Almanach 2016

40 Jahre Almanach Das Schwarzwald-Baar-Jahrbuch feiert Jubiläum Er ist Chronist des Schwarzwald-Baar-Kreises, fungiert als kollektives Gedächtnis einer gesamten Region: Ohne das Jahrbuch „Almanach“ könnte kaum ein für den 1973 gegründeten Landkreis bedeutendes Ereignis mit einem bloßen Griff in den Bücherschrank nachgeschlagen werden. Im 40. Jahr seines Bestehens ist die Suche im „Almanach“ nach regionalen Themen unter www.almanach-sbk.de ab sofort auch online möglich. Die Inhalte von über 10.000 Buchseiten können durchsucht werden! 1977 20 2. Kapitel – 40 Jahre Almanach

Das Schwarzwald-Baar-Jahrbuch feiert Jubiläum 2016

ten? Welches Motiv würde sich als Titelbild des Almanach eignen? Welche Ereig- Ist der Landkreis in seiner Gesamtheit ausgewogen im neuen Jahrbuch vertre- nisse im Jahreslauf sind so bedeutend, dass sie im Schwarzwald-Baar-Jahrbuch ihren Niederschlag finden müssen? Und last but not least: Wer wird im Rahmen des Schwerpunktthemas „Da leben wir“ porträtiert? Jede Ausgabe des Almanach präsentiert sich als ein kreisweiter bunter Mix – zeigt auf, wie facettenreich das politische, wirtschaftliche, kulturelle und sportliche Leben in einem der großen Land kreise von Baden-Württemberg ist. Die Weichen hierzu stellt die Almanach- Redak tion, die das gesamte Jahr über Themen sammelt und sich zu redaktionellen Inhalten austauscht. An der Spitze der Redaktion steht Landrat Sven Hinterseh – auf vielfältige Weise unterstützt wird er durch Wilfried Dold, Redakteur (wd), Kristina Diffring, Referentin des Landrats, Heike Frank, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Kultur und Archiv, Susanne Bucher, Leiterin Infor- mations- und Kulturamt Stadt Hüfingen und Dr. Joachim Sturm, Kreisarchivar. In früheren Jahren waren es neben dem jeweiligen Landrat Schulamtsdirektor Helmut Heinrich, Redakteur Dr. Lorenz Honold, Realschuloberlehrer Karl Volk, Julia Weiss, Referentin für Öffentlichkeits- arbeit, Hans-Werner Fischer, Dipl.-Bibliothekar, und Willi Todt von Todt-Druck, die sich in die Redak tionsarbeit einbrachten. einen festen Stamm an erfahrenen Redaktions- mitgliedern und Mitarbeitern. Und natürlich: Wer den Schwarzwald-Baar-Kreis nicht wie seine Westentasche kennt, zumindest einen Großteil davon, wäre in diesem eingespielten Team schlicht fehl am Platz. Bis alle Inhalte des 320-seitigen Jahrbuches konzipiert sind, ist es meist Sommer. Derweil hat im Vöhrenbacher dold.verlag das Layout der Schwerpunktthemen bereits begonnen. Autor, Fotograf und Layouter arbeiten eng verzahnt: Erst wenn der Text vorliegt, lässt sich absehen, welche Fotos beim Lesen des Beitrages erwartet werden. Die Beschaffung der Fotos in hoher Qualität ist eine Herausforderung – oft werden sie eigens für den Almanach fotografiert. Ein Dankeschön an Autoren und Fotografen Was wäre eine Redaktion ohne Autoren? Sie sind zusammen mit den Fotografen die inhalt- liche Stütze bei der Produktion des Schwarz- wald-Baar-Jahrbuches. In den vergangenen 40 Jahren waren über 250 Autoren und Fotografen am Zustandekommen des Almanach beteiligt. Nach wie vor ist den Autoren und Fotografen im Landkreis die Mitarbeit am Jahrbuch auch ein persönliches Anliegen: Man freut sich darüber, zum Kreis der Jahrbuch-Autoren zu gehören. Die Herstellung eines Jahrbuches ist ar- beitsintensiv und komplex – es braucht dazu Großartige Hilfe durch Spender Die Text- und Bildarbeit leisten oft hauptbe- rufliche Autoren und Fotografen. Die Spenden von Unternehmen und Privatpersonen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis zur Herstellung des Almanach machen es möglich, dafür ein Anerkennungshonorar zu bezahlen. Ohne diese Förderung und die maßgebliche Unter- stützung seitens des Kreistages – des Schwarz- wald-Baar-Kreises somit – wäre die Herausgabe des 320-seitigen Buches zu einem Verkaufspreis von 16,50 Euro nicht möglich. Sowohl der je- 22 40 Jahre Almanach

Die Almanach-Redaktion (v. links) mit Landrat Sven Hinterseh an der Spitze. Weitere Redaktionsmitglieder sind Susanne Bucher, Wilfried Dold, Kristina Diffring, Joachim Sturm und Heike Frank. weilige Landrat als auch der gesamte Kreistag über alle politischen Grenzen hinweg gelten als großartige Unterstützer des Jahrbuches, das in dieser Form als einzigartig gilt. Rund 4.500 Ex- emplare werden alljährlich abgesetzt, ein Groß- teil davon über den Buchhandel im Landkreis. Und doch ist der Almanach längst auch in die digitale Welt eingetreten: Seit 2013 kann man ihn im AppStore erwerben und seit der Ausgabe 2015 in nahezu allen Stores, die ePaper-Ausgaben von Büchern anbieten. Ebenso informiert ein Internetauftritt unter www.almanach-sbk.de über die Inhalte des je- weils aktuellen Almanach. Weiter gestattet der Internetauftritt einen Einblick ins Archiv des Jahrbuches. Um den Abverkauf der aktuellen Ausgaben nicht zu beeinträchtigen, sind die jeweils fünf letzten Bände des Almanachs von dieser Online-Suche ausgenommen. Diese Suchfunk tion ist eine he- rausragende Quelle für jeden, der zu regionalen Themen tiefergehende Informationen sucht. In letzter Minute… Auch wenn das Jahrbuch noch so gewissenhaft vorbereitet ist – es gibt stets Ereignisse, die aus aktuellem Anlass erst wenige Tage vor Druck aufbereitet werden können. Sei es die Wiederin- betriebnahme der Linachtalsperre in Vöhren- bach im Jahrbuch 2008, die Landesgartenschau im Almanach 2011 oder die Einweihung des Schwarwald-Baar-Klinikums im Almanach 2014. In solchen Fällen gilt für die Almanach-Redak- tion und das Team des dold.verlages: „Wir und der Almanach sind in Druck…“ Denn auch wenn es in der Regel keinen streng fixierten Tag gibt, zu dem der Almanach vorzuliegen hat – recht- zeitig zum Weihnachtsgeschäft muss er auf dem Markt sein, denn als Geschenk ist er geschätzt. Landrat Sven Hinterseh jedenfalls freut sich zusammen mit seinem Redaktionsteam Jahr für Jahr immer wieder neu auf den Almanach – und vor allem seit nunmehr 40 Jahren die stattliche, Wilfried Dold kreisweite Leserschar. Das Schwarzwald-Baar-Jahrbuch feiert Jubiläum 23

„Schwarzwald-Baar“ – Identität in aller Welt Heimat Schwarzwald- Baar Dr. Rainer Gutknecht Landrat von 1973 – 1996 24 24

Im Dialog mit drei Landräten über das Schwarzwald-Baar-Jahrbuch Almanach und das, was Heimat ausmacht! Sven Hinterseh Amtsantritt am 1. Juni 2012 Karl Heim Landrat von 1996 – 2012 25

Im Gespräch über „40 Jahre Almanach“ und das Thema „Heimat“, der erste Landrat des Schwarzwald-Baar- Kreises Dr. Rainer Gutknecht (links), sein Nachfolger Karl Heim (rechts) und der amtierende Landrat und Vorsit- zende der Almanach-Redaktion Sven Hinterseh. Auf dem höchsten Punkt des Schwarzwald-Baar-Kreises, dem 1.164 Meter hohen Rohrhardsberg bei Schonach, zeigen sich die früheren Landräte Dr. Rainer Gutknecht (1973 – 1996) und Karl Heim (1996 – 2012) sowie Landrat Sven Hinterseh (Amtsantritt am 1. Juni 2012) in einer Gesprächsrunde im Gasthaus „Schwedenschanze“ überzeugt, dass das Schwarzwald-Baar-Jahrbuch Alma- nach einen wertvollen Beitrag zum Zusammenwachsen der früheren Landkreise Villingen und Donaueschingen leisten konnte. Ihr Fazit mit Blick auf das 40-jährige Bestehen des Almanachs: Das Schwarzwald-Baar-Jahrbuch ist eine nicht ersetzbare Chronik des Landkreises, es prägt das Bild, das wir von unserer Heimat haben, viel- fach mit. Überhaupt „Heimat“ – was ist das? Die Gesprächspartner der Almanach- Redak tion sind sich einig: Daheim fühlt man sich dort, wo einem die Menschen in ihre Gemeinschaft aufnehmen – Heimat ist somit entschieden mehr als eine Land- schaft oder die eigenen vier Wände. Und egal, wo man sich auf der Welt befindet: An „Daheim“ erinnert fühlen sich Menschen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis auch immer dann, wenn sie ein Kfz-Kennzeichen entdecken, das mit „VS“ beginnt. 26 40 Jahre Almanach

Heimat ist, wo man sich wohlfühlt. Wo fühlen Sie sich wohl, wo sind Sie daheim? Dr. Rainer Gutknecht: So schön fremde Län- der auch sind – zu Hause fühle ich mich im Schwarzwald-Baar-Kreis. Ich reise meist mit der Bahn, das letzte Stück des Heimweges somit auf der Schwarzwaldbahn. Wenn bei Triberg die Tunnelstrecken beginnen, wenn Bauernhöfe, Wälder und Berge vorbeifliegen – wenn ich all das sehe, dann fühle ich mich wieder daheim. Heimat kennt natürlich viele Facetten, eine besonders wichtige ist die Kindheit. Als ich zwei Jahre alt war, ist meine Familie von Stutt- gart nach Rottweil umgezogen – erst kürzlich war ich anlässlich eines Klassentreffens wieder dort. Es war ein intensives, vertrautes Gefühl durch die Stadt zu streifen und meine alten Wege durch die Gassen aufzunehmen. Ich fühl- te mich als junger Bub. Doch besonders eng ist das „Daheimsein“ mit Menschen verbunden. Erst wenn man das Gefühl hat, man wird in ihre Gemeinschaft aufgenommen, fühlt man sich wirklich zu Hau- se, das habe ich so selbst erlebt. Karl Heim: Ich schließe mich dem an, wobei Heimat für mich die Region Schwarzwald- Baar-Heuberg ist. Besonders mein Geburtsort Buch ingen, mit ihm sind meine Kindheitserin- nerungen verbunden. Wann habe ich mich im Schwarzwald-Baar- Kreis das erste Mal so richtig daheim gefühlt? Ich würde sagen, als wir in unser neues Haus in Obereschach eingezogen sind. Als wir nach län- gerer Suche ein Grundstück gefunden und ein Haus gebaut hatten. Das war der Punkt, an dem ich mir sagte: „Jetzt hast du eine neue Heimat“. Obereschach ist eine überschaubare Ge- meinde mit funktionierendem Gemeinwesen und herzlichen Menschen. Und das macht den Heimatgedanken besonders aus, die Menschen um einen herum. Denn Heimat ist vor allem auch dort, wo man sich aufgenommen fühlt und sein soziales Umfeld hat. Nur dann schlägt man Wurzeln – in Obereschach ist das bei uns der Fall. Zur Person Dr. Rainer Gutknecht, 84 Jahre alt, ist mit drei Geschwistern in Rottweil aufgewachsen, wo sein Vater Bürgermeister war. Als die beiden Altkreise Donaueschingen und Villingen zueinandergefunden hatten, wurde der Jurist zum ersten Landrat des neuen Schwarzwald-Baar-Kreises gewählt. Zu seinen Verdiensten zählen neben der Begründung des Jahr- buches Almanach zahlreiche, grundlegende Verbes- serungen bei der Infrastruktur im Landkreis, gerade auch im Schulwesen. Aber besonders der Bau des neuen Landrats amtes am Villinger Hoptbühl, das als vorbildlich gilt. Dr. Gutknecht war von 1973 bis 1996 und damit 23 Jahre lang im Amt (s. Almanach 1997). Karl Heim, 65 Jahre alt, amtierte vom 1. Juni 1996 bis zum 31. Mai 2012 als Landrat des Schwarzwald -Baar- Kreises. Der Dipl.-Verwaltungswirt (FH) studierte Verwaltungswissenschaften in Konstanz. Vor seiner Wahl fungierte er als Erster Landesbeamter und Stellvertreter des Landrates im Zollernalbkreis. Als Höhepunkte der 16-jährigen Amtszeit gelten u. a. die Optimierung der Verwaltungsstrukturen im Landratsamt, die Schaffung des Ringzugs und die maßgebliche Beteiligung am Bau des Schwarz- wald-Baar-Klinikums. Bei seiner Verabschiedung wird zudem die ausgleichende und sehr menschli- che Art seiner Kreispolitik mehrfach betont (s. dazu Almanach 2013). Sven Hinterseh, 43 Jahre alt, wurde am 26. März 2012 zum dritten Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises gewählt. In den Jahren 2001 bis 2003 war der Jurist und Verwaltungswissenschaftler als Rechts- und Ordnungsdezernent bereits im Landratsamt in Villin- gen-Schwenningen tätig. Danach folgten von 2003 bis 2005 Stationen in Berlin bei der baden-würt- tembergischen Landesvertretung und von 2005 bis 2010 bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bis ihn sein Weg 2010 wieder zurück nach Baden-Württem- berg ins Staatsministerium nach Stuttgart führte. Dort leitete er die Grundsatzabteilung. Schließ- lich wechselte Sven Hinterseh ins Ministerium Ländlicher Raum und Verbraucherschutz, stand als Ministerialdirigent der Abteilung Naturschutz und Tourismus vor. Im Gespräch mit drei Landräten 27 27

Wie sehr der Schwarzwald-Baar- Kreis bereits unsere Heimat ist, zeigt uns die Heimkehr von Reisen: Wir freuen uns auf unser Zuhau- se: die Baar und den Schwarzwald – auf Pfaffenweiler. Sven Hinterseh Landrat seit 2012 Landrat Sven Hinterseh: Ich bin Südbadener, in Oberrotweil aufgewachsen, das ist ein Ortsteil der Stadt Vogtsburg im Kaiserstuhl. Wir hatten einen Wein- und Obstbaubetrieb – so fühlte ich mich schon früh auch in der Natur daheim. Ich erinnere mich besonders gerne an die Gerüche. Im Juni ernteten wir die Kirschen und verarbei- teten sie – ihr Aroma durchströmte das ganze Haus. Im Oktober hing der frisch-würzige Duft der Äpfel in der Luft. Im Winterhalbjahr brannten wir Schnaps. Ich habe ihn meist nicht getrunken, sondern gerochen – das ist ein wirklicher Genuss. Seit über drei Jahren trage ich Verantwor- tung im Schwarzwald-Baar-Kreis und wohne mit meiner Familie in Pfaffenweiler. In diesem Teilort von Villingen-Schwenningen fühlten wir uns sofort Zuhause. Wie sehr der Ort schon Hei- mat ist, zeigt uns die Heimkehr von Reisen: Wir freuen uns auf unser zuhause, an den Übergang von Schwarzwald und Baar – auf Pfaffenweiler. Das Schwarzwald-Baar-Jahrbuch Almanach hat dem neuen Landkreis zu mehr Identität ver- holfen, ihm ein Gesicht gegeben. Wie ist der Almanach entstanden? Dr. Rainer Gutknecht: Da muss ich an die Anfänge im Jahr 1973 erinnern, als der Schwarz- wald-Baar-Kreis aus den Altkreisen Donau- eschingen und Villingen begründet wurde. Vor allem im jetzigen Südteil des Kreises waren die Vorbehalte gegen das neue Gebilde spürbar. So suchte ich nach Möglichkeiten, das Verschmel- zen zu fördern. Ein Jahrbuch erschien mir als ideal, darin konnte man über viele Aspekte informieren – und regionale Bücher waren damals eine Seltenheit. Die Förderung des Hei- matgefühls war ein weiterer Aspekt – das hat sich überschnitten. Die Gelegenheit, die Anregung zum Alma- nach zu geben, bot sich in einem illustren Kreis: bei einem „Literarischen Abend“ am Dreikönigs- fest 1975 in Donaueschingen. Der Dichter und Reiseschriftsteller Max Rieple sollte die Aus- gestaltung des Jahrbuches übernehmen, doch seine Gesundheit ließ dies nicht mehr zu. Wie darf man sich die Anfänge der Buchproduk- tion vorstellen? Sie haben den Almanach damals von Hand produziert, noch mit Druckfahnen gearbeitet. Dr. Rainer Gutknecht: Allein konnte ich diese Arbeit nicht bewältigen und es gelang mir, den Schulamtsdirektor Helmut Heinrich für die Idee zu gewinnen. Er saß im Kreistag und vertrat in 28 40 Jahre Almanach

Vor allem im jetzigen Südteil des Kreises waren die Vorbehal- te gegen den neuen Landkreis spürbar. So suchte ich nach Mög- lichkeiten, das Ver- schmelzen zu fördern. Ein Jahrbuch erschien mir als ideal. Dr. Rainer Gutknecht Landrat von 1973 – 1996 der Redaktion die nördliche Kreishälfte. Zweiter Mitstreiter war Dr. Lorenz Honold, Redakteur bei der Badischen Zeitung in Donaueschingen. Honold war gebürtiger Riedböhringer, ein sehr gebildeter Mann. Der Almanach 1977 hatte 74 Seiten und einen Pappkarton als Umschlag. Die nächsten Ausgaben wurden bereits umfangreicher – der Erfolg war von Anfang an groß. Die Arbeit am Almanach beschäftigte mich das gesamte Jahr über. Es galt, Themen zu sam- meln, Autoren und Fotografen zu finden. Der ei- gentliche Umbruch in meinem Büro dauerte ein- einhalb Tage. Es war eine faszinierende Aufgabe, jedes Jahr ein neues Buch zu gestalten. Stets wa- ren wir darauf bedacht, die Kreisregionen gleich- gewichtig zu behandeln. In der Rückschau kann ich sagen: Insgesamt ist uns das gut geglückt. Aus Altersgründen schieden Dr. Lorenz Honold (1987) und Helmut Heinrich (1990) aus. Neu in das Team wurde 1988 Karl Volk, Grem- melsbach, berufen, 1990 wurde kraft Amtes Kreisarchivar Dr. Joachim Sturm Mitglied und 1996 Wilfried Dold, Vöhrenbach. Wenn ich sehe, was aus dem Almanach ge- worden ist, dann muss ich meinen Nachfolgern ein großes Dankeschön sagen – ich hätte nicht gedacht, dass es so gut weiter geht. Am Anfang gab es sicher Leute, die geglaubt haben, dieses Buch komme höchstens zweimal raus… Und in der Tat war die Geburt des Almanach eine schwierige, denn die Finanzierung war langfris- tig nicht gesichert. Die Herstellungskosten konnte man nicht allesamt auf den Preis umschlagen, der muss attraktiv sein. So hielt ich meine Verfügungs- mittel gut zusammen und konnte zudem Sponsoren für das Projekt gewinnen. Meinem Nachfolger Landrat Karl Heim gelang es schließ- lich, eine Haushaltsstelle für das Jahrbuch zu etablieren – ein großer Erfolg. Karl Heim: Ich glaube, gerade wenn man so etwas beginnt, hat man ordentlich Gegenwind, deshalb bewundere ich Sie, dass Sie es über Jahrzehnte durchgehalten haben, den Alma- nach auf diese Art und Weise zu produzieren. Sie haben es geschafft, den Almanach so zu verinner lichen, in der Bevölkerung und auch im Kreistag, dass ich als frisch gewählter Landrat 1996 fast bittend gefragt worden bin: „Herr Heim, wie ist es mit dem Almanach, werden Sie ihn weiterführen?“ So kam es, dass wir den Almanach durch eine eigene Haushaltsstelle fi- nanzierten. Als ich damals eingestiegen bin, war das auch der Zeitpunkt eines technologischen Sprungs, die drucktechnischen Möglichkeiten hatten sich grundlegend verändert. Im Gespräch mit drei Landräten 29

Daheim im Schwarzwald und auf der Baar 46 52 Lioba Kühne Matthias Wiehle 66 70 Ingrid Schyle Albrecht Benzing 44 4. Kapitel – Daheim im Schwarzwald und auf der Baar

Auf die Frage, was und wo Heimat ist, folgt nicht selten mehr als eine Ant wort. Eines aber gilt für alle Frauen und Männer, die im Rahmen unserer Portrait serie „Daheim im Schwarzwald und auf der Baar“ vorgestellt werden: Sie fühlen sich auch im Schwarzwald-Baar-Kreis daheim. Das schließt nicht aus, dass sie überall auf der Welt unterwegs sind wie der Hüfinger Pilot Matthias Wiehle – oder an einem Ort ganz besonders hängen wie Ingrid Schyle am Skidorf Schonach. Die Landärztin Dr. med. Lioba Kühne praktiziert dort mit Herz und Seele, wo sie glücklich aufge- wachsen ist: in Furtwangen. Kunsttherapeutin Anke Jentzsch fühlt sich in Marbach bei ihren Bienen daheim, Geschäftsführer Laurent Lebas als gebürtiger Franzose in Villingen. Wie Bärbel Brüderle, die sich dem Erhalt der Muttersprache verschrieben hat. Und die Unternehmerin Ute Grießhaber hat als Kind der Doppelstadt heute in Obereschach ihr Zuhause. Albrecht Benzing indes ist Schwenninger – er hilft Flücht- lingen, bei uns eine neue Heimat zu finden. Heimat kennt viele Facetten. 56 62 Ute Grießhaber Laurent Lebas 76 82 Anke Jentzsch Bärbel Brüderle 45

Albrecht Benzing Seit über 30 Jahren Engagement in der Flüchtlingsarbeit von Daniela Schneider Was wäre wohl aus der jungen Tamilin Senayt geworden, wenn es Albrecht Benzing nicht gäbe? Und wie wäre es im Leben der Flüchtlingskinder Hudda und Adel, der eritreischen fünffachen Mutter Josief Kibra oder des einst sehr verzweifelten, heimatlosen Kathira-velu Udaykumar aus Sri Lanka weitergegangen, hätten sie alle den resoluten Mann aus Schwenningen nicht kennengelernt? Natürlich weiß auf diese Fragen niemand so genau eine Antwort. Eines steht unterdessen felsenfest: All diese Menschen hatten schlichtweg großes Glück, dass sie ihre Schicksalswege zu Albrecht Benzing führten. Flüchtlingshilfe – das ist ein Thema, dem sich viele Engagierte widmen, auch und gerade in Zeiten wie diesen, in denen sich angesichts all der weltweiten Krisen, Konflikte und Men- schenrechtsverletzungen und all der verschie- denen weiteren Nöte so viele Menschen auf den Weg in eine ungewisse Zukunft machen und so auch als Asylbewerber in unserer Region landen. Für Albrecht Benzing allerdings ist dies alles wirklich nichts Neues. Seit über drei Jahr- zehnten macht er Flüchtlingsarbeit im besten Wortsinn und mit wahrlich bemerkenswerter Konsequenz. 55 Jahre alt war der Unternehmer, gelernter Schreiner und Holzingenieur, in der Mitte seines Lebens stehend, erfolgreich im Beruf und ein zufriedener Ehemann und Familienvater, als er den weitreichenden Entschluss fasste, sich einer neuen Lebensaufgabe zu widmen. „Mensch Papa, mach es, mach nochmal was Gescheites in Deinem Leben“, das haben seine beiden Söhne Thomas und Jörg damals im Jahr 1990 zu ihm gesagt. Und auch Ehefrau Karin ließ kei- nen Zweifel aufkommen, dass sie ihren Mann unterstützen würde. So kam es, dass Albrecht Benzing sein seit 25 Jahren gut gehendes Mö- belfachgeschäft in Schwenningen verpachtete und mehr oder weniger von heute auf morgen seinen Beruf aufgab. „Es war ein klarer Schnitt“, sagt er heute, denn nur so habe er sich voll einbringen können. Fortan war klar: Albrecht Benzing arbeitet ab dato hauptberuflich, aber ehrenamtlich, als Flüchtlingsbetreuer, zustän- dig für ganz Baden-Württemberg mit einem Schwerpunkt im Regierungsbezirk Freiburg. Auch materielle Einbußen Dass mit dieser Entscheidung auch materielle Einbußen einhergingen, auch das trug seine Familie mit. „Sie waren einverstanden, dass ein Teil des Familienvermögens für die Flücht- lingshilfe verwendet wird“, fasst Benzing diese sicher nicht selbstverständliche Entscheidung zusammen. Aber sie alle hätten damals wie heute gewusst, dass das sprichwörtlich letzte Hemd bekanntlich keine Taschen hat. „Wir müssen uns doch alle täglich sagen, wie gut wir leben“, fand Benzing damals und das gilt ihm auch heute noch als Devise. Davon wollte er etwas abgeben. 70 Daheim im Schwarzwald und auf der Baar

Aus dem einstigen Flücht- lingsmädchen Senayt ist eine junge Frau geworden, die mitten im Leben steht. Albrecht Benzing freut sich, dass sein Schützling nun so- gar als Werbeträgerin ihres Arbeitgebers fungiert.

Albrecht Benzing vom Landesarbeitskreis Asyl zeigt einer Flüchtlingsfamilie das neue Zuhause. Die Auf- nahme stammt aus dem Jahr 1989. Zu der Zeit war er bereits seit einigen Jahren in der Flüchtlingsarbeit tätig. Vorausgegangen war ein Hilferuf aus Donaueschingen. Dort war 1983 eine Asylbewerberunterkunft eingerichtet worden. Konflikte mit der Bevölkerung tauch- ten auf und die Caritas-Sozialbetreuung wandte sich auf der Suche nach Unterstützung auch an die Friedensgruppe der evangelischen Kirchen- gemeinde Villingen-Schwenningen. Albrecht Benzing, selbst schon länger in der kirchlichen Friedensarbeit tätig, half mit, Vorurteile ab- und einen Dialog zwischen Behörden, Flüchtlingen und den Einheimischen aufzubauen. Gegensei- tig Achtung haben und Toleranz wahren, das waren dabei die Leitlinien. Neue Hoffnung für Familien „Schwierigkeiten gab es und gibt es natürlich“, beschönigt Albrecht Benzing nichts. Schlägerei- en unter unterschiedlichen Nationalitäten seien da zum Beispiel vorgekommen, hin und wieder seien auch Leute mit krimineller Energie unter den Neuankömmlingen gewesen. Und dann waren da noch kulturelle Differenzen. Sozialbe- treuung heißt in diesem Fall das Zauberwort – und da kann man schon mit ganz wenigen Klei- nigkeiten oft große Wirkung erzielen, berichtet der Fachmann. Immer wieder – das beobachtet er auch heute noch – ließen manche der Flücht- linge die Türen im Asylbewerberheim tempera- mentvoll, lautstark ins Schloss fallen, wenn sie einen Raum verließen. Der Schwenninger nahm und nimmt die Leute zur Seite, zeigt ihnen, wie man eine Tür auch leise zumachen kann und, dass das hierzulande einfach einen besseren Eindruck macht und durchaus als respektvolle Geste durchgeht. Dankbarkeit war und ist in den allermeisten Fällen die spontane Reaktion, die meisten hatten das schlicht und ergreifend einfach nicht gewusst und sich darüber auch noch nie Gedanken gemacht. Pragmatisch muss Flüchtlingsarbeit sein, da ist sich Albrecht Benzing sicher. In Villin- gen-Schwenningen wurde 1985 in der Gewer- bestraße 20 eine Gemeinschaftsunterkunft 72 Daheim im Schwarzwald und auf der Baar

Die Eltern leisten mutige Hilfe für Juden Hilfe für andere – ein Familienerbe, Men- schen in Not zu helfen, das war in der Familie Benzing schon immer eine Selbst- verständlichkeit, sogar in Zeiten, in denen man sich damit selbst gefährdete. Albrecht Benzings Eltern Lydia und Eberhard Benzing haben sich bereits für Flüchtlinge und Ver- folgte eingesetzt; im Kreis um Margarete Hoffer halfen die Schwenninger während der Nazizeit mehreren jüdischen Personen, die so über Schwenningen in die Schweiz fliehen konnten, 50, vielleicht 60 Menschen wurden auf diese Weise unterstützt. Die Flucht gelang versteckt im Lkw, der in Schwenningen produzierte Schuhe in die Eid- genossenschaft brachte; Vater Benzing war Betriebsleiter in der Schuhfabrik. Der kleine Albrecht, Jahrgang 1935, wurde damals als unverdächtiger Botengänger eingesetzt. 1945 war bei Benzings außerdem über ein Jahr lang eine Flüchtlingsfamilie aus Ostpreußen ein- quartiert. Ähnliches war bekanntlich auch bei anderen Einheimischen der Fall, die Besonder- heit hier war allerdings, dass Mutter Benzing keine Sekunde zögerte, freiwillig Wohnraum anzubieten, nachdem sie das Elend der ankommenden Menschen und die schiere Notwendigkeit erkannt hatte, hier spontan zu helfen. eingerichtet. Ein ökumenischer Arbeitskreis der Johanneskirche und der Mariä-Himmelfahrts- Kirche wurde gegründet, der auch gegen Hetze und Angstmache vorging und das Schüren von Vorurteilen bekämpfte. Benzing betreute im Auftrag der evangelischen Kirchengemeinde bis zu 150 Personen, zunächst hauptsächlich Flüchtlinge aus Bangladesch, Tamilen aus Sri Lanka, Eritreer oder aramäische Christen aus der Südosttürkei. Er bot Beratung und materi- elle Hilfe an, unterstützte die Menschen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche und bei Familien- zusammenführungen und er half als Beistand bei Behörden und Institutionen. Immer wieder erwies sich auch die Woh- nungssuche für jene oft kinderreichen Familien, deren Asylantrag bereits bewilligt wurde, als äußerst schwierig bis tatsächlich unmöglich. Albrecht Benzing suchte nach einer pragmati- schen Lösung – und fand sie. Die Stiftung „Neue Hoffnung“ wurde gegründet und mit Unterstüt- zung von Förderern und Helfern wurden meh- rere Häuser gekauft, in denen die Familien zur Miete in die Wohnungen einziehen konnten. Hilfe für Tausende von Menschen Zahlreiche Menschen wurden derweil auch kur- zerhand im Hause Benzing untergebracht. Die Eritreerin Josief Kibra und ihre fünf Kinder waren oft da; der Nachwuchs wurde im Winter im Schlitten durch den Schwenninger Schnee ge- zogen und plantschte im Sommer im Benzing- schen Garten im Wasserkübel herum, eben so, als wären es die eigenen Kinder, ein ganz normales, glückliches Leben führend. Wenn Albrecht Benzing im Familienalbum blättert, die Aufnahmen zeigt und davon erzählt, sagt er auch: „Das war ein Segen.“ Kurz und knapp bringt er so auf den Punkt, wie sehr es ihn und seine Frau freute, anderen ein Stück weit Normalität und Geborgenheit zu vermitteln. Heute sind die Kinder von damals längst er- Kinder aus Eritrea erleben als Gäste der Familie Benzing in Schwenningen erstmals einen Winter. Albrecht Benzing 73

In vielen Arbeitskreisen aktiv In vielen Arbeitskreisen und an runden Ti- schen ist Albrecht Benzing aktiv: 1989 war er Gründungs- und Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Asyl Baden-Württemberg, der als Koordinierungsstelle zwischen den Basis- gruppen und der Landesregierung ins Leben gerufen wurde und heute als Flüchtlingsrat Baden-Württemberg firmiert. Seit 1985 ist Benzing Vertreter der Evangelischen Kirchen- gemeinde Schwenningen als Flüchtlingsbe- auftragter; er arbeitet außerdem seit 1996 als Bezirksbeauftragter des Evangelischen Dekanats Tuttlingen für Flüchtlingsarbeit und Migration und ist ebenfalls seit den 1990ern Beauftragter der Landeskirche; er engagiert sich in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Villingen-Schwenningen mit dem Arbeitskreis Asyl; dieser besteht seit 2014 und hat zirka 30 Mitglieder; aktuell soll eine Schreibstube aufgebaut werden, um zum Beispiel Anträge auszufüllen. ist er dort tätig; etwa zur gleichen Zeit flatterte dann auch noch die deutsche Staatsbürger- schaft ins Haus – ein Moment großer Freude auch für die Familie Benzing. Diese zählt die Menschen nicht, denen sie hilft. Tausende dürften es im Laufe der Jahre gewesen sein, um die sich Albrecht Benzing mit Unterstützung seiner Frau im ganzen Land gekümmert hat, sie kamen aus sicher über 300 Staaten aus aller Welt. Natürlich erlebt er auch Enttäuschungen, wenn mühsam vermittelte Arbeitsstellen zum Beispiel einfach nicht an- getreten werden. Da wird der Schwenninger zornig und wütend, dafür hat er kein Verständ- nis. In den allermeisten Fällen aber erlebt er Dankbarkeit und den Willen der Leute, selbst aktiv zu werden, um ein besseres Leben führen zu können. Hilfe zur Selbsthilfe will er leisten, Vertrauen aufbauen und dabei aber niemanden in Watte packen, vor allem nicht die Erwachsenen, mit Freude über den Erhalt der Aufenthaltsgenehmigung. wachsen,haben ihre Schulausbildung beendet, Berufe erlernt und sind nun gut integriert in die früher für sie fremde Gesellschaft; das gilt für diese Familie und sehr viele weitere auch. Da wäre etwa die junge Senayt, auf die Benzings besonders stolz sind; sie wuchs bei ihnen auf, machte ihren Realschulabschluss, lernte Arzthelferin, bildete sich in der Altenhilfe weiter, wo sie nun mit großem Einsatz tätig ist. Mittlerweile hat sie eine eigene Familie mit drei Kindern. Erfolgsgeschichten sind das, ebenso wie jene eines Tamilen – Albrecht Benzing nennt ihn ziemlich stolz „mein Udaykumar“ –, der allein und einsam einst hier ankam, zur Schwenninger Firma Hechinger vermittelt, dort schnell Vorarbeiter wurde, eine Familie gründen konnte und heute als vereidigter Dolmetscher selbst hilft, wann immer es nötig ist. Vor zwei Jahren hat der ehemalige Asylbewerber bei He- chinger sein Dienstjubiläum gefeiert, 25 Jahre Karin Benzing mit Gästen aus Eritrea. 74 Daheim im Schwarzwald und auf der Baar

denen man „durchaus Tacheles reden kann.“ Besser könnte hingegen seiner Ansicht nach die Zusammenarbeit zwischen Ämtern und Behör- den und der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit sein, dann ginge manches auch leichter; oft sei die Auseinandersetzung da zermürbend und aufreibend. Wie es trotzdem klappt? „Mit Ge- sprächen, Schreiben und viel Hartnäckigkeit.“ Mit der Zeit wurde er Fachmann in Einwande- rungsfragen und im Aufenthaltsrecht, in seinem Büro stehen aberhunderte Akten mit vielen Einzelfalldokumentationen und vielen Daten zur Gesetzeslage. Immer wieder versuchte er auch, vor dem Verwaltungsgericht etwas zu erreichen und zum Beispiel Härtefallregelungen zur Anwendung zu bringen. Und: Er ist bestens vernetzt, kennt viele Akteure, darunter auch po- litisch Verantwortliche. Der 80-jährige Albrecht Benzing: „Ich mache weiter, solange die Kraft reicht“ Benzings Einsatz für die soziale Integration von Flüchtlingen wurde schon oft gewürdigt. Das Kronenkreuz der Diakonie wurde ihm vor 15 Jahren verliehen, diese Auszeichnung nahm er ausdrücklich im Namen aller Engagierten entgegen; das Bundesverdienstkreuz und an- dere Ehrungen schlug er unterdessen aus. Im Dezember 2014 dann reiste er doch mal nach Berlin, um anlässlich des Internationalen Tags der Migranten eine Ehrung von Staatsministe- rin Aydan Özoğuz im Auswärtigen Amt entge- genzunehmen, die ihm diese anerkennenden Worte mit zurück in die süddeutsche Heimat gab: „Sie schaffen Begegnungen, bauen Ängste ab und erleichtern das Ankommen in Deutsch- land.“ Das hat ihm gefallen, ebenso wie der kurze Plausch mit Außenminister Frank-Walter Stein- meier, der bei der Feier neben ihm stand und ihm ebenfalls Hochachtung für seine Arbeit zollte. Im September 2015 ist der drahtige, sport- liche Mann, der „zum Ausgleich und weil es Spaß macht“ gerne aufs Fahrrad steigt, zwei Mal pro Woche im Schwimmbad seine Runden dreht und sich zudem gerne mit seiner Frau zusammen um die Enkelkinder kümmert, 80 Albrecht Benzing (rechts) nutzt seine Ehrung beim Internationalen Tag der Migranten durch Staatsmi- nisterin Aydan Özoğuz, Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, zu einem Plausch mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Jahre alt geworden – unglaublich, wenn man ihn in seiner ganzen Agilität erlebt. Die Energie, mit der er sich Tag für Tag neu ans Werk macht, anderen Menschen zu helfen, ist offenbar ungebrochen. „Ich mache weiter, solange die Kraft reicht“, sagt Albrecht Benzing äußerst entschlossen und meint damit auch ein ent- schiedenes Eintreten gegen Fremdenhass und rassistische Hetze. Wichtig ist ihm zudem, den Unterstützer- kreis zusammenzuhalten, damit die Arbeit, die er so außergewöhnlich begonnen und jahrzehn- telang praktiziert hat, auch erfolgreich weiter- geführt werden kann, gerade auch jetzt, wo wieder viele Flüchtlinge ins Land kommen. Dass es ein Engagement wie seines wohl so nicht noch einmal geben wird, das weiß er selbst, auch wenn er das nie so sagen würde. Für ihn war jedenfalls alles folgerichtig und ein- fach nur konsequent. Rückblickend sagt er: „Ich würde es genau so wieder machen.“ Albrecht Benzing 75

Unterwegs auf dem Spätzle-Highway 140 140 Autobahn 81

A 81 von Daniela Schneider Der Spätzle-Highway 141

Es war ein ziemlich kalter, ungemütlicher Tag, jener 10. Dezember 1975. Und passend zum Wetter geriet dann auch die Verkehrsfreigabe des ersten Auto­ bahnabschnittes im Schwarzwald­Baar­Kreis zu einem recht sachlichen und E wenig festlichen Ereignis. Damals, vor 40 Jahren, wurde der vierstreifige, 22,5 Kilometer lange Teilabschnitt der Autobahn 81 zwischen den Anschluss­ stellen Villingen­Schwenningen und Geisingen freigegeben. Sollte es da nicht ein großes Brimborium, Volks ­ feststimmung und Freudentänze geben? Fehl ­ anzeige! Wie wenig feierlich es zuging, zeigt eine Aktennotiz der Stadtverwaltung Villin­ gen­Schwenningen: „Eine offizielle Feier findet nicht statt… Bei der Inbetriebnahme der Au­ tobahn wird lediglich die Schranke beiseitege­ schoben und die Strecke abgefahren“, hieß es damals. Und tatsächlich: Der Schwarzwälder Bote zum Beispiel präsentierte anderntags ein Foto mit Landrat Dr. Rainer Gutknecht, Staatsse­ kretär Ernst Haar (SPD) vom Bundesverkehrsmi­ nisterium und Villingen­Schwenningens Ober­ bürgermeister Dr. Gerhard Gebauer samt dicker Fellmütze im kalten Winter. Drunter stand: „Die bescheidene Form der Übergabe des Autobahn­ teilstücks… hatte zur Folge, dass auch nur wenig Prominenz das Ereignis verfolgte.“ Und in der Stuttgarter Zeitung war zu lesen, dass die neue Strecke, obwohl im Badischen lie­ gend, dennoch „mit schwäbischer Sparsamkeit dem Verkehr übergeben“ wurde, ganz „ohne Reden und Festschmaus“, so habe es Landes­ Wirtschaftsminister Eberle durchgesetzt. Weiter heißt es: „Im Bonner Verkehrsministerium wäre man nicht abgeneigt gewesen, ein wenig zu fei­ ern“, doch stattdessen würden „nur die Sperren zur Seite geräumt und die Hüllen von den Weg­ weisern gezogen“. Kurz und schmerzlos: die Verkehrsfreigabe des Schwarzwald-Baar-Abschnitts im Dezember 1975 Vorne v. links: Landrat Dr. Rainer Gutknecht, Staats- sekretär Ernst Haar und OB Dr. Gerhard Gebauer (historischer Zeitungsausschnitt). Rechte Seite: Verlauf der A 81, aus: Bundesautobahn A 81 Singen-Stuttgart, herausgegeben vom Bundes- minister für Verkehr und vom Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr Baden-Württemberg, 1978. S. H. Stegmaier, Stuttgart. 142 6. Kapitel – Autobahn 81

Der Spätzle-Highway 143

Die A 81 in Höhe von Weigheim, östlichster der elf Stadtbezirke von Villingen-Schwenningen. Die als „Kleeblatt“ ausgeführte Anschlussstelle Villingen-Schwenningen.

Die als Stahlbeton-Bogenbrücke mit 154 Meter Spannweite bei einer Gesamtlänge von 365 Metern ausgeführte Neckarburgbrücke. Die Unvollendete Der Bau der Autobahn sollte im Süden eigentlich ans Schweizer Fernstraßennetz bei Schaffhau­ sen anschließen; daraus wurde aber bis heute nichts, die Autobahn endet im Singener Ortsteil Gottmadingen. Dabei hatten es die Politiker in den 1970er­Jahren doch eigentlich anders vorausgesagt: Der baden­württembergische Wirtschafts­ und Verkehrsminister Dr. Rudolf Eberle erklärte zum Beispiel im Jahr 1978: „Die A 81 ist Teil einer Nord­Süd­Traversalen, …die in wenigen Jahren über die schon in Bauvorberei­ tung befindliche Fortsetzung von Singen nach Bietingen Anschluss an das Schweizer National­ straßennetz finden wird.“ Das war ein Irrtum, wie man heute nun also weiß. Hinzu kommt, dass das ebenfalls ursprüng­ lich geplante zirka 19 Kilometer lange Teilstück zwischen dem Autobahnkreuz Herrenberg bei Gärtringen und dem Autobahnkreuz Leonberg, das für 1984 oder 1985 terminiert war, bis heute noch nicht gebaut ist. Der Verkehr weicht stattdessen ein Stückweit auf die A 831 bis Vai­ hingen und von dort auf die A 8 aus (die weiter Richtung Westen bis zur A 5 führt), um dann in Richtung Norden wieder auf die A 81 zu treffen. Angedacht war auch einmal, den Zubringer Donaueschingen als A 86 nach Neustadt und Freiburg weiterzuführen. Und: Von Singen aus war der Bau der A 881 in Richtung Konstanz und der A 98 in Richtung Überlingen und Lindau angedacht – in allen Fällen blieb es bis heute beim Wunsch, realisiert wurde davon bekannt­ lich nichts. Und dann wäre da noch ein einst­ malig bei Öfingen geplanter Tunnel, denn nach Osten hätte die Autobahn weiter gen Tuttlingen führen sollen in Verlängerung des Zubringers Donaueschingen (heute A 864), auch daraus wurde letztlich nichts. Autobahn 81 157 157

Die A 81 in Zahlen Kosten Für die Bodenseeautobahn wurden laut Bun­ desverkehrsministerium für Bau und Grund­ stückserwerb Kosten in Höhe von insgesamt 917 Millionen DM fällig. Der Zubringer Donaue­ schingen kostete zudem zusätzliche 43 Millio­ nen DM. Höhe Die Strecke steigt gemächlich von 450 Me­ tern südlich des Schönbuchs auf 700 Meter am Rande der Baar bis zum Scheitelpunkt auf 782 Meter auf der Alb an; beim raschen Abstieg in den Hegau werden 535 Meter und bei Singen 445 Meter erreicht. Länge Die A 81 ist insgesamt von Würzburg bis Singen 276 Kilometer lang; die sogenannte Bodensee­ autobahn – also die Strecke vom Gärtringer Kreuz bis Singen­Gottmadingen – umfasst 119 Kilome­ ter; hinzu kommt noch der 6,9 Kilometer lange Zubringer Donaueschingen, also die A 864. Baugeschichte Planungsbeginn einer Autobahn zwischen Stuttgart und dem Bodensee war schon vor dem Zweiten Weltkrieg; 1938 wurde der erste Abschnitt zwischen Ludwigsburg und Leonberg als Reichsautobahnstrecke 39 fertiggestellt. In den Netzplänen der Nationalsozialisten war 158 Autobahn 81

dann auch eine Verbindung Stuttgart­Donau­ eschingen­Schaffhausen vorgesehen. Diese Planung wurde während des Krieges einge­ stellt; 1961 wurde sie wieder aufgenommen. Am 2. Juni 1969 erfolgte mit dem „ersten Ramm­ schlag“ für die Donautalbrücke bei Geisingen der offizielle Beginn der Bauarbeiten an der Strecke Stuttgart­ Singen. 1973 wurde die Stre­ cke zwischen den Anschlussstellen Geisingen und Engen freigegeben, 1975 im Dezember zwi­ schen Villingen­Schwenningen und Geisingen und zwischen Engen und Singen. 1977 rollte der Verkehr dann auch zwischen Rottweil­Villingen­ dorf und Villingen­Schwenningen. 1978 folgten die Freigaben der Strecken zwischen dem Auto­ bahnkreuz Herrenberg bis zur Anschlussstelle Herrenberg und zwischen Herrenberg und Rot­ tenburg. Im Dezember 1977 wurden das letzte Stück zwischen Rottenburg und Rottweil­Villin­ gendorf und der Zubringer Donaueschingen für den Verkehr freigegeben. Es gab 13 Planfeststellungsverfahren, 32 Flurbereinigungsverfahren und 1.150 Hektar Grunderwerb durch den Bund. Beim Bau der A 81 verunglückten insgesamt sieben Männer tödlich. Bauwerke Bestimmt durch die abwechslungsreiche Topo­ graphie (Schönbuch, Neckartal und Donautal und Hegau) und wechselhafte geologische Verhältnisse wurden 180 Bauwerke zwischen Stuttgart und Singen und auf dem Zubringer Donaueschingen erstellt, darunter 18 Talbrü­ cken, 113 Unterführungen, 53 Überführungen und der Schönbuchtunnel bei Herrenberg. Es gibt 27 Rastplätze und beidseitige Tank­ stellen mit Raststätten bei Herrenberg (Schön­ buch Ost und West) und bei Rottweil (Neckar­ burg Ost und West) und die Raststätten Hegau Ost und West bei Engen. Impressionen entlang der A 81 – oben links in Höhe des Unterhölzer Waldes, unten links kurz vor dem Kreuz Bad Dürrheim und rechts Parkplatz unterhalb der Blatthalde. Täglich sind hier ca. 50.000 Fahrzeuge unterwegs. Der Spätzle-Highway 159

160 7. Kapitel – Geschichte

Der letzte Weg Ein Marterl am Kirchweg von Urach nach Schollach erinnert an fünf heimtückische Morde von Rolf Ebnet 161

Wer auf dem idyllischen Kirchweg zwischen Schollach und Urach wandert, wird auf dem obersten Punkt im Wald, genau auf der Schollacher/Uracher Ortsgrenze ein gut zwei Meter großes, geschnitztes Holzmarterl entdecken. Den meisten Bürgern aus der näheren Umgebung ist es seit der Einwei- hung am 19. Juli 2014 bekannt und viele von ihnen zieht es immer wieder an den Ort, an dem heute – gäbe es das Marterl des Hammereisenbacher Bildhauers Wolfgang Kleiser nicht – so gar nichts auf ein heimtückisches Verbrechen während der Naziherrschaft im Jahr 1944 hindeutet. Leonhard A. Kornblau Bernhard A. Radomski Charles E. Woolf Meredith M. Mills Jr. Frank L. Misiak Die fünf am 21. Juli 1944 im Bereich des Uracher Kirchweges an der Gemarkungsgrenze zu Schollach und auf dem Schollacher Treibenweg ermordeten amerikanischen Soldaten. 162 Geschichte

Einweihung des Gedenkkreuzes auf der Höhe zwischen Urach und Schollach am 19. Juli 2014. Das Foto zeigt Initiator Wolf Hockenjos (von links), Pfarrer Martin Schäuble, Bildhauer Wolfgang Kleiser und Buchautor Rolf Ebnet. Die Morde an den fünf amerikanischen Soldaten geschahen am 21. Juli 1944. Fünf Namen und ein kurzer Satz zum Schick- sal der jungen Männer sind in das Marterl geschnitzt: „Am 21.07.1944 wurden hier drei, unweit von hier zwei weitere amerikanische Flieger auf Anordnung der NS-Kreisleitung er- mordet.“ Wie kam es zu der Ermordung der fünf amerikanischen Soldaten? Schon zu Beginn des Jahres 1943 hatte das Kriegsgeschehen mit dem Fall von Stalingrad eine deutliche Wende zu Ungunsten des Deutschen Reiches genommen. Italien war im Sommer 1943 aus dem Achsen- bündnis ausgeschieden. Die Armeen des Dritten Reiches befanden sich auf dem Rückzug. Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten unter großen Anstrengungen in der Normandie. Bereits im Frühjahr 1944 besaßen die Alliierten, insbeson- dere die Amerikaner, große Bomberflotten in Süditalien und England. Anfang 1944 erschienen die ersten Begleit- jäger vom Typ P-51D „Mustang“ und P-47 „Thun- derbolt“ in England und Italien. Diese konnten ab Mai 1944 mit Zusatztanks jeden Ort des Drit- ten Reiches erreichen und die Bomberarmada bis tief ins Deutsche Reich vor Angriffen deut- scher Jagdflieger schützen. Die Bombardierungen gegen Hitlerdeutsch- land erfolgten durch England vornehmlich in der Nacht und durch Amerika am Tag. Angegrif- fen wurden hauptsächlich militärische Ziele, Verkehrsanlagen und die deutsche Rüstungsin- dustrie. Die in England und Italien stationierten amerikanischen Luftflotten waren zwischen- zeitlich in der Lage, von beiden Standorten aus bis zu 1.200 Bomber und ebenso viele Begleitjä- ger an einem Tag in die Luft zu bringen, sodass eine gewaltige Luftmacht Deutschland aus der Luft bekämpfte. Die deutschen Abwehrjäger waren zu der Zeit schon hoffnungslos unter- legen. Die deutsche Luftwaffe war bereits zur reinen Reichsverteidigung übergegangen. Am Der letzte Weg 163

Eine Ära endet, v. links: Superiorin Roswitha Wecker, Schwester Siegrun Schachtner und Pater Hermann Fuchs. Kloster St. Ursula ist geschlossen Fast 800 Jahre währende Klostergeschichte ist zu Ende – Ordensschwestern haben das Schulleben der Stadt maßgeblich geprägt – Stadt zehrt von den Grundlagen des christlichen Lebens der Klöster von Marga Schubert Das Jahr 2015 geht in die Geschichte der Zähringerstadt Villingen als das Jahr ein, in dem das Kloster St. Ursula nach einer Jahrhunderte dauernden Geschichte aufge­ hört hat, zu existieren. Zum Schluss waren es noch zwei Ordensschwestern und der Hausgeistliche, die den Klosterbetrieb in St. Ursula aufrecht erhielten. Die verantwortli­ che Leitung des Schulbetriebes der St. Ursula­Schulen war bereits vor 25 Jahren, 1990, in die Verantwortung der Schulstiftung des erzbischöflichen Ordinariats in Freiburg übergeben worden. Mit Ende Juli 2015 mussten nun die beiden letzten Ordensfrauen der Ursulinen, Superiorin Schwester Roswitha Wecker und Schwester Siegrun Schachtner, altersbedingt die Klosterpforte für immer schließen. Mit ihnen verließ auch der langjährige Hausgeistli­ che, Pater Hermann Fuchs, die Klostermauern am Bickentor. Schwester Siegrun verbringt ihren Lebensabend im Ursulinen­Kloster im schweizerischen Brig, die letzte Superiorin des Klos ters, Schwester Roswitha, und Pater Fuchs leben in der Villinger Seniorenanlage St. Lioba. 172 Geschichte

Das barockisierte Eingangsportal der Klosterschule St. Ursula. XXX 173

Das Bruder kirchle an der Steig Geheimnisvoll, heimelig und verwunschen – Wo der Sage nach sieben Jungfrauen den Flammentod starben von Wilfried Dold 190 Geschichte

Das Bruderkirchle in Vöhrenbach 191

Opferkerzen beim Marienaltar und Blick in die Brunnenstube vor der Kapelle mit der Jahreszahl 1742. Es ist still im Bruderkirchle, einzig Kerzenlichter flackern im Luftzug – man ist mit seinen Ge- danken allein. Die brennenden Opferkerzen auf dem gusseisernen Ständer vor dem Marienaltar und zwei Einträge ins Sorgenbuch am rechten Seiten altar bezeugen: Auch heute herrscht ein reges Kommen und Gehen. Das Kirchlein an der alten Straße nach Villingen, am Gewann Steig abseits der Stadt gelegen, erfreut sich großer Beliebtheit: Einen Tag ohne Besucher, den gibt es hier nicht. Schon im Mittelalter glaubten die Menschen, dass vom Bruderkirchle eine ge- heimnisvolle Kraft ausgeht. Von einem Ort, an dem der Sage nach entweder die Hunnen sieben fromme Frauen verbrannten oder diese sieben Frauen als Engel in den Himmel entschwebten, als sie von den Hunnen geraubt werden sollten. Die Zeit der Wallfahrten zum Bruderkirchle ist lange vorbei – mit ihren Anliegen aber kommen die Menschen noch immer hierher. Wer sich Gesundheit für Angehörige, Freunde oder sich selbst wünscht; wer eine Prüfung zu bestehen hat, eine lange Reise antritt oder um Lebenshilfe bittet, fühlt sich in der Stille des Bruderkirchles geborgen und gehört. Etliche der Anliegen finden sich im Sorgenbuch: „Lieber Gott, mach, dass meine Enkel bald ganz gesund sind“, steht darin zu lesen. Oder: „Stehe meiner Tochter bei, dass sie bald einen neuen Arbeits- platz findet.“ Ein Kind wünscht sich in zierlicher Schrift: „Ich bitte darum, dass es meiner Mama bald wieder besser geht.“ Ein Jakobswanderer schreibt: „Auf dem Weg nach Santiago, bleib bei mir!“ Prozessionen zum Bruderkirchle Das Bruderkirchle ist zugleich die Michaels- kapelle. Mit seiner ungewöhnlichen Geschichte und der reichen Sagenwelt haben sich seit jeher viele Historiker befasst. Einer der besten Kenner des Bruderkirchles war der Donau eschinger Stadtpfarrer Monsignore Dr. Heinrich Feurstein (1877 – 1942). Er erforschte zur Zeit des Ersten Weltkriegs als wohl erster die Geschichte des Kirchleins auf wissenschaftlicher Basis – auch vor Ort in Vöhrenbach. Heinrich Feurstein starb später im KZ, wurde nach seiner Neujahrspredigt am 7. Januar 1942 von der Gestapo festgenommen und am 5. Juni 1942 nach Dachau verbracht. Dort erlag der Geistliche im Juli den Folgen der Haft. Die ältesten Spuren einer Verehrung der sieben Frauen finden sich um 1600 im Jahrzeit- buch der Pfarrei Vöhrenbach. In diesem Anni- versarbuch entdeckte Dr. Heinrich Feurstein den Eintrag von der Hand eines Kalligraphen: „Dominica proxima post Festum S. Trinitatis est vera Dedicatio apud Septem mulieres auf 192 Geschichte

Blick ins Bruderkirchle, die Decken- und Wandgemälde stammen vom Vöhrenbacher Kunstmaler Johann Dorer (1883 – 1915). Er hat sie in den Jahren 1909/10 geschaffen. der Staig“, d. h. am Sonntag nach Dreifaltigkeit ist der eigentliche Kirchweihtag bei den sieben Frauen auf der Steig. Diese kirchliche Feier scheint bald eine Aus- gestaltung erfahren zu haben, denn ein Nach- trag von der Hand des Pfarrers Johann Brugger aus der Zeit um 1640 meldet: „Man zog in Pro- zession nach der Steig und veranstaltete dort einen Opfergang.“ Die Ergebnisse seiner Forschungen ver- öffentlicht Dr. Heinrich Feurstein 1933 in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar: „Das Kirchlein selbst war und ist heute dem hl. Erzengel Michael geweiht. Die erste Nennung einer Kirchpflege zum hl. Michael geschieht in einem Kaufbrief des Jahres 1563. Im Jahre 1596 ist in der Mesner- dienstordnung von Opfergaben „gleich hie (in der Pfarrkirche) oder auf der Steig „die Rede“. Irgend eine andere schriftliche Bezeugung aus älterer Zeit liegt nicht vor.“ Einen weiteren wertvollen Hinweis fand der Vöhrenbacher Chronist Prof. Dr. Karl S. Bader in den Kirchenakten des Fürstlichen Archivs in Donaueschingen. In einem Bericht zum Vöhren- bacher Stadtbrand von 1639 heißt es, dass die Gottesdienste übergangsweise „in dem Kirch- lin an der Steig gen Villingen, gemeinhin das Das Bruderkirchle in Vöhrenbach 193

Broder Kirchlin genannt“ abgehalten werden. Schon zu dieser Zeit gab es somit Wallfahrten und lebte im Bru- derkirchle ein Mönch. Um 1580 woll- ten die Fürstenberger dort auch den Friedhof anlegen, um einer weiteren Verseuchung des Trinkwassers durch die bei der Kirche mitten in der Stadt begrabenen Toten zu unterbinden. Doch die Vöhrenbacher lehnten das mit Blick auf die Entfernung zur Stadt entschieden ab. Die Bruderkirchle-Sage – die älteste Fassung „Das durch seinen Silberbergbau reich gewordene Vöhrenbach ergibt sich dem Wohlle- ben, lässt auch am Sonntag im Berg- werk arbeiten und vergisst seine Chri- stenpflichten. Die Strafe folgt auf dem Fuße: Heidnische Hunnen, die allent- halben Deutschland verwüsten, fallen brandschatzend im Bregtal ein.“ Die Verwünschungen der sieben Jungfrauen Die zweite Sage ist wesentlich prägnanter und mit tatsächli- chen, örtlichen Ereignissen aus- geschmückt. Pfarrer Roth hat sie 1891 in einem Wallfahrtsbüchlein festgehalten, er will sie in alten Schriften gefunden haben. Diese Schriften wurden allerdings bis heute nicht entdeckt. Dass es aber diese Sage schon lange gibt und sie somit keine Erfindung des Pfarrers sein kann, belegt das Tagebuch von Abt Gaiser, der im Visitationsbericht von 1651 schreibt: „Man sagt, dass diese sieben Jungfrauen die Märtyrer- krone tragen, doch ist das nicht urkundlich bezeugt. Der Altar der Kapelle ist profaniert (d.h. dem kirchlichen Gebrauch entzogen). Es gibt Leute, die sagen, das Kirchlein sei ehedem ein Klösterlein gewesen.“ Die Wallfahrt zum Bruderkirchle war zu die- ser Zeit bereits in vollem Gang. Abt Gaiser: „Bis heute ist ein lebhaftes Wandern und Wallfahren zu der Kapelle.“ Ohne die Bruderkirchlesagen wären diese Wallfahrten jedenfalls nur schwer vorstellbar, sie lieferten den Menschen den Grund dafür, mit ihren Anliegen zu den sieben Frauen zu pilgern. Im Wallfahrtsbüchlein veröffentlicht Pfarrer Roth die Sage wie folgt: Das durch seinen Sil- berbergbau reichgewordene Vöhrenbach ergibt sich dem Wohlleben, lässt auch am Sonntag im Bergwerk arbeiten und vergisst seine Christen- pflichten. Die Strafe folgt auf dem Fuße: Heid- nische Hunnen, die allenthalben Deutschland verwüsten, fallen brandschatzend im Bregtal ein. Die Stadt wird belagert und zur Übergabe aufgefordert: „Ergebt euch und zahlt das Lö- segeld, das wir verlangen. Weigert ihr euch, so werden wir mit Feuer und Schwert euch und eu- re Häuser vernichten. Eure Freiheit könnt ihr nur dadurch erkaufen, dass ihr eurem Christengott abschwört und unseren Baal anbetet.“ Das wahre Alter des Bruderkirchles lässt sich nicht mehr feststellen – gut vorstellbar, dass es in die Zeit der Stadtgründung von 1244 zurückreicht. Für Spekulationen bleibt so viel Raum, zumal zwei Sagen bezeugen, dass es in der Tat sehr alt sein muss. Die Sagen sind in unzähligen Büchern zu finden – selbst in Österreich. Es gibt drei Varia tionen. Die nachstehend wiedergegebene Fassung gilt als die älteste der drei Jungfrauen- Sagen und ist u.a. in Schnetzlers „Badischem Sagenbuch“ von 1846 veröffentlicht. Sie lautet in der Kurz- darstellung: „Eines Tages fallen die Hunnen unter Attila ein, brechen die Burg und fallen die Schloßjungfrauen an, die auf ihr heißes Gebet in Engel verwandelt, ungefährdet durch die staunenden Reihen der Feinde zum Kirchlein hinüberschweben, das sie aufnimmt und sich sofort wieder schließt.“ Bei den sieben Frauen handelte es sich um die sieben schönen Töchter des Burgherren, heißt es weiter. Diese Sage steht im Zusammenhang mit einer anderen, ebenfalls nicht belegbaren An- nahme: der alten Stadt! Bis heute hält sich in Vöhrenbach die Mutmaßung, dass auf der Höhe über dem Bruderkirchle die „alte Stadt“, das Ur-Vöhrenbach, gelegen habe. Dies auch, weil dieses Gewann seit jeher mit „Burg“ bezeichnet ist. Dort soll somit jene Burg gestanden haben, von der die Sage erzählt. 194 Geschichte

Ausschnitt aus dem Ölgemälde von 1727 (geschützt durch starkes, spiegelndes Glas), das im Vorraum zum Bruderkirchle hängt und die Sage der Verbrennung von sieben Jungfrauen durch die Hunnen darstellt. Die sieben Vorsteher der Stadt beschließen nach kurzem Besinnen: „Wir fallen ab“. Die gan- ze Bürgergemeinde stimmt ein – mit Ausnahme der sieben Frauen der Vorsteher, die, ihre Kinder an der Hand, die Bürger beschwören, ihrem Glauben treu zu bleiben. Ihre Mahnung wird in den Wind geschlagen. Die Frauen verbergen sich nun mit ihren Kindern in den Kellern ihrer Häu- ser. Inzwischen werden Kreuze und heilige Bil- der umgeworfen, die Tore dem Feinde geöffnet und die Kirche zum Baalstempel entweiht. Die sieben Frauen werden von ihren eigenen Männern ausgeliefert und auf dem Scheiterhau- fen der Stadt verbrannt. Zuvor hatte man ihnen, obwohl die Sonne heiß brannte, einen letzten kühlenden Trunk verwehrt: Siehe, da sprang aus dem dürren Boden plötzlich eine Quelle zu den Füßen der Weiber, die Bande fielen von ihren Händen und sie tranken. Als die Flammen be- reits begannen ihre Füße zu lecken und das Volk in wilder Lust um das Feuermal tanzte, kam ein prophetischer Geist über die Blutzeuginnen und jede tat einen merkwürdigen Ausspruch: Die erste sprach: Eure Reben werden verdor- ren und eure Obstbäume absterben, denn ihr habt die Labung versagt den Dürstenden. Die zweite sprach: Eure Silbergruben werden einstürzen und unergiebig bleiben, denn aus ih- nen kam euer Frevel und Übermut, der uns alle verdorben hat. Die dritte sprach: Dreimal wird eure Stadt in Flammen aufgehen, denn der Zorn des Herrn ist über euch. Die vierte sprach: Und wenn ihr die Stadt wieder aufbaut, so wird ihre Mauer nie vollen- det werden und immer dem Feinde offen ste- hen, weil ihr so feige euch ergeben habt. Die fünfte sprach: Euer Regiment und Rat wird niemals vollzählig sein und der beste Mann immer darin fehlen, denn ihr habt eure Pflicht gegen Gott und die Heimat verraten. Das Bruderkirchle in Vöhrenbach 195

Berge im Schwarzwald und auf der Baar Von Martin Fetscher mit Fotografien von Wilfried Dold 220 10. Kapitel – Berge im Schwarzwald und auf der Baar

Der Schwarzwald-Baar-Kreis ist der höchstgelegene Landkreis in Ba den-Würt tem- berg – bezogen auf die durchschnittliche Meereshöhe. Das Landratsamt liegt mit 712 m ü. NN höher als jedes andere Landratsamt in Baden-Württemberg. Deutsch- landweit ist nur ein Landratsamt höher: das in Sonthofen im Oberallgäu. Und den- noch ist der Schwarzwald-Baar-Kreis kein Landkreis, den man unmittelbar mit Bergen in Verbindung bringt. „Schwarzwald“ steht immerhin für das höchste Mittelgebirge Deutschlands, und die Baar für die fruchtbare, sanft-hügelige Hoch ebene zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, ist Quellregion zahlreicher Flüsse. In den feuchten Niederungen im Schwenninger Moos kann man sich kaum vorstellen, dass man höher steht als auf dem gar nicht so weit entfernten Hohentwiel, von dem aus man nach allen Seiten in die Tiefe blicken kann. Die Dörfer Herzogenweiler und Mistelbrunn liegen auf fast 900 Meter Meereshöhe – und es gibt keine Berge dort. Der Schwarzwald bei Triberg, 221 im Vordergrund der Hohnen.

222 Der Schwarzwald bei Neukirch – Blick zum Kohlplatzhof. Besucher aus Holland oder Norddeutschland wähnen sich angesichts solcher Bergidyllen fast in den Alpen.

Villingen mit Blick über den zunächst sanft ansteigenden Schwarzwald. Das Landratsamt auf dem Villinger Hoptbühl (unten rechts) ist das höchstgelegene Landratsamt von Baden-Württemberg. Ob man nun unsere Heimat als bergig oder flach bezeichnet, ist ohnehin relativ. Nach ei- nem Aufenthalt im Berner Oberland kommen uns die Berge hier vor wie sanfte Bodenwellen. Besucher aus den Niederlanden oder aus der norddeutschen Tiefebene hingegen erlangen den Eindruck, sich bereits in den Voralpen zu befinden, zumal man die Alpen an vielen klaren Tagen im Jahr von hier aus sehen kann. Eine Besonderheit ist die Vielfalt der Landschaft Auch wenn es im Schwarzwald-Baar-Kreis keine Bergspitzen mit Gipfelkreuz und 360°-Panora- men gibt, so kommen Bergwanderer dennoch auf ihre Kosten und die Berge hier bieten einige Besonderheiten. Eine Besonderheit liegt in der Vielfalt der Landschaft zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb begründet. Hier finden sich ausgehend vom kristallinen Urgestein im Schwarzwald alle Deckschichten vom Bunt- sandstein, dem Muschelkalk und dem Keuper bis hin zum Jura-Schichtstufenland der Schwä- bischen Alb. Die unterschiedlichen Gesteine bilden verschiedene Landschaftsformen und Vegetationen aus. Damit Berge entstehen, braucht es immer besondere Umstände in der Erdgeschichte. Einerseits braucht es die Entstehung beson- ders harter und widerstandsfähiger Gesteine, andererseits müssen diese erst einmal empor- gehoben werden und herauswittern, damit ein Berg entsteht. Dabei genügt es nicht, dass eine Region einer Hebung ausgesetzt ist. Voraus- setzung für die Entstehung eines Gebirges ist, dass die Hebung größer ist als die gleichzeitige, fortlaufend stattfindende Abtragung. Beides wiederum kann Schwankungen unterliegen, so dass ein Gebirge zeitweise wächst und zeitwei- se schrumpft. Diese Vorgänge sind sehr kompliziert: So kann man nicht pauschal sagen, dass beispiels- weise die Alpen immer noch wachsen. Insge- samt heben sich die Alpen noch, doch das ist nicht gleichbedeutend damit, dass die Gipfel immer höher werden, denn je höher die Gipfel, desto stärker sind sie in der Regel der Erosion ausgesetzt. Dazu kommt, dass sich nie alle Par- tien eines Gebirges gleich stark heben. Gebirge sind in der Regel durch Bruchzonen in einzelne Schollen getrennt, von denen die einen durch die Kräfte der Gravitation in die Tiefe abgleiten, während andere sich durch den Gebirgsdruck heben. Berge im Schwarzwald und auf der Baar 223

Der höchste Berg befindet sich mit 1.164 m am Farnberg/Martinskapellen Der Schwarzwald und auch die Schwäbische Alb sind als Mittelgebirge nicht unbedingt älter als die Alpen. Ihre Entstehung hängt stark mit der Alpenbildung sowie der Bildung des Ober- rheingrabens zusammen. Die Gesteine sind zwar meist älter als in den Alpen, jedoch war der Bereich des Schwarzwaldes in der Kreidezeit weitgehend eingeebnet, und begann sich vor ca. 70 Millionen Jahren zu heben. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich zumindest Teile des Schwarzwaldes bis heute noch heben, auch wenn die Haupthebungsphase – wie in den Alpen – bereits abgeschlossen ist. Die Hebungs- raten sind allerdings mit weniger als 0,1 mm pro Jahr sehr gering. Es liegt also sicherlich nicht an der fortlau- fenden Gebirgshebung, dass der höchste Berg im Schwarzwald-Baar-Kreis am Farnberg/Mar- tinskapellen mit 1.164 m ü. NN. der neuesten Vermessung nach um einen Meter höher liegt als angenommen. Dies ist zwar absolut der Der höchste Punkt im Landkreis liegt bei 1.164 m ü. NN. im Bereich Martinskapel- len/Farnberg (1, ungefähre Näherung). Vorne der Furtwänglehof in Furtwangen. Blumberg Eichberg 912 m Hüfingen Fürstenberg 918 m Hüfingen Blumberg Länge 923 m Hoher Randen 930 m Blumberg Buchberg 880 m Donaueschingen Schellenberg 821 m 224 Berge im Schwarzwald und auf der Baar 950 m1050 m1150 m1200 m1100 m1000 m900 m800 m850 m

1 Furtwangen Schonach Brend 1.149 m Rohrhardsberg 1.152 m Schonach Farnberg Martinskapellen 1.164 m Landkreis Emmendingen Landkreis Emmendingen Farnberg Griesbacher Eck 1.171 m Obereck 1.177 m Öfingen Himmelberg 941 m Berge im Schwarzwald und auf der Baar 225 950 m1050 m1150 m1200 m1100 m1000 m900 m800 m850 m

2 4 3 1 Vom tiefsten Punkt im Schwarzwald-Baar-Kreis, 470 Meter über dem Meer beim Steinbis-Tunnel an der B33 auf Gemarkung Triberg (1), bis zum höchsten Punkt auf 1.164 Meter im Bereich Farn- berg/Martinskapellen (2, ungefähre Näherung) sind es 694 Meter Differenz. Rechts der 1.152 Meter hohe Rohrhardsberg (3). Als Orientierung kann die Sprung schanze von Schonach (4) dienen. 226

Von Achdorf aus kann man in mehrere Richtungen alpines Gelände ersteigen, links der Eichbergstutz rechts der Buchberg. höchste Punkt im Schwarzwald-Baar-Kreis, und wenn man die etwa 12 Kilometer vom tiefsten Punkt im Landkreis, der Himmelreichkurve bei Gremmelsbach, von 470 m ü. NN erwandert, merkt man schon, dass es ziemlich stark hoch- geht. Jedoch, steht man oben, bemerkt man kaum, wie hoch man sich befindet. Die flache Bergkuppe ist weitläufig bewaldet und unweit davon befinden sich noch etwas höhere Punkte wie das Griesbacher Eck oder das Obereck mit 1.177 m. Immerhin ist in dieser Höhe die Luft schon um einiges dünner: Luftdruck und Sauerstoff- partialdruck sind bereits etwa ein Sechstel ge ringer als auf Meereshöhe. Davon wird man zwar noch nicht höhenkrank, aber für ein Hö- hentraining ist das schon tauglich. Der ambiti- onierte Bergwanderer kommt am meisten auf seine Kosten im vielfach alpinen Steilgelände der Wutachschlucht, der Gauchachschlucht und den Wutachflühen oder aber in den schluchtar- tig eingeschnittenen Tälern im Katzensteig und um Triberg herum. Von Achdorf aus kann man gleich mehrere Anhöhen und Berge besteigen Hier gilt vor allem: Der Weg ist das Ziel. Achdorf ist in dieser Hinsicht ein „Bergsteigerdorf“, von wo aus man gleich in mehrere Richtungen über alpines Gelände Berge oder Anhöhen ersteigen kann. Die Walenhalde zum Buchberg hoch gilt als der höchste Steilhang der gesamten Schwä- bischen Alb. Der Wellblechweg quert diesen Steilhang in einem fast abenteuerlichen Auf und Ab. Flussabwärts unterhalb von Achdorf be- finden sich die höchsten Felswände im Schwarz- wald-Baar-Kreis: die bis zu 85 Meter hohen Wutachflühen. Besonders in solchem Gelände ereignen sich immer wieder Unfälle, zu denen nicht einfach ein Krankenwagen hinfahren kann, sondern wo eine professionelle Bergrettung benötigt wird, um Personen überhaupt erst einmal an einen anfahrbaren Ort zu bringen. In solchen Fällen hilft die Bergwacht mit ihren Ortsgruppen Furt- wangen und Wutach. Berge im Schwarzwald und auf der Baar 227