia- trie verpflichtet worden . Hinzu kommt in absehbarer Zeit ein Sprachheilthera- peut als weiterer nebenamtlicher Mit- arbeiter. Wer kann in die Beratungsstelle kommen? Die Beratungsstelle steht Eltern, Er- ziehern und Jugendlichen zur Verfügung . Bei folgenden Schwierigkeiten können die Mitarbeiter Unterstützung anbieten : Entwicklungsschwierigkeiten (z. B. Trotz- alter, Pupertätskrisen); Soziale Störungen (z. B. Kontaktschwierigkeiten , Aggressi- vität, Lügen, Stehlen); Auffälligkeiten im Gefühlsbereich (z. B. Verstimmungen, Ängstlichkeit, gestörtes Selbstwertge- fühl); Schulschwierigkeiten (z. B. Störun- gen im Verhaltens- und/oder Leistungs- bereich, Konzentrationsstörungen , Lese-, Körperliche Rechtschreib-Schwäche); Funktionsstörungen – soweit psychisch bedingt (z. B. Einnässen , Einkoten , Eß- störungen) . kann Die Anmeldung telefonisch oder durch persönliche (07721/22866) Vorstellung im Sekretariat erfolgen . (Täg- lich 8.30-16.00 Uhr) . Da es für Bewohner entlegenerer Gebiete des Schwarzwald- Baar-Kreises oft sehr beschwerlich ist, nach Villingen zu gelangen, werden in absehbarer Zeit Zweigstellen der Erzie- hungsberatung in Donaueschingen und Furtwangen eingerichtet. Sie werden re- gelmäßig alle 14 Tage von zwei Fachkräf – ten versorgt. Wie arbeitet die Beratungsstelle? Die Mitarbeiter sind bemüht, in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten auftretende Schwierigkeiten zu lösen. Die Erziehungsberatung ist keine Werk – statt, in der man auffällige Kinder ab- liefert und „durchgesichtet“ und „repa- riert“ wieder abholt. Die Mitarbeit der Eltern und Erzieher ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Be- ratung oder Therapie , da bei der Entste- hung von Erziehungsschwierigkeiten in vielen Fällen die Umwelt mitbeteiligt ist. In der Regel vollzieht sich die Arbeit der Erziehungsberatung in drei Schritten : 31


01. Untersuchung : Hierzu gehört ein intensives Gespräch mit den Eltern, in denen diese die Mög- lichkeit haben , ausführlich ihre Schwie- rigkeiten zu beschreiben . Dabei ist von großer Bedeutung, daß beide Elternteile anwesend sind, da erst deren gemein- same Schilderung eine richtige Einschät – zung der Schwierigkeiten ermöglicht. Oft nehmen auch die Jugendlichen selbst an diesen Gesprächen teil, damit sie Gele- genheit haben, sich zu den Problemen zu äußern. In vielen Fällen ist es notwen- dig, sich darüber hinaus noch mit Lehrern oder Kindergärtnerinnen in Verbindung zu setzen , um auch von ihnen ihr Urteil über beobachtete Verhaltensauffälligkei- ten zu erhalten . Schon in diesen ersten Gesprächen bekommen die Fachkräfte Hinweise auf mögliche Ursachen von Verhaltensauf- fälligkeiten . In der sich anschließenden Untersuchung kann geprüft werden, ob diese Hinweise bestätigt werden oder nicht. 2. Beratung : Die Ergebnisse der Beobachtungen oder Testungen geben weitere Aufschlüsse über die Ursachen der aufgetretenen Schwierigkeiten. Zusammen mit den El- tern (oder anderen beteiligten Erziehern) und den Jugendlichen werden diese Er- gebnisse besprochen . Es wird gemein- sam versucht , Wege zu finden, um zu- künftig Schwierigkeiten zu vermeiden . Dazu ist es notwendig , daß nicht nur Kin- der und Jugendliche , sondern auch El- tern und Erzieher sich bereit erklären, ihr eigenes Verhalten zu verändern. Bei der Suche nach den Ursachen der Auffälligkeiten geht es nicht darum, einen Schuldigen zu finden . Schuldig ist nur der, der wider besseres Wissen handelt. Bei den wenigsten Eltern, die eine Erzie- hungsberatung aufsuchen, kann ein der- artiges bewußtes Fehlverhalten festge- stellt werden . In den meisten Fällen sind 32 sich die Beteiligten, Eltern wie Jugend- liche, der gemachten Fehler nicht bewußt. Es gelingt ihnen dann oft , nachdem sie diese erkannt haben, ihr Verhalten zu ändern . 3. Therapie: Wird festgestellt, daß Beratungsgesprä- che allein nicht ausreichen, um Schwie- rigkeiten zu beseitigen, kann eine Thera- pie angeboten werden . Als Beispiel einer Therapie sei hier die Spieltherapie ge- nannt : In ihr versucht der Therapeut, durch das Spiel Zugang zum Kind zu er- halten und ihm dabei die Möglichkeit zu geben , Schwierigkeiten (Hemmungen, Ängste) zu bewältigen . Je nach Art der Schwierigkeiten wer- den Kinder einzeln oder in Gruppen (bis zu 5 Kindern) behandelt. Auf diese Art und Weise können z. B. sehr ruhige, in sich gekehrte Kinder im laufe der Zeit befähigt werden , mehr aus sich heraus- zugehen, Kontakt zu anderen Kindern zu finden . Oder es kann z. B. gelingen , Kin- dern, die unfähig sind zu spielen , die Freude am Spiel zu vermitteln. Welche Therapie auch immer angebo- ten wird, wichtiger Bestandteil ist in jedem Fall die Mitarbeit der Eltern . Ist die Mit- arbeit der Eltern nicht gesichert, wird in den meisten Fällen die Therapie abge- brochen . Die Beratung und Behandlung erfol- gen kostenlos. Alle Mitteilungen von El- tern, Kindern und Jugendlichen sind durch berufliche Schweigepflicht geschützt. Zum Schluß sei mit einem weitverbrei- teten Vorurteil und Mißverständnis auf- geräumt: Eltern, die die Beratungsstelle aufsu- chen, haben keine „unnormale “ oder gar „verrückte “ Kinder . Sie haben lediglich Schwierigkeiten in der Erziehung ihrer meist sehr gesunden Kinder . Sie gehö- ren zu denen , die nicht zu stolz sind, um in diesen schwierigen Situationen um Unterstützung zu ersuchen .


0Golf nun auch im Schwarzwald-Baar-Kreis Während in Amerika ca. 14 Mio. den Schläger schwingen, in Japan ca. 3 Mio. versuchen, mit möglichst wenig Schlä­ gen den Ball über weite Distanzen in ein kleines Loch zu schlagen und weltweit die Zahl der Golfer auf ca. 50 Mio. ge­ schätzt wird, gibt es in Deutschland bis­ her nur ca. 30.000 Golfer. Es fehlen bei uns die Golfplätze. Die öffentliche Hand baut bei uns Turnhallen, Schwimmhallen, Fußball- und Sport­ plätze. Noch müssen die Golfer ihre Sportanlagen selber erstellen und unter­ halten und nur das macht den Golfsport teuer. Würde die öffentliche Hand wie in England und Irland für Golfplätze sorgen, könnte auch bei uns, wie dort, Golf Volks­ sport sein. Foto: Grill In unserer Region gab es keinen Golfplatz, bis der durch Privatinitiative der Firma Albrecht gebaute Platz in Do­ naueschingen im Juni 1976 eingeweiht werden konnte. Er soll vielen das Golf­ spielen ermöglichen und vor allem mit­ helfen, den Golfsport auch bei uns be­ kannt zu machen. Eine einmalige Frei­ zeitanlage ist entstanden, die auch das Naherholungsangebot für unseren Kreis erweitert, die aber auch dank ihrer Per­ fektion und Ausstattung für viele Golfer Anziehungspunkt sein wird. Für den Fremdenverkehr unseres Raumes eine beachtliche Bereicherung. Von der Fläche her der größte Platz der Bundesrepublik; von der technischen Anlage mit seiner vollautomatischen Beregnung ein Top- 33


0Platz, der sicher schon in einigen Jahren Austragungspunkt großer Golfturniere sein wird . Ein 4 km langer Rundweg um das Areal läßt auch Besucher das Spiel auf dem 18-Loch -Platz und die schöne parkähnliche Landschaft miterleben . Mit Rücksicht auf die Platzkapazität kann der Club 400 Mitglieder aufnehmen . In die- sen Tagen hat sich das 200ste Mitglied angemeldet. Zur Förderung des Golf- sportes und zur Talentsuche gibt der Golfclub auch Schülern kostenlosen Golfunterricht. Golfspielen ist gesund , entspannend , umweltfreundlich . Der Golfer hilft durch seinen Beitrag mit zur Landschafts- pflege . Über 10 000 Bäume und Sträucher wurden in der baumlosen Wiesenmulde gepflanzt. Während die Spielbahnen und Grüns sich schon in bester Verfassung zeigen , muß das Wachstum der Gehölze mit Geduld abgewartet werden . Die ent – stehende Parklandschaft wird durch den Hexenweiher bereichert, der neben der Wasserspeicherung für die Beregnungs- anlage auch golfstrategisch Bedeutung hat. Er muß als Wasserhindernis, wie der Pfohrbach , überspielt werden, was dem Anfänger oft erhebliche Schwierigkeiten bereitet. 72 Schläge ist das vorgegebene Standardmaß, um die 18 Loch (6175 m) zu spielen . Der Platzrekord liegt bei 68 Schlägen, aufgestellt vom Donaueschin- ger Golflehrer Göggele , der kürzlich bei den offenen internationalen deutschen Meisterschaften in Frankfurt sich als bester Deutscher qualifizierte . Die Anlage wird ergänzt durch das Hotel Öschberghof mit Schwimmbecken, Tagungsräumen und Restaurant. Alle Voraussetzungen sind geschaffen für Sport, Naherholung , Tagungen und auch um Donaueschingen zu einem Mekka für Golfspieler zu machen . Dipl.-Ing. Theo Greiner Unser Dorf soll schöner werden Alle zwei Jahre ruft der Schwarzwald- saar-Kreis seine Landgemeinden zur Teilnahme an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ auf . Welche Überlegungen haben dazu geführt , diesen Wettbewerb zu veranstalten? Eine stets wachsende Zahl von Men- schen weiß das Leben auf dem lande in unmittelbarer Nähe der Natur und in der noch lebendigen Gemeinschaft unserer Dörfer zu schätzen . Sie sind Heimstatt nicht nur für die alteingesessenen , son- dern auch für viele neuzugezogene Fa- milien . Aus dem Auftrag, diesen Lebens – raum zu gestalten und weiter zu ent – wickeln , ergeben sich Probleme mannig- facher Art . Nicht nur die Gemeindever- waltungen , sondern alle Bürger sind aufgerufen , an ihrer Lösung mitzuarbeiten . Alle Aufgaben , die es zu meistern gilt, lassen sich zusammenfassen in dem Leitsatz unter dem der Wettbewerb steht „Unser Dorf soll schöner werden „. Dabei bedeutet „schöner “ nicht allein für das Auge gefälliger . Man versteht mehr dar- unter: Erhaltung und Steigerung des Wohn- und Freizeitwertes des gesamten dörflichen Lebensraumes in allen Be- reichen . Aufruf zur Mitarbeit an dieser dankbaren Aufgabe ist Sinn des Wett- bewerbs . Wer war aufgerufen, sich an dem Wettbewerb 1976 zu beteiligen? Zunächst waren die Gemeindever- waltungen angesprochen; sie sollen die Gemeinschaftsaufgaben lösen . Dazu gehört nicht nur die Erhaltung der cha- rakteristischen örtlichen Eigenart, sondern auch die Erneuerung und Verschönerung der Ortschaft durch sinnvolle voraus- 34


0schauende Planung. An den Straßen und Wegen im Inneren des Ortes sollen Straßenbäume, Baum- und Strauchgrup­ pen den Ort freundlicher erscheinen lassen. Pflege-und Erhaltungsmaßnahmen dürfen jedoch nicht auf den geschlosse­ nen Ort beschränkt bleiben, sie müssen auch auf die freie Gemarkung ausge­ dehnt werden. Hecken und Feldgehölze in der Flur gliedern die Landschaft, be­ leben das Landschaftsbild und bieten Nistplätze für die bedrohte Vogelwelt. Auch auf ihre Erhaltung ist daher zu achten. Eine besondere Aufgabe fällt den Dorf­ gemeinden bei der Gestaltung des Fried­ hofes zu. Er sollte dem ursprünglichen Sinn des Wortes gerecht werden, ein Fried-Hof, eine Stätte stiller Betrachtung und der Erinnerung an die Toten sein. Es muß lobend erwähnt werden, daß viele Gemeinden bei der Neugestaltung von Dorffriedhöfen sich bemüht haben, sol- Brunnen in Unterbaldingen ehern Ziel näher zu kommen. Gut ge­ gliederte, durch Bäume und Gebüsch­ gruppen aufgelockerte Friedhöfe, die sich harmonisch in die Landschaft ein­ fügen, sind in unserem Kreis keine Sel­ tenheit mehr. Das Bestreben, zurückzu­ finden zu einer naturverbundenen Anlage, besteht vielerorts. Das eigenständige Gemeinschafts­ leben sollte in der Pflege eigener kultu­ reller Betätigung Ausdruck finden. Es gilt, die örtlichen Vereine zu fördern und dies nicht nur durch finanzielle Zuwen­ dungen; die Vereine, die auf musischem Gebiet tätig sind, diejenigen, die sich in irgendeiner Form der Körperertüchtigung widmen, aber auch jene, die ein reines „Hobby“ pflegen und so Menschen zu einer Freizeitgemeinschaft zusammen­ fassen. Alle Anstrengungen der Gemeinde­ verwaltungen können jedoch nur voll 35


0wirksam werden, wenn sie von den Bür­ gern unterstützt werden. Von Bürgern, die sich ihrerseits bemühen, zur Ver­ schönerung des Ortsbildes beizutragen, das öffentliche Grün zu ergänzen durch harmonische Gestaltung der Vorgärten, in denen Blumen und Blütensträucher ein farbenfrohes Bild ergeben. Wo auf Einfriedungen der Gärten und Vorplätze nicht ganz verzichtet werden kann, sollte man sich mit niedrigen Hecken oder na­ turfarbenen Holzzäunen begnügen. Blumenschmuck und Pflanzen an Häu­ sern erwecken einen freundlichen Ein­ druck und mit Kletterpflanzen oder Obst­ Spalieren lassen sich auch kahle und fensterarme Wände beleben. Finger­ zeige dieser Art sollten den Bürgern Hinweise geben. Eine Kommission, welche die teilneh­ menden Gemeinden bewertet, war im Jahre 1976 wiederum beeindruckt davon, Kneippanlage in Kappel wie weit es bereits gelungen ist, diese angestrebten Ziele zu verwirklichen und wieviel Mühe Gemeindeverwaltungen und Bürger aufgewendet hatten, um ihren Ort im ganzen in vorteilhaftem Licht erscheinen zu lassen. Mit sichtbarer Liebe waren Häuser und Vorgärten ge­ staltet, reicher Blumenschmuck diente der Belebung sowohl öffentlicher Flächen als auch privater Häuser und Grundstücke und man war sehr bemüht gewesen, Erscheinungen, die bei früheren Wett­ bewerben Anlaß zu Tadel waren, auszu­ merzen und auf Anregungen der Kom­ mission einzugehen. In allen am Wettbewerb teilnehmen­ den Gemeinden hatten es sich Bürger­ meister, Gemeinderäte und vor allem auch die Bürgerschaft selbst zur Ehren­ sache gemacht, bei dem Wettbewerb gut abzuschneiden, im ganzen also ein edler Wettstreit, bei dem der Fortschritt ,··“: r j f .. -.. ,-.. ,_. ·./ 1 36


0in jeder einzelnen der teilnehmenden Gemeinden unverkennbar war . Das Ergebnis bereits des Wettbewerbs im Jahre 197 4 war so erfreulich gewesen , daß alle teilnehmenden Gemeinden mit Preisen ausgezeichnet, einzelne mit „sehr gut “ und viele mit „gut “ bewertet werden konnten . Einer der schon beim Kreiswettbewerb 197 4 hoch eingestuften Gemeinden – Unterkirnach – war es so – gar gelungen , bei dem anschließenden Hoametzue vum Kloosemärt De Konrad schwankt zum Ochse uus, schloapft hinnenoo sin Bue . En Vierfäschtfahne hätt-er kauft und goht jetz hoametzue . Dert , wo de Weag gi Behle goht , lauft voreweg en Maa. Dear ·schtolpret au, nitt nuu e weng , hätt zimli glade khaa . Zmool seit de Fränzli : ,,Vatter sag, a waa merkt-mer en Zopf? “ ,,Du dumme Bue, gschberschsts i de Füeß, ’s rumooret au im Kopf. Siehscht, wenn de manscht die sälle zwei , wo vor iis drimmle dont, es seiet vier , noo häscht en Ruusch , we sälli zwei on hond! “ .. Hä, Vatter, seil ischt bloß on Ma, ’s ischt wiit und broat suscht ninnt. Du zellscht amend en Bomm dezue, wo do um d’Weags no sind!“ „Haalt ’s Muul, du Luusbue , schwätz kon paar Däsche kascht glii haa. [Dräck ; Ränn veri und verzell di nitt noo siehscht ’s … sind doch zwei Maa . Landeswettbewerb zu erringen . eine Silbermedaille Auch bei dem Kreiswettbewerb des Jahres 1976 lag nicht nur die Durch – schnittsbewertung hoch, einige Gemein – den hatten so überragendes zu bieten, daß sie mit berechtigter Hoffnung auf eine Medaille sich zum Landeswettbe- werb melden können . Dieses überaus erfreuliche Ergebnis des Kreiswettbewerbs wäre vermutlich noch unterstrichen worden , wenn von der Teilnahme nicht Bade – und Kurorte ausgeschlossen gewesen wären . Es ist jedoch der Sinn des Wettbe – werbs , den Erholungs – und Freizeitwert gerade der rein ländlichen Gemeinden zu steigern und dies ist im Jahre 1976 in einem Maße geschehen, das alle Erwar- tungen der Bewertungskommission über- troffen hat. 1.000,- DM 800 ,- DM 700,- DM 600,- DM 600,- DM Die Bewertungskommission des Kreis- „Unser Dorf soll schöner wettbewerbs werden“ 1976 hat folgendes Ergebnis festgestellt: a) mit Auszeichnung Punkte Geldpreis 1. Tuningen 2. Öfingen 3. Unterkirnach 4. Grüningen 4. Unterbaldingen b) sehr gut 1. Kappel 2. Buchenberg 3. Dauchingen 3. Oberbaldingen 5. Gremmelsbach 6. Niedereschach c) gut (alphabetische Folge) 1. Fischbach 2. Hondingen 3.Schabenhausen 4. Unterbränd 500,- DM 500 ,- DM 500 ,- DM 500 ,- DM 500,- DM 500,- DM 93 87 86 83 83 79 78 77 77 76 71 400 ,- DM 400 ,- DM 400,- DM 400,- DM Gottfried Schafbuch Hermann Seitenreich 37


0Das Kirchlein über dem Glasbachtal Aus Vergangenheit und Gegenwart der Kapelle in Buchenberg kommende Weinstraße hinüber Schwäbische. Der Kenner, der um den lebendigen Zusammenhang der Dinge weiß, findet ins ,,Störe nicht die Ruhe der Toten, die, jahrhundertelang um die Kirche begra­ ben, hier ruhen“. Es sollte der Mahnung nicht bedürfen. Die Kapelle in Buchen­ berg, gleich einer Kanzel über dem Glas­ bachtal gelegen, hat etwas Wehmütig­ Rührendes, Selbstvergessenes. So wie ehrwürdige Jubilare hin und wieder noch unter uns weilen, während ihnen die Er­ innerung und das Gefühl für die Zeit längst entschwunden sind. Dann und wann kommen Besucher, Gäste aus dem nahen Königsfeld, Kunstverständige von weither, Heimatfreunde, besinnliche Wanderer, die die großen Straßen meiden. Kühle Birken, ausgelaugte Schnee­ reste, lichthungrige Weidekätzchen! Dicht rückt der Wald an das schmale Sträßchen heran, das von Peterzell her auf die Höhe führt. Wenn die Lichtung sich weitet, liegt Buchenberg, das Dorf vor dem Wald, mitten im Blickfeld. Breit­ gelagerte Höfe mit tief heruntergestülp­ ten Schwarzwalddächern strahlen im Schmuck braunen Fachwerks. Beschei­ den nimmt sich dagegen das helle, kleine Kirchlein aus. Plötzlich ist es da, auf­ tauchend zwischen Gärten und alters­ grauen Bäumen. Ehrwürdig durch seiq, Alter, einmalig durch seine idyllische Lage, ein Baukleinod wie kein zweites im Villinger Land. Buechelinsperg – 782 ist der Ort erst­ mals in einer St. Galler Schenkungsur­ kunde erwähnt. Mancherlei Funde be­ zeugen, daß das Glasbachtal früh besiedelt war. Adelige Geschlechter, darunter die Fürstenberger, Klöster wie St. Gallen, die Reichenau und das Frauenkloster Rotten­ münster bei Rottweil hatten im Mittelalter ringsum Besitz und Gerechtsame. Die Römerstraße führte jenseits des Tales in Richtung Rottweil; in gleicher Richtung später eine aus dem Breisgau herauf- 38


0hier auf schmalem Raum Architektur und Siedlungsgeschichte, Wirtschaft und Geschlechterkunde dicht beisammen. Unten, am rasch treibenden Wasser des Glasbachs kam es früh zu geschlossenen Siedlungen . Mühlenwerke und Glasin- dustrie brachten Wohlstand . Als im 19. Jahrhundert der Verkehr sich neue Wege und Schienenstraßen erschloß, rückten die Orte am Glasbachtal wieder in die Abgeschiedenheit des Waldes zurück, wurden Einzugsgebiet des Luftkurortes Königsfeld und der verkehrsgünstigen , rasch aufstrebenden Industriegemeinden St. Georgen und Peterzell. Ungewiß, ob der Portalstein am jetzt zugemauerten Westeingang der Buchen- berger Kapelle von Anfang an mit dem Bau in Zusammenhang zu bringen ist. Er zeigt eine Steinhauerarbeit: zwei Kreuze mit Armenden, die in Rechtecke aus- laufen, ähnlich dem Kreuzzeichen in frühromanischer Zeit, darüber eine Krone. Sicher von je zum Kirchlein ge- hörig der schlichte Taufstein im Chor und die kanzeltragende Säule, beides Schöp- fungen aus romanischer Zeit. Ein seit- liches Kapellchen, der älteste Teil, ist dem altertümlichen Raum mit dem grobge- zimmerten, unverwüstlichen Gestühl aus Eichen vorgelagert. Wie ein Fächer hat sich später der Bau entfaltet. Patron ist St. Nikolaus, im Mittelalter volkstümlich als Burgenheiliger und Schutzpatron gegen Wasserschäden. Wie an den Jahresringen das Alter eines Baumes, so läßt sich am Buchen- berger Gotteshaus die Geschichte able- sen. Als man gotisch baute , entstand das stimmungsvolle Chor . Nach dem Dreißig- jährigen Krieg, der als einzigen Bau des Dorfes die Kirche übrigließ, kam die weit- räumige Empore hinzu. Um Platz zu schaffen, wurde das Langhaus erhöht. Überhohe Fenster anstelle der schieß- schartenartigen Öffnungen ließen nun, ganz im Geiste des Barock, Licht und Sonne und die Freude an allem Geschaf- fenen herein. Das Chorgestühl, bäuerlich munter übermalt, entstammt dem frühen 18. Jahrhundert; dem ausgehenden 18. Jahrhundert zugehörig der schindelum- wehrte Turm. Die Orgel, 1719 in Waldshut angefertigt, stand ursprünglich in einer Kapelle in Rottweil. Um die Jahrhundert- wende der Pfeifen und Tasten beraubt, wurde sie 1939 mit Hilfe der Gaben aus dem Opferstock wieder instandgesetzt. Es ist nicht allein die Historie, die die Stätte denkwürdig macht. Das Vergangene ist voll sinnlicher Anschauung und sinn- bildlicher Kraft. Stunden ließe sich ver- weilen vor dem „Buchenberger Kruzi- fixus“, das, 1929 wieder aufgefunden, heute außerhalb der Kapelle unter siche- rem Verschluß aufbewahrt wird. Ein Werk reifer Kunst und unnachahmlicher Schön- heit, wohl in der Zeit zwischen 1225-1250 entstanden . Die Zuweisungen an einen Unbekannten in Hirsau, Alpirsbach, St. Gallen oder Reichenau – alles sind vor- erst Vermutungen . Umso eindringlicher spricht das verklärte, von mildem Frieden umstrahlte Antlitz . Nur an wenigen Stellen sind die gleich – falls in neuerer Zeit wieder entdeckten Fresken im Inneren der Kapelle freigelegt. Noch in die romanische Zeit reicht die unterste Maischicht zurück . An der Ost- wand ist ein jüngstes Gericht zu erkennen. An der Nordwand, neben dem oberen Eingang, läßt die dürftige Freilegung auf eine Kreuzigung schließen . Der Rückweg führt nach Königsfeld , vorbei an dem wuchtigen Burgfried der Ruine Waldau, der Nonnenmühle und der ländlichen Idylle von Burgberg, immer noch begleitet von der schicksalsträch – tigen Atmosphäre und der Gelassenheit der alten Kirche von Buchenberg . Sind es doch Orte, die Jahrhunderte die Ge- schicke mit dem Kirchlein über dem Glas- bachtal teilten : den Anfall an Württem- berg um 1445, die Einführung der Refor- mation im Jahre 1534, die Rückkehr an Baden im Jahre 1810. 39


0Als um die Jahrhundertwende Buchen- berg sein neues, größeres Gotteshaus in Dienst nahm, zog die große Stille in das alte, gebrechliche Kirchlein ein. Alljähr- lich im August noch ein Gottesdienst, hin und wieder eine Trauung. Der Staat, der für Dach und Fach zuständig ist, ließ nach dem Kriege anstelle der Bretterver- schläge wieder Fenster einsetzen, die – eine gebieterische Notwendigkeit – das Innere gegen Wind, Wetter und Kälte schützen . Es sollte dabei nicht bleiben. Das weitere Schicksal dieses altehrwür- digen Baudenkmals kann den Kunst- und Heimatfreunden nicht gleichgültig sein. Lorenz H onold Die seltsame Geschichte des Andreas Otten Ein Märchen aus alter Zeit Andreas Otten war ein wackerer, treff- licher Bürgersmann in den besten Jahren, noch unbeweibt. Er beglich pünktlich seine Steuern und hatte noch nie mit den Gerichten zu tun gehabt. Seine Mit- menschen schätzten ihn. Da geschah es eines Tages, daß ihm, als er auf dem Wege nach Hause war, plötzlich von Hütern der öffentlichen Ord- nung mit Hellebarden der Weg verlegt und bedeutet wurde, sich auf der Stelle über seine Person urkundlich auszuwei- sen. Wer beschreibt das Entsetzen des redlichen Andreas, als er feststellen mußte, daß er seine Personalpapiere in einem anderen Wams zu Hause hatte liegen lassen. Es nützte nichts, daß sich Mitbürger, die des Weges kamen, münd- lich für ihn verbürgten . Andreas , den jedes Kind in der Stadt kannte, ward mangels urkundlicher Legitimat ion vom Fleck weg abgeführt und in ein hohes, Buchenberg/Ruine Waldau Zeichnung : Dr. Astfäller — · — ·- — 40


0mit vielen vergitterten Fensterchen ver- sehenes Haus gebracht, wo man ihm dankenswerterweise ein Einzelgelaß an- wies. Daß die Tür mit Riegeln fest hinter ihm verschlossen wurde, nahm Andreas mit Genugtuung darüber in Kauf, daß man ihm die Handschellen abgenommen und ihn auch nicht etwa angekettet hatte. Diese Umstände nahm er als ein Zeichen dafür, daß sein Fall wohl nicht einer der schwersten sei. Fast ein halbes Jahr verstrich aller- dings, ohne daß etwas geschah . Und doch blieb Andreas guten Mutes . Er trö- stete sich mit dem Gedanken , daß es sicher noch andere , gar noch verwickel- tere Fälle als den seinen , der eigentlich gar keiner war, geben möge, deren Lö- sung er hübsch abwarten müsse . Durch Ungeduld könnte man die Herren nur verstimmen . Nach Ablauf des ersten Jahres jedoch war Andreas einige Tage lang leicht ver – stimmt. Gegen Hingabe seiner silbernen Uhrkette besorgte er sich vom Wärter Papier, Tinte und Feder und richtete an das Gericht die Bitte um Vernehmung zur Sache. Hierauf erhielt er nach einem weiteren Jahr eine Antwort , vom Herrn Polizeiminister , an den seine Eingabe zu- ständigkeitshalber weitergeleitet wor- den war . Andreas war glücklich, schwarz auf weiß zu erfahren, daß seine Sache ,,demnächst“ geprüft werde . Die nächsten Monate verliefen weiter völlig ungestört . Inzwischen war Andreas ein Alteingesessener des Hauses gewor – den . Als ihm eines Tages, offenbar wegen guter Führung , erlaubt wurde , sein Fen- sterchen selbst zu öffnen und nach Belie- ben wieder zu schließen , richtete er eine Dankadresse an den Minister, in der er sein Landhäuschen am Weiher den Armen der Stadt überschrieb . Voll des neuen Lebensgefühls nahm er einen alten Plan wieder auf, den er schon in seiner Jugend gehegt. Jetzt hatte er Zeit und Muße dazu . Und so brachte er alle seine Gefühle und Stimmungen , alle seine Gedanken und Zweifel in wohlklingende Verse und legte Blatt für Blatt behutsam aufein- ander . Er hütete diese Sammlung wie einen kostbaren Schatz . Er hatte nicht ge- ahnt, daß diese Verse, insbesondere seine „Sonette an Laura“, nach seinem Tode weltberühmt werden sollten . Seinen 70. Geburtstag feierte Andreas Otten , wie man zu sagen pflegt , in völliger geistiger und körperlicher Frische und Rüstigkeit. Als ihm an diesem Tage sein Wächter einen kleinen Glückwunsch sagte , unterbrach er seine Arbeit , legte die Feder beiseite und dankte für soviel Pflege und Wartung , wie er sie hier im Hause habe erfahren dürfen . Gut , daß er noch nicht vermuten konnte, was ihm am nächsten Tag bevorstand. An diesem Tage, dem schwärzesten seines Lebens, betrat in der Frühe ein Staatsbeamter seine Klause, übergab ihm gegen Quittung ein amtliches , ordnungs- gemäß von zwei Magistratspersonen unterzeichnetes und vom Vertreter des Geheimdienstes gegengezeichnetes ge- siegeltes Schreiben , das seine „unver – zügliche “ Freilassung mangels Nachwe i- ses einer strafbaren Handlung anord- nete, und bedeutete ihm, daß er „bis Mittag zu räumen“ habe. Andreas , der die zusammenhänge erst gar nicht rich- tig verstand , bat vergebens, ihn weiter in seiner Zelle zu belassen . Da packte Andreas Otten seine Hab- seligkeiten und verließ, sein Dichterwerk unter dem Arm, langsam und unsicher tastend das Haus, in dem er so lange ge- lebt und hatte schaffen dürfen . Kaum hatte er die Straße betreten, als er, von der Fülle des Lichtes geblendet und vom Lärm des Verkehrs verwirrt, einer Staats- karosse , die schwungvoll dahineilte , in die Räder lief. Seine Gedichte , allein , haben ihn über- lebt. Ernst Roskothen 41


0Sonderschulen im Schwarzwald-Baar-Kreis Lebenshilfen für behinderte Kinder und Jugendliche Im Schulbesuchsbescheid einer Erzie- herin in einer unserer Sonderschulen für geistig behinderte Kinder und Jugend – liche ist u. a. zu lesen : ,,Frau N. hat sich vor allem der Schwerst- behinderten angenommen . Die gewis- senhafte Vorbereitung, die metho- disch-didaktischen Überlegungen spiegeln sich im starken persönlichen Einsatz des Schulalltags wider. Jedes Kind wird in dieser Gruppe voll akzep- tiert.Rhythmisch-gymnastische Übun- gen dienen der Lockerung und Ent- krampfung unter Verwendung einfa- cher Takt-Schlaginstrumente . Die Schü- ler arbeiten mit Puzzles und Lesetrai- nern, wobei das Arbeitsmaterial nach dem individuellen Vermögen des Ein- zelnen angesetzt wird. Erfaßbare Zahl- begriffe bezieht die Erzieherin in den Lernprozeß mit ein . Durch häufiges Lob werden die auch teilweise in ihrer Motorik gestörten Kinder zusätzlich zum Üben ihrer ko- gnitiven Fähigkeiten ermuntert, wird ihnen ein gestuftes Erfolgsgefühl ver- mittelt.“ … Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sind an unseren Sonderschulen tätig. Die Fürsorge um das behinderte Kind ist uns ein besonderes Anliegen. In Zusammen- arbeit mit dem Elternhaus , den Schulträ- gern, dem Staatlichen Gesundheitsamt , den Verbänden, werden Einrichtungen geschaffen zur bestmöglichsten Förde- rung dieser Behinderten . Vieles ist bereits aufgebaut, zahlreiche Schulen wurden errichtet; doch noch mehr Schulen müssen entstehen, sie müssen ausgestattet werden mit den notwendigen Einrichtungen zur thera- peutischen Hilfe . Hierzu müssen hohe finanzielle Mittel des Landes und des Schulträgers bereitgestellt werden . Die 42 „Lebenshilfe“ hat viel zur Förderung der behinderten Kinder und Jugendlichen beigetragen . Wir dürfen hierbei nur an die letzten Sommerfeste erinnern, an die Inbetriebnahme des Spielplatzes in der Sonderschule für geistig Behinderte in VS-Villingen . Dank all‘ denen, die durch ihr Opfer die Anliegen von Schule und Elternhaus unterstützen . Am 1. 8.1976 trat das neue Schulgesetz in für das Land Baden-Württemberg Kraft, es löste das Schulverwaltungs- gesetz (SchVOG) vom 21. 4. 1964 ab. Im§ 15 des neuen Gesetzes sind die Sonderschulen besonders aufgeführt . Sie haben die Aufgaben, Kinder und Ju- gendliche, die schulfähig sind, aber infol- ge körperlicher , geistiger oder seelischer Schädigung in den allgemeinen Schulen nicht individuell gefördert werden kön – nen, durch spezifisch ausgebildete Lehr- kräfte zu unterrichten. Wir haben in unserem Schulkreis – dem Schwarzwald-Baar-Kreis – folgende Sonderschulen: Sonderschulen für lernbehinderte Kinder und Jugendliche in 70 Schüler Blumberg 260 Schüler Donaueschingen 127 Schüler Furtwangen 117 Schüler St. Georgen Triberg-Gremmelsbach 65 Schüler Berthold-Schule VS-Villingen 263 Schüler Janusz-Korczak-Schule VS-Schwenningen 150 Schüler In kleineren Klassen -15-18 Schüler – werden die lernbehinderten Schüler unterrichtet und gefördert . Nach festge- legten Umschulungsverfahren erfolgt die Einschulung in die Sonderschule L. Hier- bei ist der enge Kontakt zwischen Eltern- haus und Schule dringend notwendig.


0Sonderschule für Geistig Behinderte in Donaueschingen Meist sind es Umwelteinflüsse, Milieu­ schäden, geistige Redardierung in be­ stimmten Bereichen, die die Behinderung bewirken. Es ist bedauerlich, daß manche Eltern eine Negativeinstellung zu dieser Schul­ art haben. Sie ist eine Fördereinrichtung für das lernbehinderte Kind. Es wäre begrüßenswert, wenn die Grundschulklassen nur ca. 25 Schüler hätten – zur Zeit in unserem Bereich 29 Schüler GS im Durchschnitt -, hier könnte in der Eingangsstufe die individu­ elle Lage des kleinen Schülers durch die besondere Hinwendung des Grundschul­ lehrers mehr berücksichtigt werden, könnte dem „Slow-learner“ eine Chance gegeben werden, innerhalb seiner Grup­ pe vielseitig motiviert zu werden. Sorgenkinder sind uns die Kinder aus­ ländischer Arbeitnehmer. Sehr oft sind beide Eltern berufstätig und die Kinder sind sich selbst überlassen. Die Unkennt- nis der deutschen Sprache ist kein Kri­ terium für den Besuch der Sonderschule. Meist sind es neben der Frustration durch fehlenden Lernerfolg psychische Bela­ stungen und mißliche, äußere Umstände, die den Verbleib des Ausländerkindes in der Grundschulklasse unmöglich machen. Es ist sehr erfreulich, daß zahlreiche aus­ ländische Arbeitnehmerkinder sich gut in die Klassengemeinschaften eingear­ beitet haben -ja sogar in einigen Schulen zu den Klassenbesten gehören. Sonderschulen für geistig behinderte Kinder und Jugendliche sind in Donaueschingen und VS-Villingen eingerichtet. Während die Sonderschu­ len L die Gemeinde als Schulträger haben, hat bei diesen beiden Schulen der Kreis die Trägerschaft übernommen. Die Sonderschule in Donaueschingen ist recht gut untergebracht. 43


0Die Sonderschule B im Oberzentrum mit einem sehr großen Einzugsgebiet ist auf zwei Stadtbezirke verteilt. Morgens werden die Schüler mit den Wagen des ,,Roten Kreuzes“ angefahren. Die Sonderschulen B sind Ganztags- schulen; auch das Mittagessen wird dort eingenommen – vorbereitende Arbeiten übernehmen die Schülerinnen im Haus- werk . Um 15.30 Uhr endet die Schule, die Kinder und Jugendlichen fahren zu ihren Eltern zurück. Die Arbeit in der Sonderschule B glie- dert sich in vier Stufen , wobei die Grenzen fließend sind : a) die Unter-, Mittel- und Oberstufe (vom 6. bis zum 15. Lebensjahr) ; b) die Werkstufe (15-18 bzw. 20 Jahre); hier unterrichten neben den Lehrkräften der allg. Disziplinen Fachlehrer, die die behinderten Jugendlichen ihren Fähig- keiten entsprechend fördern . Die Aus- stellung dieser Schulen geben ein äußerst positives Bild der vielschichtigen Arbeit in diesen Werkgruppen. Der Umgang mit den Grundwerkzeugen, mit einfachen Techniken und die permanente Motiva- tion zum Vollenden des Werkstücks, lei- sten in dieser Altersstufe eine Hinführung in die Arbeitswelt. An diese schulische Betreuung schließt sich dann die „Beschützende Werkstätte“ an. Wir sind dankbar, daß, von der „Le- benshilfe“ initiiert und getragen, im Stadt- bezirk Schwenningen diese Einrichtung geschaffen wurde . Sie beteiligt sich in enger Zusammenarbeit mit örtlichen In- dustriebetrieben an deren Produktion. Werkstattleiter und die Betreuungskräfte haben eine heilpädagogische Ausbil- dung . Hier wird durch die Unterbringung in hellen Räumen, durch den engen Kon- takt zwischen den „Ausbildern“ und den Jugendlichen und Erwachsenen eine er- freuliche, zum selbständigen Tun anre- gende Atmosphäre geschaffen . 44 Für das Oberzentrum ist die neue Sonderschule für geistig behinderte Kin- der und Jugendliche in der Planung, alle Stellen, im besonderen Landrat und Kreistag, haben sich für die schnelle Ver- wirklichung des Bauvorhabens einge- setzt. Sie hat zur Zeit 195 Schüler, die von 39 Lehrkräften betreut werden. Mit der Erhöhung der Schülerzahlen ist zu rechnen . Wir erwarten vom Land, daß die großen Anstrengungen aller Beteiligten gesehen werden und die zugesagte finanzielle Förderung 1977 verwirklicht werden kann. Seit drei Jahren besteht in Villingen- Schwenningen eine Sonderschule für sprachbehinderte Kinder; ihr ange- schlossen ist die Sprachheilberatung. Diese Sonderschule betreut nur Kinder im Grundschulalter . Sie hat sich zur Auf- gabe gemacht, sprach behinderte Kinder durch Gruppenunterricht und Einzel- therapie nach vier Grundschuljahren in die allgemeinen Schulen zu überweisen – die schweren Fälle, bei denen die volle Behebung des Schadens nicht möglich ist, machen die Unterweisung in einer größeren Sonderschule für Sprach behin- derte notwendig . In St. Georg en öffnet im kreiseigenen Gebäude die neue Sonderschule für kör- perbehinderte Kinder und Jugendliche ihre Tore. Umbauten waren notwendig, sind doch die Krankheitsbilder verschie- den, müssen Spezialeinrichtungen für die Rollstuhlkinder geschaffen werden. Hier hat der Kreis als Schulträger die notwen- digen schulischen Anliegen voll unter- stützt. 20 Kinder aus einem großen Ein- zugsgebiet, auch aus den Nachbarkrei- sen, werden ab 16. August 1976 hier unter- richtet. Für den Anfang wurde das Alter der Kinder noch limitiert. Es ist beab- sichtigt, stufenweise die Sonderschule für körperbehinderte Kinder und Jugend- liche des Schwarzwald-Saar-Kreises auf- zubauen mit einer evtl. Aufnahmefähig- keit von ca. 150 Schülern.


0Neben diesen staatlichen Sonderschu­ len haben wir in unserem Kreisgebiet noch die private Sonderschule für Er­ ziehungsschwierige im Knabenheim Maria Hof Hüfingen und die private Heim­ sonderschule für geistig behinderte Kin­ der und Jugendliche in Furtwangen. Die Erfolge auf dem Gebiet der schu­ lischen Betreuung von Behinderten ha­ ben deutlich gezeigt, daß eine Frühbe­ treuung behinderter Kinder in Sonder­ schulkindergärten unerläßlich ist. Durch private Initiativen, die noch mehr unter­ stützt werden sollten, sind im Bereich der Körperbehinderten Kindergärten ent­ standen, haben wir, angegliedert an un­ sere staatlichen Sonderschulen B, je einen Kindergarten in Donaueschingen und in VS-Schwenningen eingerichtet. Das behinderte Kind bedarf der beson­ deren Zuwendung im Elternhaus und in der Schule. Das Kind, besonders das schwerbehinderte, muß sich in der Schule .,zu Hause“ fühlen, es bedarf einer At­ mosphäre, die reich ist an Sinneseindrük­ ken, an gezielten Reizen von außen, die ihm mittels Unterricht und Betreuung Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln, die es braucht als Lebenshilfe. H. Heinrich Schapelträgerinnen der Heimatzunft Bräunlingen Foto: Kiefer Die Schapelkrone / Zeugnis bäuerlichen Selbstbewußtseins „Die Krone voll Goldflitter und farbigen Perlen ziert das Haupt, die Haare sind ein­ geflochten in hochrote Stränge von Türkengarn; über der schwarzen Taffet­ schürze prangt der schön gestickte Schapelgürtel“. So beschreibt der Hü­ finger Lucian Reich im „Hieronymus“ die jungfräuliche Brautkrone, auch Schapel genannt, als er von der Vorbereitung einer großen bäuerlichen Hochzeit auf der Saar in der Zeit des Biedermeier er­ zählt. Das sind mehr als 120 Jahre her. Inzwischen kann man den bräutlichen Schmuck, der auf der Baar und im an­ grenzenden Schwarzwald zweihundert Jahre lang so etwas wie ein großbäuer­ liches Statussymbol war, allenfalls noch bei Mitgliedern heimischer Trachtenver­ einigungen bestaunen, wenn die Mädchen bei festlichen Anlässen oder großen Trachtentreffen auftreten. Da oder dort findet sich eine besonders kostbare Schapel noch in Familienbesitz. Andere Stücke sind in die Museen abgewandert. 45


0Man findet sie in den Fürstlich Fürsten- bergischen Sammlungen zu Donau- eschingen, im Villinger Franziskanermu- seum, wo neuerdings die aus Lenzkirch stammende Spiegelhalter-Sammlung untergebracht ist. Exemplare, von denen einige bis zu 200 Jahre alt sind, verwahren die Heimatmuseen der Städte Bräun- lingen, St. Georgen und Triberg. Mit diesen Orten ist zugleich in etwa der Raum um- schrieben, in dem unsere Schapeln bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein eine besonders starke und ausge- prägte Verbreitung hatten . Auf der Baar sind Schapeln bereits im 17. Jahrhundert nachweisbar . Den Ur- sprung des bräutlichen Kopfschmuckes führt man auf die jungfräuliche Krone der Himmelskönigin zurück . Nicht zufällig er- innert die Form unserer Schapeln an jene kronenartigen, oben geschlossenen Ge- bilde, die in der Zeit des Barock als Kopf – schmuck bei Madonnen und Gnadenbil- dern an vielbesuchten Marien-Wallfahrts- stätten im oberdeutschen Raum anzu- treffen sind. die brücke gestern bauten sie zukunftsbewußt eine feste brücke den fluß hinüber heute schauen sie selbstzufrieden auf das verlassene ufer zurück morgen treibt der brückenbau die menschen erneut denn wenige erkennen das eigene land märz 1972 46 norbert fleck Bei der Baaremer Schapel um 1840, die in den F. F. Sammlungen zu Donau- eschingen aufbewahrt wird, besteht der untere Teil des Gestells oder Schapel- körpers aus einem Pappendeckelreif, der mit bemusterter und gestickter Seide umkleidet ist. Samtstoff, der sich beson- ders gut an den Kopf anschmiegt, bildet den Boden der Schapel. Das zylinder- förmige Gestell besteht bei den frühen Exemplaren , die uns noch erhalten sind, meist aus Holzspänen ; bei späteren Schapeln ist es in der Regel aus Draht gebildet. Um den Reif zieht sich ein Kranz von kleinen Spiegelehen, Glasperlen und Gold- drähten. Flitterwerk aus Gold- und Silber- papier, vor allem aber Spiegelehen, Glas- perlen und Glassteinchen, oft untermischt mit Münzen, Messingplättchen, Wollblu- men und Goldpapierblättchen, machen den Schmuck des zylinderförmigen Schapelkörpers aus. Örtlich ist der Schmuck bei den Baare- mer und Schwarzwälder Schapeln oft recht verschieden . So zeigen die Bräun- linger Schapeln neben der Vielzahl von Glasschmuck noch Stoffrosen und Stoff- blumen aus Vergissmeinnicht – dem Sinnbild der Liebe und ehelichen Treue; die Stoffblumen sind als Kränze rund um den Reif und den Schapelkörper verar- beitet. Buntfarbige Bänder, deren Enden über den Rücken der Trägerin bis in Höhe des Schapelgürtels abfallen, halten bei den Bräunlinger Schapeln die Krone am Kopf der Schapelträgerin fest. Flitterschmuck aus Glasperlen, Spiegel- ehen, Glasplättchen und Glaskugeln zieren auch den gestickten Schapelgürtel, der zur Brautkrone getragen wird . Und der gleiche Schmuck findet sich wieder am sogenannten „Kränzchen“, das die beiden über den Rücken der Trägerin herabfallenden Zöpfe zusammenfaßt. Über das Aussehen der Baaremer und Schwarzwälder Schapeln können wir uns anhand der Exemplare in den Heimat-


0museen auch heute noch ein gutes Bild machen. Schwieriger zu beantworten ist die Frage nach dem Verbreitungsgebiet dieser Sonderform der bäuerlichen Tracht. Und auch über die Herkunft der bei der Schapel verwendeten Materialien hat sich die Heimatforschung bisher keine Gedanken gemacht. Selbst Dr. Eduard Johne, dessen Arbeit über die „Volks- tracht der Baar“ aus dem Jahre 1926 bis heute maßgeblich geblieben ist, hat sich die Frage nach den Herkunftsorten des Schapelmaterials nicht gestellt. Dabei drängt sich diese Frage förmlich auf in einem Gebiet, das durch seine Glas- hütten und Glasmanufakturen einst einen Namen weit über die engere Heimat hin- aus hatte . Sie, die heimische Glasindu- strie , die zwischen Schwarzwald und Baar ansässig war, lieferte bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus den gläsernen Zierat für die Baaremer und Schwarzwälder Schapeln . Erst mit der Dampflokomotive und dem Schienen – verkehr, die im Zuge der aufkommenden Industr ialisierung die Schwarzwälder Glasmanufakturen zum Erliegen brachte, kamen Schapel – und Trachten material für unseren Raum aus Schlesien und aus insbesondere aus dem Sudetengebiet, den Heimbetrieben im Erzgebirge , das nach einer mündlichen Überlieferung in Bräunlingen um die Jahrhundertwende eine Art Qualitätsbegr iff für bestes Trach- ten – und Schapelmaterial war. Noch vor hundert Jahren – so der Baaremer Trachtenexperte Valentin Hof- acker – wurde in Bräunlingen von der Braut aus angesehenem , vermögendem Hause die Schapel am Hochzeitstag ge- tragen . In der Regel waren es Familien- stücke , die über mehrere Generationen sich im begüterten Bauernhause auf der Baar und auf den großen Walderhöfen rund um St. Georgen , Triberg und Furt- wangen vererbten . Die Schapeln waren Ausdruck großbäuerl ichen Standesbe- wußtseins , eine Art Statussymbol in den Jahrhunderten vom Barock bis ins Bie- dermeier . Je größer der bäuerliche Besitz, desto kostbarer meist auch die Zutaten der Schapeln , die übrigens nicht nur von der Braut bei Hochzeiten , sondern oft auch bei großen Kindtaufen – dann in der Regel von der Patin des Täuflings – beim Kirchgang getragen wurde. Loren z Honold Wälderhof bei Gütenbach 47


0Unsere Wälder als Erholungsraum An der Spitze unserer bevorzugten Erholungsgebiete stehen Waldgebiete, gefolgt von Landschaften mit einem rei- chen Wechsel zwischen Feldflur und Wald, wie sie in unserem Kreisgebiet in großer Ausdehnung vorhanden sind. Wichtig für den Erholungssuchenden ist die Ruhe. Es ist daher notwendig, groß- räumige Erholungsgebiete zu erhalten oder wiederherzustellen. Gegenwärtig wird diese Aufgabe noch vielfach über- sehen. Durch eine oft zu enge Straßen- netzplanung werden stille Wanderzonen immer engmaschiger erschlossen. Dies birgt die Gefahr, daß diese Räume durch eine zu große Massierung von Menschen und den ständigen Kraftfahrzeugverkehr in ihrem Erholungseffekt weitgehend zu- nichte gemacht werden . Welche Bedeutung der Erholungswert unseres Kreisgebietes hat, wird durch seinen hohen Waldanteil von knapp der Hälfte der Gesamtfläche unterstrichen . Damit zählt der Schwarzwald-Saar-Kreis zu den waldreichen Gegenden unseres Landes. Dem Kenner entgeht jedoch nicht, daß das Landschaftsbild in sehr unterschiedlicher Weise durch den Wald geprägt wird. Während die Schwarzwald- höhen von ausgedehnten , zusammen- hängenden Wäldern beherrscht werden, die in manchen Teilen oft zu weitgehend in die Täler vorrücken und die Grün- fluren bedrängen, liegt die hügelige Baar vielfach waldarm dem Betrachter vor Augen. Beides, der unendliche, dunkle Nadel- wald und die baumlose Wiesen- und Ackersteppe in ihrer Offenheit , haben ihre Reize und ziehen uns mit ihrer Eigen- art in ihren Bann. Gleichwohl ist nicht zu übersehen, daß diejenigen Bereiche eine besondere Anziehungskraft auf den er- holungssuchenden Menschen ausüben, die ein ausgeglichenes Ebenmaß von 48 Wald und Feld aufweisen , in denen trotz aller erkennbarer menschlicher Einwir- kungen der Eindruck naturhafter Aus- strahlung erhalten blieb. Die in vergangenen Jahrhunderten rücksichtslose Ausbeute der Holzvor- räte, solange Holz der wesentlichste Energielieferant war; die lang anhalten- de, die Waldböden nachhaltig zerstören – de Waldweide und Streunutzung – sie sind heute abgelöst durch eine zuneh- mende Lärm- und Immissionsbelastung, die wahrscheinlich in noch stärkerem Maß als in der Vergangenheit Gefahren für die Erhaltung gesunder Wälder her- aufbeschwört. Der Wald ist heute erschlossen und gepflegt. Mit Hilfe der Technik hat der Mensch vermocht, ihn nach seinen Wün- schen zu gestalten; mit Hilfe der Wissen- schaft ist er dabei, ihm viele Geheim- nisse und zusammenhänge des Lebens zu entlocken. All dies hat den Wald aus der einstigen Gegnerschaft zu einem un- entbehrlichen Begleiter des Menschen gemacht. Dieser Wandel ist uns gerade in der jüngsten Vergangenheit immer deutli- cher bewußt geworden. Wir wehren uns immer entschiedener gegen die Inan- spruchnahme von Wald für Straßenbau und Zersiedlung . Wir spüren immer deut- licher die wohltuende Schutzwirkung des Waldes gegen Klimaunbilden , z.B. gegen die kalten Ostwinde auf der Baar, gegen Verkehrslärm und giftige Abgase von In- dustrie und Straßen. Wir wissen heute die große Bedeutung der Waldgebiete im Westen und Osten unseres Kreisge- bietes für die großräumige Luftreinigung zu schätzen. Über diese mehr im verborgenen wir- kenden Dienste hinaus regt der Wald aber auch zur intensiven Begegnung an. Zu allen Jahreszeiten hält er durch die


0schier unzähligen Glieder seiner Lebens- gemeinschaft Überraschungen für den Besucher bereit. Ist es nicht der Wald, der zum Frühlingsboten wird , wenn dort neues Grün sprießt und die Vögel uns mit ihrem Gesang erfreuen? Weckt nicht der Wald mit seinen vielfältigen Erschei- nungsformen in uns den Naturforscher, der seine Freizeit darangibt, um der Natur kleine Geheimnisse abzulauschen? Eine willkommene Gelegenheit, den Wald auf- zusuchen, bieten die Wälder im Som- mer mit ihrem reichen Früchteangebot. Diente dieses Früchtesammeln früher wesentlich der Ernährungssicherung , so wird es heute vielfach als Hobby betrieben . Für die Bewegungsarmut , der viele Menschen im alltäglichen Arbeitsablauf unterworfen sind, bietet der Wald Aus- gleich . Nach dem Vorbild des Schwarz- waldvereins werden von vielen Waldbe- sitzern , vorab den Gemeinden, Wander- wege angelegt oder markiert. Die Auto- fahrer werden angehalten, ihr Gefährt auf Wanderparkplätzen abzustellen , um einem der vielen Rundwanderwege durch den Wald zu folgen . Viele Menschen konnten so ermuntert werden, die großen Wälder zu besuchen , die sie zuvor aus Furcht, die Orientierung zu verlieren , ge- mieden hatten . Außer der Markierung von Waldwan- derwegen richteten viele Gemeinden Trimm-Dich-Pfade ein, die dem gleichen Ziel der Bewegungstherapie im Wald dienen sollen. Die rege Benützung des Pfades bei Donaueschingen durch Schu- len, französische Garnison und zahlrei- che Familien, sowie die vielen Waldläufer, die täglich ihre Runden in den stadt- nahen Waldungen drehen – als Beispiel für manche andere Gemeinde – unter- streichen das Interesse der Bevölkerung am Bewegungssport im Wald und be- stätigen die Notwendigkeit , diesen wei- terhin zu fördern . Auch zur Winterzeit bieten die Wälder unseren Bürgern reiche Bewegungs- Motiv bei Unterkirnach Zeichnung : Dr. Astfäller möglichkeiten . Soweit die Schneesicher- heit dies zuläßt, werden vom Rohrhards- berg bis zum Baarrand an zahlreichen Orten Skiwanderwege angeboten, die sowohl dem Leistungssportler als auch dem geruhsamen Wanderer mit seiner Familie vielfältige Bewegungsmöglich- keiten bieten . Hier wird wohl in den kom – menden Jahren das Angebot noch erör- tert werden , wenn zum Beispiel das von der Stadt Donaueschingen konzipierte Wanderzentrum Hubertshofen weiter entwickelt ist. Je intensiver unser Kontakt mit dem Wald wird , desto wißbegieriger werden wir , ihn mit seinen Pflanzen und Tieren , aber auch mit seinen Lebenszusammen- hängen, Problemen und Aufgaben bes- ser kennenzulernen. Diesem wachsen – den Interesse entsprechen die eingerich- 49


0teten Waldlehrpfade . In den meisten Fällen haben bisher die Förster versucht, Informationen den Waldbesuchern nahe- zubringen . Nicht immer gelang es dabei, das fachliche Wissen allgemein verständ- lich auszudrücken . Daher ist das Interes- se von Schulen , an der Gestaltung und Formulierung mitzuwirken, sehr zu be- grüßen. Wird dadurch doch auch deut- lich, daß die Jugend beginnt , sich für eines unserer wichtigsten Naturgüter zu interessieren. Dies kann sich auf die Dauer sehr segensreich für die Erhaltung und Förderung unserer Wälder auswir- ken. Das Interesse der Bevölkerung am Wald hat in den vergangenen Jahren er- kennbar zugenommen. Eine steigende Zahl von Feriengästen von weither be- sucht die Erholungsorte unseres Kreises. Die Gemeinden unternehmen große An- strengungen, ihre Bereiche intensiv für die Erholung zu erschließen. Es wird je- doch im Eifer bisweilen auch übersehen , daß die Belastbarkeit unserer Natur- räume nicht unbegrenzt ist. Das oberste Gebot der Ruhe wird dabei in vielfältiger Weise verletzt. Es gibt nur noch wenige zusammenhän- gende Gebiete ohne ständigen öffent- lichen Verkehr . Statt eines immer weiter- gehenden Ausbaues sollten manche Straßen mit nur örtlichem Charakter für den Durchgangsverkehr gesperrt wer- den . Die drohende „Möblierung des Wal- des“, die mehr dem Rummel, statt der Erholung dient, sollte eingeschränkt wer- den, um große Zonen der Stille zu erhal- ten. Letztlich ist jeder Waldbesucher selbst aufgerufen, mitzuhelfen, daß der Wald weiterhin seinen vielfältigen Auf- gaben gerecht werden kann: Die Stille bewahren! Die Waldtiere in ihren Lebens – räumen nicht beunruhigen! Sie leiden gleich uns unter der Unruhe und gefähr- den eine gesunde Entwicklung des Waldes. Bei aller Sammelleidenschaft ist zu bedenken, daß jede Pflanze und jedes Tier ein wichtiges Glied in der Lebens- gemeinschaft Wald ist. Auch die Pilze haben eine wesentliche Funktion. Ohne ihr Vorhandensein würde das Waldwachs- tum spürbar gestört werden. Oberforstrat Dr. Ekkehard Köllner Die Kirchen und der Schwarzwald-Saar-Kreis Anläßlich der Amtseinführung von Dekan Günther Bussmann am 15. August 1976 als Dekan des neuen Kirchenbezirks Villingen führte Landrat Dr. Gutknecht u. a. folgendes aus: Die kirchliche Arbeit weist mit den Aufgaben des Schwarzwald-Saar-Krei- ses eine Reihe von Berührungspunkten auf. Dies fängt schon bei unseren Kindern an: dem Bau und der Unterhaltung von Kindergärten. Ich möchte an dieser Stel- le den Kirchen und den anderen freien Trägern ein herzliches Wort des Dankes dafür sagen, daß sie trotz der finanziellen Sorgen, die auch die Kirchen bedrücken, nach wie vor Kindergärten bauen und diese betreiben. Von der öffentlichen Hand kann nicht hoch genug anerkannt werden , daß sich die Kirchen dieser wich – tigen Aufgabe widmen und die öffent – liche Hand dadurch entlasten . Gewiß, das Land, die Kreise und die Gemeinden leisten nicht unerhebliche Zuschüsse . Entscheidend bleibt jedoch , daß sich die Kirchen hier auf einem Gebiet betätigen , das ihrer langen Tradition und ihrem Auf- trag entspricht. 50


0Oberkirnach , im Uhlbach ~.:-: 1 • Als gemeinsame weitere Aufgabe ist die gesamte Jugendarbeit zu nennen. Hier öffnet sich ein weites Feld für sich ergänzende Aktivitäten, die letztlich dazu dienen sollen, unsere Jugend (auch die Nichtorganisierten!) in ihrer Freizeit sinn- voll zu beschäftigen und sie frühzeitig mit den echten lebenswerten bekanntzu- machen . Erwähnt seien die Zuschüsse des Landkreises zu Erholungs- und Frei- zeitmaßnahmen kirchlicher Organisa- tionen . Der Schwarzwald-Baar-Kreis hat am 1. 2. 1976 in Villingen-Schwenningen eine Erziehungsberatungsstelle eröffnet, die bereits mit gutem Erfolg arbeitet. Die vielfältigen Probleme, die im Spannungs- feld zwischen Kindern , Eltern und Schule auftreten, können sicher noch besser gelöst werden , wenn sich die Kirchen zur Mitarbeit bereitfinden . Seit zwei Jahren unterstützt der Schwarzwald-Baar-Kreis auch die von den beiden Kirchen eingerichtete Fami- lien- und Eheberatungsstelle. Es wäre sicher zu eng, wenn man diese Einrich- tung nur unter dem Gesichtspunkt des § 218 Strafgesetzbuch betrachten würde . Die Beratung sollte sich als Hilfsmöglich- keit für alle mit Ehe und Familie zusam- menhängenden Fragen verstehen. Der Landkreis hat ein großes Interesse daran, daß unsere Familien gesund sind . Vor- beugende Hilfe ist für den Staat auch hier billiger als Hilfen für in Not geratene Fa- milien . Schließlich ist das weite soziale Gebiet zu nennen, dem sich die Kirchen wie die öffentliche Hand gleichermaßen verbun- den fühlen . Der Landkreis unterstützt zur Zeit den Bau von zwei Altenheimen in der Trägerschaft der Caritas (Furtwangen, Donaueschingen) sowie eines Hauses der Evangelischen Altenhilfe e. V. (St. Ge- orgen) und bringt dadurch der Arbeit der Kirchen auch auf diesem Gebiet sein großes Interesse entgegen . Auch die üb- rige Altenbetreuung, wie zum Beispiel die Durchführung von Altenfahrten, wird vom Landkreis finanziell unterstützt. Diese Ausführungen mögen genügen , um die Bedeutung eines guten Verhält- nisses zwischen den Kirchen und dem Landkreis zu unterstreichen. Beide, die Kirchen und die öffentliche Hand, sind immer am besten gefahren, wenn sie sich gut miteinander verstanden haben . Der Schwarzwald-Baar-Kreis wird be- müht bleiben, dieses gute Verhältnis zu bewahren und zum beiderseitigen Wohl auszubauen . 51


0,,Auf vergnügliche Art unterwegs zu sein“ Der Schriftsteller Max Rleple vollendet 1977 das 75. Lebensjahr „Auf vergnügliche Art unterwegs zu sein.“ Es liegt nahe, das Wort Goethes in Beziehung zu bringen mit dem Werk des Schriftstellers und Lyrikers Max Rieple, der am 13. Februar 1977 seinen 75. Ge- burtstag begeht und seit mehr als einer Generation Jahr um Jahr seine vielen Freunde mit immer neuen Veröffentli- chungen in Prosa oder Lyrik überrascht. Die Bücherliste mag inzwischen auf über 50 Buchtitel angewachsen sein . Ende der zwanziger Jahre war es, als Max Rieple, der einige Semester Jura, Musik und Kunstgeschichte studiert lyrischen Gedichten zum hatte , mit erstenmal an die Öffentlichkeit trat und sich sofort einige begehrte Lyrikpreise holte . Dem Sammelband „Ausgewählte Gedichte “ 1953 folgten Erzählungen, vor- wiegend aus der Kindheit, die eine heile, bäuerlich konservative Welt beschwören – ähnlich der Welt eines Johann Peter Hebel. Mit dem Alemannen Hebel hat der Donaueschinger Erzähler die Bild- kraft , Anschaulichkeit und Lebensnähe der Sprache gemeinsam . Mit Charme und Geist Diese bildkräftige Sprache zeichnet auch die Übersetzungen und Nachdich- tungen französischer Lyrik aus. Bekannt geworden ist Rieples zweisprachige An- thologie „Das französische Gedicht“, die Lyrik des 19. und 20. Jahrhunderts aus dem Nachbarland vermittelt, dann der Band „Lilie und Lorbeer „, der französi- sche Dichtungen des 14. bis 18. Jahr- hunderts in deutscher Übertragung bringt; nicht zu vergessen „Die Sonette und Elegien der Louise Labe „, eine durch Charme und Geist besonders gelungene Probe einfühlender Übertragung. Der französische Germanist Robert Minder am Pariser College de France 52 urteilt: ,,Nach wie vor gehören Rieples französischer Lyrik zu Übertragungen den wertbeständigsten auf diesem schwierigen Feld.“ Gewiß, so sehr diese Nachdichtungen den Namen des Autors weit über die engere Heimat hinaustru- gen und ihm eine der höchsten Auszeich- nungen einbrachten, die die französische Republik an Ausländer für kulturelle Ver- dienste vergibt – alle die genannten Werke blieben schließlich doch nur auf einen kleineren Kreis von Freunden der Dichtung und Literaturexperten be- schränkt. Ein !lebenswerter Wanderer Der tiefere Boden , von dem aus der Schriftsteller Rieple in die Weite zu wir – ken vermochte , liegt im heimatlichen Bereich . Bald nach dem Zweiten Welt- krieg hat er in den Bändchen „Land um die junge Donau “ und „Reiches Land am Oberrhein “ (1954) die Tonart des lyrisch- besinnlichen Heimatführers angeschla- gen – ein Metier , dem er bis zur Stunde treu geblieben ist. ,,Goldenes Burgund “ 1961, ,,Malerisches Elsaß“ 1964, ,,Geheim- nisvolle Bretagne “ 1965, ,,Verliebt in den Bodensee “ 1966 – manches andere aus diesem Bereich wäre noch zu nennen : ,,Wiedersehen mit Südtirol “ 1966, ,,Do- naufahrt mit Dir“ 1969 und weiterhin „Graubünden “ oder „Auf 1000 Treppen durchs Tessin“. Dann der Band „Die gol- dene Rose“, in dem die Sagen des Landes Baden-Württemberg leichter , be- schwingter Prosa nacherzählt sind. in Es ist ein liebenswerter, besinnlicher Wanderer, dem man in diesen Heimat – und Reisebüchern begegnet. Rasch wird der Leser eingefangen und nimmt teil an der „vergnüglichen Art , unterwegs zu sein“. Gerne gibt er sich den kleinen


0Idyllen am Rande des Alltags, der leicht romantisch verklärten Welt abseits der überlaufenen Touristenstraßen hin. Orden und Auszeichnungen Charme und ausgleichendes Wesen, geistige Beweglichkeit und Aufgeschlos- senheit sind es auch , die Max Rieple prädestinierten für das Amt des Präsiden- ten der Gesellschaft der Musikfreunde, des Traditionsträgers der Donaueschin- ger Musiktage (1947-1960). Seit Jahrzehn- ten ist er mit der Geschichte und der Entwicklung der Musiktage für zeitge- nössische Tonkunst eng verbunden, und Komponisten und Musikschaffende aus aller Welt gedenken gerne und dankbar des Förderers und Wegbegleiters, der immer wieder neue Freunde für das zeit- genössische Musikschaffen zu gewinnen wußte . Seine Kenntnisse und Erlebnisse auf diesem Sektor haben in dem Bänd- chen „Musik in Donaueschingen “ (1959) Alemannische Fasnacht Die Schemme aufgesetzt: Das lächelnde Gesicht aus Holz geschnitzt! – Das bunte Narrenkleid, die Schellen umgetan! – Spürst du die Freude nicht , die auf dich überspringt, erregend dir in alle Poren dringt? – Schon zieht sie dich in ihren Zauberbann und löst, was dich gekettet an die Zeit. Die Schellen umgetan! Leicht wird dir ihr Gewicht. Bei ihrem Klingen , das schon durch deine Kindertage schwang, wirst wieder du zum Kind – mußt einfach springen – Und sieh: Dein Schritt und Sprung erwecken neu den Klang. So geht’s straßauf und -ab im Hanselschritt, und lustig wippt im strengen Takte mit der Fuchsschwanz auch, der an der Maske hängt. Doch in dem Trubel, der dich wild umdrängt, starrt jäh dich fremd solch eine Maske an. Betracht ‚ sie gut: Ein Meister schnitzte sie! Sie lächelt fein und listig, lächelt wie ein Weiser, der des Lebens Blendwerk kennt. Doch laß! Wen kümmert solches schon, da heiß des Lebens Lust mit heller Flamme brennt, die heut noch nichts vom Aschermittwoch weiß. Max Rieple 53


0ihren literarischen Niederschlag gefun- den. Auch an Auszeichnungen hat es im Lauf der Jahrzehnte nicht gefehlt. Seit 1953 ist Rieple Träger des Bundesver- dienstkreuzes Erster Klasse. Frankreich verlieh ihm 1960 die „Palmes academi- ques“ im Offiziersrang . Die goldene Ehrenmedaille der Stadt Donaueschin- gen erhielt er anläßlich seines 65. Ge- burtstages . Seit 1971 ist er Mitglied der Academie d’Alsace und 1976 wurde er mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Max Rieple ist seit 1956 mit Anna ge- borene Kitzel, Leiterin der „Scheffel- Apotheke“ in Donaueschingen, verheira- tet. Zwei Kinder, Angela und Thomas, gingen aus der Ehe hervor . ,,Der Tag war viel zu kurz“ lautet der Titel des im Sep- tember 1976 herausgebrachten Buches, in dem der 75-jährige Rückschau hält. Der Wunsch seiner Freunde ist, daß ihm Gesundheit und Spannkraft für sein lite- rarisches Schaffen noch manches Jahr erhalten bleiben . Lorenz Honold Neue Kreisstraßen dem Verkehr übergeben Seit Mitte 1975 wurden im Schwarzwald- Baar-Kreis weitere Kreisstraßen dem Verkehr übergeben. K 5749 Ortsdurchfahrt Öfingen ; Übergabe am 30. 10. 1975 Baukosten 1868000,- DM K 5700 Tuningen-Hochemmingen; Übergabe am 12. 11. 1975 Baukosten 590000 ,- DM K 5748 Kommingen-Nordhalden ; Übergabe am 2. 6. 1976 Baukosten 970000 ,- DM K 5712 Tannheim-Überauchen; Übergabe am 14. 9. 1976 Baukosten 2800000,- DM K 5701 Weigheim-Tuningen ; Übergabe am 30. 9. 1976 Baukosten 1600000 ,- DM


0Orden, Medaillen, Plaketten Nachstehende Personen aus dem Landkreis Schwarzwald-Saar wurden seit dem 1. 1. 1975 ausgezeichnet: a) mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland: Name Burger, Waldemar Dold, Albert Dumpert , Ernst Ganter, Karl Göttler, Franz lsele, August Ketterer , Josef Koch, Arnold Kraus, Josef Kreuzer, Fritz Lienhard, Fritz Melchger , Paul Michel, Hans-Günther Philipp, lrma Rösch, Josef Schöne, Erhard Stärk, Otto Wehrle, Karl Raimund Weißhaar, Karl Widmann, Erich Ziegler, Hans-Günther Tag der Verleihung 2. 9. 1975 21. 5. 1975 14. 8. 1975 12. 6. 1975 24. 11. 1975 14. 8. 1975 20. 5. 1976 11. 7. 1975 12. 11. 1975 12. 6. 1975 30. 10.1975 21. 5. 1975 13. 8. 1976 14. 4. 1975 28. 10. 1975 21. 6. 1975 3. 2. 1975 12. 6. 1975 17. 2. 1975 12. 6. 1975 2. 2. 1976 Ordens- stufe BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. VM BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. BVK 1. KI. BVK a. B. BVK a. B. VM BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. BVK a. B. Wohnort Villingen-Schwenningen Furtwangen Blumberg Furtwangen Triberg Bad Dürrheim Furtwangen Villingen-Schwenningen Villingen-Schwenningen Hüfingen Triberg Villingen-Schwenningen Villingen-Schwenningen Donaueschingen Villingen-Schwenningen Blumberg Villingen-Schwenningen Schönwald Villingen-Schwenningen Villingen-Schwenningen Villingen-Schwenningen b) mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg Moser, Alfred Dr. med. Huber, Georg Rieple, Max Weissenberger, Otto 22. 11. 1975 8. 5. 1976 8. 5. 1976 8. 5. 1976 c) mit der Pro-Muslka-Plakette: Musikverein Stadtmusik e. V. St. Georgen Musikverein Eintracht e. V. Fützen d) mit der Zelter-Plakette: Villingen-Schwenningen Bad Dürrheim Donaueschingen Bad Dürrheim Ort St. Georgen Blumberg Tag der Verleihung 9. 3. 1975 8. 5. 1976 MGV Allmendshofen e. V. Donaueschingen 22. 5. 1976 Die Abkürzungen bedeuten : BVK a. B. = Bundesverdienstkreuz am Bande; VM = Verdienstmedaille 55


0Personen und Fakten Gute Nachbarschaft pflegt der Schwarzwald-Saar-Kreis mit dem Schwei- zer Kanton Schaffhausen. Sie fand erneut Ausdruck bei einer Informationsfahrt von 14 Schweizer Agronomen durch den südlichen Teil des Schwarzwald-Baar- Kreises. An der Tagesfahrt, die am 23. April auf Initiative von Landrat Dr. Gut- knecht stattfand, nahmen auf deutscher Seite mehrere Kreistagsmitglieder, Landwirtschaftsmeister und Mitarbeiter des Landwirtschaftsamtes Donaueschin- gen unter Führung von Reg.-Landwirt- schaftsdirektor Russ teil. In der Kardinal- Bea-Schule im Blumberger Stadtteil Riedböhringen, wo die Gäste auch das Kardinal-Bea-Museum besichtigten, sprach das Grußwort Bürgermeister Ger- ber, Blumberg. Im Verlauf des Tages gab es freundschaftliche Kontakte auch mit den Bürgermeistern Gilly, Hüfingen , und Weissenberger, Bad Dürrheim . Beim Ausklang in Donaueschingen überbrach- te Stadtrat Martin Reichmann die Grüße von Bürgermeister Dr. Everke. Im Jahr 1977 wollen die Landwirtschaftsexperten aus Saar und Schwarzwald den Gegen- besuch im Kanton Schaffhausen machen. Karlhermann Russ, Leiter der Land- wirtschaftsschule Donaueschingen von 1968 bis 1976, wurde mit Wirkung vom 1. August 1976 zum Leiter der Landwirt- schaftsabteilung beim Regierungspräsi- dium Karlsruhe berufen. Einer seiner Vor- gänger, August Holfelder, Schulamtsleiter in Donaueschingen von 1938 bis 1953, war seinerzeit von Donaueschingen aus als Chef der Landwirtschaftsabteilung beim Regierungspräsidium Freiburg be- rufen worden . Wllhem Kutter, der Vater des Bad Dürrheimer Narrenschopfes, Schriftstel- ler, Journalist und Gestalter von volks- und landeskundlichen Sendungen beim Süddeutschen Rundfunk, konnte am 1. 56 September 1976 aus der Hand von Land- rat Dr. Rainer Gutknecht das Bundesver- dienstkreuz entgegennehmen . Wilhelm Kutter, in Ulm geboren , in Stuttgart be- heimatet, gilt als Experte des schwäbisch- alemannischen Fasnachtsbrauchtums . Im Bad Dürrheimer Narrenschopf bilde- ten die Zunftmeister der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünf- te die farbenfrohe Kulisse bei der Über- gabe des Bundesverdienstkreuzes . Die 17. Südwest-Messe, vom 12. bis 20. Juni auf dem Gelände in Schwennin- gen veranstaltet, erfüllte nicht ganz die Erwartungen der rund 600 Firmen, die mit Waren und Informationen aufwarte- ten . .,Zu heißes und zu schönes Wetter – nur mäßige Umsätze“ so die fast einstim- mige Bilanz der Aussteller am Abend des 20. Juni. Die Messeleitung zählte rund 150000 zahlende Besucher (im Jahr da- vor: 171 000). Der Fronleichnamstag hatte es auf 42 000 Besucher gebracht (1975: 46000) . Die Messe hatte Staatssekretär Erwin Teufel eröffnet. Hervorstechendes Ereignis am Sonntag darauf die Bauern- großkundgebung, auf der der Präsident des Bauernverbandes, Freiherr von Heeremann, sprach . Überregionales Echo fand das Werk von Oskar Kokoschka, dem zum 90. Ge- burtstag die Stadt Villingen-Schwenningen eine eindrucksvolle Ausstellung im Schwenninger Beethoven haus vom 8. bis 30. Mai widmete. 147 Exponate, davon elf Ölbilder, 48 Aquarelle und Zeichnun- gen sowie 88 lithographische Blätter ga- ben einen Querschnitt aus rund sechzig Schaffensjahren des Meisters. den Dr. Martin Hürlimann, Zürich, bei der Ver- nissage den „Hofmaler des neuen Euro- pas“ nannte . Für die Ausstellung und den Katalog zeichnete Frau Dr. Margarete Willmann, Schwenningen .


0Endgültige Ergebnisse der Bundestagswahl am 3. Oktober 1976 im Wahlkreis Nr. 187 Donaueschingen Wahlberechtigte Wähler darunter mit Wahlschein davon Briefwähler ungültige Erststimmen gültige Erststimmen davon für 1. Dr. Häfele Hansjörg 2. Erler Brigitte 3 . Liebich Werner 4.- 5. Anders Karl 6. – 7.- 8. – 9.- 10. Schützinger Jürgen 172069 151 419 14803 14401 2038 149 381 86 973 50843 10 060 413 (88,00%) ( 9,78%) ( 9,51 %) ( 1,3 5%) (98,65%) (58,22%) (3 4,04%) ( 6,73 %) ( 0,28%) CDU SPD FDP/DVP DKP NPD 1 092 ( 0,73 %) Dr. Häfele, Wahlkreisabgeordneter Frau Brigitte Erler, über die Landesliste gewählt worden. 57


0ungültige Zweitstimmen gültige Zweitstimmen davon für 1. Christlich Demokratische Union 2. Sozialdemokratische Partei Deutschlands Deutschlands 3. Freie Demokratische Partei/ Demokratische Volkspartei 4. Aktionsgemeinschaft Unabhängiger . Deutscher 5. Deutsche Kommunistische Partei 6. Europäische Arbeiterpartei 7. Gruppe Internationale Marxisten 8. Kommunistische Partei Deutschlands 9. Kommunistischer Bund Westdeutschland 10. Nationaldemokratische Partei Deutschlands Kommunale Gliederung des Kreises ab 1.1.1975 Gemeinde (Stadt*) 7737 Bad Düll’heim* Biesingen, Hochemmingen, Oberbaldingen, Öfingen, Sunthausen, Unterbaldingen 7712 Blumberg* Achdorf, Epfenhofen, Fützen, Hondingen, Kommingen, Nordhalden, Riedböhringen, Riedöschingen 7715 Bräunlingen* Döggingen, Mistelbrunn, Unterbränd , Waldhausen 7734 Brigachtal Kirchdorf, Klengen, Über- auchen 7220 Dauchingen Einwohnerzahl (1. 1. 1976) 9416 10421 5572 4102 2244 58 1483 149936 ( 0,98%) (99,02%) CDU SPD 85464 (57,00%) 50792 (33,87%) FDP/DVP 12194 AUD DKP EAP GIM KPD KBW NPD 117 253 28 28 103 61 896 7710 Donaueschingen* Aasen, Grüningen, Heiden – hofen, Hubertshofen, Neudingen, Pfohren , Walter- dingen 7743 Furtwangen* Linach, Neukirch, Rohrbach, Schönenbach 7741 Gütenbach 7713 Hüfingen* Behla, Fürstenberg, Hausen vor Wald, Mundelfingen, Sumpfohren 7744 Königsfeld i. Schw. Buchenberg, Burgberg , Erdmannsweiler, Neuhausen, Weiler 7733 Mönchweiler 7732 Niedereschach Fischbach , Kappel, Schaben- hausen 77 42 St. Georgen i. Schw. * Brigach, Langenschiltach, 8,13%) 0,08%) 0,17%) 0,02%) 0,02%) ( 0,07%) ( 0,04%) ( 0,60%) 17578 10882 1634 6112 5320 3026 3799 15517


0Oberkirnach , Peterzell , Stockburg 77 41 Schönwald i. Schw. 77 45 Schonach i. Schw. Rohrhardsberg 7740 Triberg 1. Schw.* Gremmelsbach, Nußbach 7201 Tuningen 7731 Unterklrnach 7730 Villingen-Schwenningen* Herzogenweiler , Marbach , 2353 Mühlhausen , Obereschach. 5067 Pfaffenweiler , Rietheim , Tannheim, Weigheim , Weilersbach 7741 Vöhrenbach* Hammereisenbach, Langen – bach, Urach 7139 2251 2041 80646 4430 199550 59


0~ Ergebnis der Landtagswahl am 4. 4.1976 Wahlkreis Wahl- berecht igte Stimmen insgesamt ungültige gültige CDU SPD FDP 54 Villingen- Schwenningen 103640 76746 74,05 % 948 1,24 % 75798 98,76% 55 Donaueschingen – Tuttlingen 100036 76392 76,36 % 1195 1,56 % 75197 98,44 % Teufel 44241 58,37 % Buggle 46839 62,29 % Berberich 23968 31,62 % Moser 20294 26,99 % 46 Freiburg I 82485 65756 79,72 % 799 1,22 % 64957 98,78 % 37314 57,44 % 19957 30,72 % Rösch 6657 10,25 % Anschr iften : Adam Berberich Am Sachsenwäldle 7, 7730 Villingen-Schwenn ingen Wilhelm Buggle Bertholdstraße 4, 7200 Tuttlingen Herbert Moser Hegaustraße 55, 7200 Tuttlingen Klaus Rösch Erwin Teufel Zollernstraße 70, 7220 Villingen-Schwenningen Dreifaltigkeitsbergstraße 44, 7208 Spaichingen


0Erwin Teufel 61


0Ehrenliste der Freunde und Förderer des Almanachs Schwarzwald-Baar-Kreis 1977 im Schwarzwald-Baar- Karl Amstädter, Steuerberater, 7730 VS- Villingen, Niedere Straße 71 Anwaltsverein Kreis e. V. Villingen-Schwenningen Bank für Gemeinwirtschaft Aktiengesell- schaft, Niederlassung Schwenningen Alfred Bausch jr ., Rosen-Apotheke , 7712 Blumberg, Tevesstraße 25a Dr. Hans Beck, Donaueschingen Dr. Frank Bettge, 7730 VS-Villingen Bezirkssparkasse Donaueschingen Bezirkssparkasse Furtwangen Dialyse-Institut Dr. K. H. Schmidt, Dr. R. Mecke, Dr. A. Opitz, 7220VS-Schwennin- gen, Schramberger Straße 28 Albert Eichenhofer, Weishaupt-ÖI-, Gas- brenner, Regelanlagen, Tankschutz, 7712 Blumberg-Riedböhringen Elektrizitäts-Gesellschaft Triberg GmbH ., Triberg Claus Eller, Zahnarzt , 7741 Vöhrenbach Energie-Versorgung Schwaben AG., Stuttgart K. H. Friedrich, 7730 VS-Villingen, Schul- gasse 5 Fürst Joachim zu Fürstenberg, Donau- eschingen Goldenbühl-Krankenhaus, Chir. Privatkli- nik Dr. Dr. Kühne KG, 7730 VS-Villingen Kurt Günter, Mercedes-Benz-Kunden – dienst, 7731 Unterkirnach Dr. Wyldbore Heisler, Kinderfach- und Badearzt, Königsfeld, Sanatorium Lui- senruhe Dieter Klemm, Donaueschingen Karlheinz Knörzer, 7715 Bräunlingen, Bregenbergstraße 10 Kraftwerk Laufenburg Dr. med. Karl Meyer, Arzt für Allgemein- medizin, 77 40 Triberg 62 Dr. Peter Pfaff, Frauenarzt, 7730 VS-Vil- lingen, Niedere Straße 5 Edgar Pötzsch, 77 42 St. Georgen, Acker- straße 1b Rudolf Preisler, 7730 VS-Villingen Alfred Raithel KG, Straßen- und Tiefbau- unternehmung, 7730 VS-Villingen, Müh- lenstraße 38 Anne Rieple, Scheffelapotheke, Donau- eschingen SABA-Werke GmbH, 7730 VS-Villingen Dr. med. Samimi, Chefarzt der chir . Ab- teilung des Städt. Krankenhauses Furt- wangen SEWO Wohnungsgesellschaft Seemann GmbH & Co. KG, 7730 VS-Villingen Sparkasse Villingen-Schwenningen mit Hauptzweigstellen in Schwenningen, Tri- berg und Vöhrenbach und weiteren 32 Geschäftsstellen K. Staiger, Rathaus-Apotheke, 7742 St. Georgen Treuhand Schrade GmbH, Wirtschafts- prüfungsgesellchaft, Steuerberatungs- gesellschaft, 7730 VS-Villingen Hans Vetter KG., Kraftfahrzeuge OPEL, MAN, Verkauf, Werkstatt, 7712 Blumberg Villinger Volksbank eG Volksbank der Baar eG, 7715 Bräunlingen/ 7713 Hüfingen Volksbank Schwenningen eG., 7220 VS- Schwenningen, Bärenstraße 22 Waldmann-Leuchten, Werk technik, 7220 VS-Schwenningen Ruprecht Zwirner, 7715 Bräunlingen für Licht- Einige Freunde und Förderer des Alma- nachs möchten nicht genannt werden .


0Die Autoren unserer Beiträge: Inhaltsverzeichnis Beck , Dr. Albrecht, Redakteur, Basler Landstr . 3, Freiburg/Breisgau. Fleck, Norbert, Hegaustr. 4, Tuttlingen. Gerber , Werner , Bürgermeister, Blum- berg. Greiner, Theo, Dipl.-Ing., Bodelschwingh- str. 22, Donaueschingen . Gutknecht , Dr. Rainer, Landrat, Kaiser- ring 2, Villingen-Schwenningen. Hauser, Hans, Kanzleigasse 9, Villingen- Schwenningen . Heinrich, Helmut, Schulamtsdirektor, Vil- lingen-Schwenningen. Honold , Dr. Lorenz, Redakteur, Talstr. 41, Donaueschingen. Kiefer, Christiane, Lehrerin, Alemannen- str. 13, Bräunlingen. Köllner , Dr. Ekkehard, Oberforstrat, lrma- str. 7, Donaueschingen . Kresse, Klaus, Redakteur, Obere Str. 25/27, Villingen-Schwenningen . Mann, Rudolf, Studiendirektor, Schram- berger Str. 26, Villingen-Schwenningen. Rieple, Max, Schriftsteller, Max-Egon- Str. 2, Donaueschingen . Roskothen , Dr. Ernst, Breslauer Str. 7, Bad Dürrheim. Ruß, Karlhermann , Regierungs-Dir. , Re- gierungspräsidium Karlsruhe . Schafbuch, Gottfried, Am Wagrain 18, Hüfingen . Schlenker, Erich, Redakteur , Wilhelm- str . 32, Furtwangen . Schwach , Georg , Martin-Luther -Str. 22, Mönchweiler . Seitenreich , Hermann, Oberamtsrat, Kaiserring 2, Villingen-Schwenningen. Stieber , Roland, Dipl.-Psychologe, Hain- buchenweg 9, VS-Rietheim. 1 Dem Almanach zum Geleit 2 Halbzeit im Kreistag 6 Visiste auf der Intensivstation 8 Im Narrenschopf in Bad Dürrheim 12 Förderung der Landwirtschaft 15 Oberzentrum führend im Export Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn 17 Bei Staiger gehen die Uhren anders 20 21 Erinnerungen an Kardinal Bea 24 Urban Hettich aus Schonach Die Berufsakademie VS 25 27 Blumberg, Stadt in der Südbaar Beim Bildhauer W. Dorn zu Gast 28 Gespräch bei der Erziehungs- beratung Golf im Schwarzwald-Saar-Kreis Unser Dorf soll schöner werden Die Kapelle in Buchenberg Ein Märchen aus alter Zeit Sonderschulen im Landkreis Die Schapelkrone Die Wälder als Erholungsraum Die Kirchen und der Landkreis Max Rieple wird 75 Neue Kreisstraßen Orden, Medaillen, Plaketten Personen und Fakten Ergebnisse der Bundestagswahl Gliederung des Kreises Ergebnis der Landtagswahl Ehrenliste der Förderer Die Autoren der Beiträge 31 33 34 38 40 42 45 48 50 52 54 55 56 57 58 60 62 63 Herausgeber : Landratsamt Schwarz – wald-Saar-Kreis Redaktion : Redakteur Dr. Lorenz Honold, Landrat Dr. Rainer Gutknecht , Schulamtsdirektor Helmut Heinrich Druck und Gestaltung : W. Todt KG, Villingen-Schwenningen 63


0Kalender für das Jahr 1977 JANUAR a:-.- 1 Di .. .. !f. . 3 Mo 4 Di 5 Mi _ . …. 7 Fr 8 Sa 98o 10 Mo 11 Di 12 Mi 13 Do 14 Fr 15 Sa 111SO 17 Mo 18 Di 19 Mi 20 Do 21 Fr 22 Sa .2S 24 Mo 25 Di 26 Mi 27 Do 28 Fr – ~~ S.a 31 Mo FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI 2 Mi 3 Do 4 Fr 5 Sa 11- 7 Mo 8 Di 9 Mi 10 Do 11 Fr 12 Sa 13 So 14 Mo 15 Di 16 Mi 17 Do 18 Fr ..J_9_ Sa 20- 21 Mo 22 Di Fastn. 23 Mi 24 Do 25 Fr 26 Sa 27 28 Mo 1 Di 2 Mi 3 Do 4 Fr 5_Sa ·f!I- 7 Mo 8 Di 9 Mi 10 Do 11 Fr 12 Sa 13 – 14 Mo 15 Di 16 Mi 17 Do 18 Fr 19 s~ 20- 2 1 Mo 22 Di 23 Mi 24 Do 25 Fr 26 Sa ·27 ·- 28 Mo 29 Di 30 Mi 31 Do – – ·s. 1 Fr 2 Sa s- 4 Mo 5 Di 6 Mi 7 Do ·· 9 Sa , u ·a..~ _1, 12 Di 13 Mi 14 Do 15 Fr 16 Sa 17 18 Mo 19 Di 20 Mi 21 Do 22 Fr 23 Sa ·2 · 25 Mo 26 Di 27 Mi 28 Do 29 Fr 30 Sa · – A 1 Mi 2 Do 3 Fr 4 Sa D- 6 Mo 7 Di 8 Mi .. 10 Fr 11 Sa -,2 13 Mo 14 Di 15 Mi 16 Do 18 Sa ,,, 20 Mo 21 Di 22 Mi 23 Do 24 Fr 25 Sa a ·- 27 Mo 28 Di 1- T- ‚ MO 3 Di 4 Mi 5 Do 6 Fr 7 Sa ·11· 9 Mo 10 Di 11 Mi 12 Do 13 Fr 14 Sa 111- 16 Mo 17 Di 18 Mi 19 – 20 Fr 21 Sa 22 23 Mo 24 Di 25 Mi 26 Do 27 Fr 28 Sa so – 31 Di – – ·211–. 29 Mi 30 Do _‘)• – ·— JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER DEZEMBER 1 Fr 2 Sa 3SO 4 Mo 5 Di 6 Mi 7 Do 8 Fr 9 Sa ,u- 11 Mo 12 Di 13 Mi 14 Do 15 Fr 16 Sa ·17 18 Mo 19 Di 20 Mi 21 Do 22 Fr 23 Sa 24- 25 Mo 26 Di 27 Mi 28 Do 29 Fr 30 Sa 31 BG 1 Mo 2 Di 3 Mi 4 Do 5 Fr 6 Sa .,_ 8 Mo 9 Di 10 Mi 11 Do 12 Fr 13 Sa 14- 15 Mo 16 Di 17 Mi 18 Do 19 Fr 20 Sa 21- 22 Mo 23 Di 24 Mi 25 Do 26 Fr 27 Sa ltllBD ‚9 Mo 30 Di 31 Mi 1 Do 2 Fr 3 Sa 4 – 5 Mo 6 Di 7 Mi 8 Do 9 Fr 10 Sa n- 12 Mo 13 Di 14 Mi 15 Do 16 Fr 17 Sa 1BRA 19 Mo 20 Di 21 Mi 22 Do 23 Fr 24 Sa u- 26 Mo 27 Di 28 Mi 29 Do 30 Fr 64 1 Sa – ~Rn ~ 3 Mo 4 Di 5 Mi 6 Do 7 Fr 8 Sa .. 10 Mo 11 Di 12 Mi 13 Do 14 Fr ,–1-~~§a us- 17 Mo 18 Di 19 Mi 20 Do 21 Fr ,_22_Sa . NOVEMBER ……. — ·,r- 2 Mi 3 Do 4 Fr _. 5 Sa 7 Mo 8 Di 9 Mi 10 Do 11 Fr 12 Sa 13JIA-. 14 Mo 15 Di 1 Do 2 Fr 3 Sa 4-:t-. 5 Mo 6 Di 7 Mi 8 Do 9 Fr 10 Sa 11 -a;Mv 12 Mo 13 Di 14 Mi 15 Do 17 Sa ….. —. . ··—- 16 Fr 17 Do 18 Fr _i 9_ Sa 20- ·- 21 Mo 22 Di 23 Mi 24 Do 25 Fr 26 Sa 2 T 1581.- 28 Mo 29 Di 30 Mi 19 Mo 20 Di 21 Mi 22 Do 23 Fr. . 711 27 Di 28 Mi 29 Do 30 Fr 31 Sa Silv. 1H!~ ct.. … 23 24 Mo 25 Di 26 Mi 27 Do 28 Fr 29 Sa ·so1o 31 Mo Ref.-Tag


0


0